1080 Rezepte: Spaniens meistverkauftes Kochbuch

Ralf Bender, Redakteur der Lebensmittelzeitung, über den Erfolg des Kochbuchs namens 1080 Rezepte. Das dicke, hochwertige Buch gibt es seit 2014 für einen Preis von nur noch 9,99 Euro im deutschen Buchhandel.  In Spanien ist es seit über 30 Jahren ein Klassiker.

Spanier lesen gerne und viel: Camilo José Cela, Jacinto Benavente, José Ortega y Gasset, Alfonso Sastre, Isabel Allende, Pablo Neruda, Gabriel García Márquez, Rubén Dario, Alejo Carpentier - die Auswahl spanischer und lateinamerikanischer Autoren scheint unendlich. Dabei ist die Basisausstattung eines spanischen Bücherschrankes oft dieselbe.

Fast so beliebt wie Don Quijote

Die umfasst - geht man allein nach den meistverkauften Exemplaren - noch immer die Bibel, zudem die Geschichte des "Ingenioso Hidalgo Don Quijote de la Mancha" von Cervantes sowie ein Kochbuch mit dem fast lapidaren Titel "1080 Recetas de Cocina".

Dieses Werk, das mit seinem gewaltigen Umfang von fast 1000 Seiten genau 1080 Kochrezepte umfasst, gibt es zwar erst seit 1972, doch hat es in dieser Zeit eine Auflage von mehr als drei Millionen Exemplaren erreicht.

Früher ein typisches Hochzeitsgeschenk, wird es längst auch von Studenten, Singles und anderen Alleinversorgern geschätzt. Wobei es heute nur noch im Aniquariat gebraucht zu haben ist.

Drei Jahre Recherche

Drei Jahre lang soll die Autorin Simone Ortega zusammen mit ihrer Tochter Inés an dem Buch geschrieben haben. Ihr Ehemann, José Ortega Spottorno, Sohn des spanischen Philosophen José Ortega y Gasset und Gründer der Tageszeitung El Pais, wollte sie mit diesem Projekt, so wurde es später kolportiert, im Grunde nur von der Idee abhalten, einen Buchladen zu eröffnen. Drei Generationen von Spaniern, die bis heute mit Hilfe dieses Buches den Weg zum Kochen gefunden und die Scheu davor verloren haben, dürften es ihm danken.

Auch Ferran Adrià ist begeistert

Gleich "1080-mal-danke" sagt selbst Ferran Adrià im Vorwort - ein Mann immerhin, der alle Preise und Ehrungen der internationalen Kochwelt abgeräumt hat, der in der Forbes-Liste der hundert einflussreichsten Menschen aufgeführt wird, der von Paul Bocuse gewürdigt wurde und als erster Koch den Lucky Strike Designer Award gewann.

Und Adrià ist nur einer von vielen spanischen Köchen, die mehr oder weniger öffentlich das kulinarische Image des Landes grundlegend gewandelt haben.

Das Erbe der Simone Ortega

Die Basis dazu dürfte nicht selten von Simone Ortega gelegt worden sein, der mit Abstand bekanntesten Köchin dieses an kulinarischem Erbe reichen Landes, und die im Juli 2008 im Alter von 89 Jahren verstarb. Ihr wichtigstes Buch, die "1080 Rezepte" ist jetzt erstmals in deutscher Sprache erschienen.

Darin geht es nicht allein um eine Ansammlung von Rezepten. Das Buch ist gleichzeitig eine Warenkunde und gibt einen profunden Einblick in die spanische Esskultur, ergänzt um moderne Menüs von spanischen und heute weltweit tätigen Spitzenköchen.

Es gibt noch viel zu entdecken. 1080 Rezepte von Simone und Inés Ortega, Phaidon Verlag, Berlin, 2008