Kommentar zum 50. Todestag Francos

Am 20. November 2025 ist der 50. Todestag des Diktators Francisco Franco. In Spanien fällt die Erinnerung an die Diktatur in eine Zeit des Rechtsrucks wie bei uns in Deutschland. Umso mehr hat die Regierung der Sozialisten unter Pedro Sánchez das Recht und die Aufgabe, in diesem Jahr deutlich an das Regime Francos zu erinnern. Und auf den Weg zu bringen, dass die unsägliche Franco-Stiftung endlich verboten wird.

Von Tobias Büscher

Die Ablehnung dieser Erinnerungspolitik ist laut – und oft wenig stichhaltig. Die konservative Volkspartei des Oppositionsführers Alberto Feijóo hat sich im März 2025 im Senat dafür ausgesprochen, weniger an Francos Tod zu erinnern, sondern vielmehr an die zügige Entwicklung der demokratischen spanischen Verfassung nach dessen Ableben.

Befürworter und Gegner gehen sich im Land der Iberer also mal wieder an die Gurgel. Die Spaltung im Land ist nach wie vor mehr als sichtbar. Einst gab es sogar ein Gesetz der Erinnerung, wonach sich Gegner und Befürworter des Regimes nicht mehr gegenseitig anzeigen konnten.

Das Motiv: Eine Klagwelle in großem Stil sollte verhindert werden. Was damals pragmatisch wirkte, ist im Jahr 2025 eine Farce.

20 Prozent der jungen Spanier unterstützen die rechtsnationale Partei VOX, die ähnlich positiv und provokant über Franco spricht wie bei uns die AFD über das Hitlerregime. Es gibt sogar eine Franco-Stiftung, die immer noch moniert, dass inzwischen auch die letzten Reiterstatuen des Diktators aus den Innenstädten verbannt sind. Die letzte übrigens im Jahr 2002 in El Ferrol, der Geburtsstadt des Diktators. La Voz de Galicia titelte damals: Franco landet im Müllcontainer.

Fakt ist: In den vier Jahrzehnten unter Franco sind über 20.000 zum Tode verurteilte Menschen erschossen worden. Die Diktatur kam in all der Zeit mit einer einzigen Partei aus. Westlich von Madrid bauten Strafgefangene ein gigantisches Mausoleum für den Diktator namens Tal der Gefallenen. Und da reden wir noch nicht von verbotenen Parteien, zensierten Filmen und der Tatsache, dass die Katholische Kirche das gesamte Erziehungswesen kontrollierte. Und schon gar nicht von Presse-Unfreiheit und einem kulturellen Geist, der irgendwo in den 1950er Jahren stecken geblieben war.

An Francos Tod nicht erinnern, sondern vor allem an die schnelle Entwicklung hin zur Demokratie, ist kurzsichtig. Denn die Wahrheit ist: Im Untergrund hatte sich in den 1960er Jahren längst eine Opposition formiert, die erst durch den Tod des Diktators voll durchstarten konnte: Die Kommunisten als legale Partei bestimmten die neue Verfassung mit, die 1978 in Kraft trat. Die Movida-Bewegung rund um Pedro Almodóvar forcierte mit Nachdruck ein modernes Spanien, in dem El País links sein durfte, Filmregisseure kirchenkritisch und Frauen Autokäuferinnen.

Übrigens: Francos designierten Nachfolger Carrero Blanco hat die ETA im Dezember 1973 in Madrid getötet. Was wäre eigentlich passiert, wenn Blanco nach Francos Tod noch am Leben gewesen wäre? Klar jedenfalls ist: Während das Attentat von Stauffenberg in Deutschland als Akt des Widerstands anerkannt ist, wird die Ermordung Carrero Blancos kaum als historischer Wendepunkt gewürdigt. Die ETA hat ihren eigenen Widerstand durch späteren Terror schließlich selbst diskreditiert.

Sicher, wir Deutschen sollten nicht zu hämisch über die mangelnde Aufarbeitung der spanischen Geschichte reden. Die sogenannte Entnazifizierung dauerte erheblich länger als die Gestaltung der spanischen demokratischen Monarchie. Den Zweiten Weltkrieg haben die Deutschen auf dem Gewissen, die Spanier waren damals neutral.

Und dennoch: Konservative und Linke in Spanien gehen sich aktuell zu hart an wegen der Erinnerung an Francos Tod. Im Spanischen Bürgerkrieg starben eine halbe Millionen Menschen. Der Diktator konnte Jahrzehntelang seine Macht ausspielen.

Und da stellt sich im Jahr 2025 noch eine ganz andere Frage: Wie kann es sein, dass die erzkonservative Franco-Stiftung FNFF immer noch nicht verboten worden ist? Und als Stiftung sogar Steuererleichterung erhält. Und das in einem modernen europäischen Staat?

Man stelle sich mal eine Mussolini-Stiftung vor, oder eine H ...

Im Jahr 2025 sollte Spanien den nächsten Schritt gehen: Nach der Entfernung der Statuen wäre es konsequent, auch die Franco-Stiftung aufzulösen. Dann hätte die Voz de Galicia wieder einen Titel: „FNFF landet im Müllcontainer“.