Weinschlacht in Haro: Rioja-Rotwein als Munition

Batalla de Vino heißt die Weinschlacht in Haro, einem Ort mitten im Weinanbaugebiet der Rioja. Sie dauert nur eine Stunde, gehört aber zu den berühmtesten Festen Spaniens.

von Tobias Büscher

Ort: Riscos de Bilibio bei Haro. Datum: 29 Juni. Uhrzeit: 10 Uhr morgens. Wein: 70.000 Liter. Mit Rebsaft spritzende Teilnehmer: rund 10.000. Das sind die „trockenen“ Daten zur berühmten  Weinschlacht beim Winzerort Haro.

Das ist erlaubtes Chaos

Alberto Hagemann, der hiesige Tourismuschef, ist ein bärtiger, sehr ruhiger Mann mit deutschen Vorfahren, daher der Nachname. Doch bei der Batalla de Vino, der Weinschlacht, leuchten seine Augen:

„Das ist wie Therapie, das ist erlaubtes Chaos, da ist einmal im Jahr jeder gleich“, erklärt der Direktor: „der Bürgermeister genauso wie der Schafhirte, der pubertierende Dorfjunge wie die Hausfrau“.

Spritzattacken nicht nur aus Weinschläuchen

Fast alle, nicht nur Alberto, tragen an diesem Morgen weiß: weiße Hosen, weiße Hemden und rote Scherpen wie beim Stierkampf in Pamplona.

Klatschnass sind schon nach wenigen Minuten alle, denn hier werden längst nicht mehr nur lederne Weinschläuche über den Köpfen ausgeschüttet und ausgequetscht, sondern es gibt handfestere „Waffen“:

Behälter zur Läusebekämpfung etwa, die den Wein mit ziemlicher Geschwindigkeit verspritzen.

Wer hats erfunden? Miranda oder Haro?

Ursprung dieser Gaudi ist angeblich ein echter Kampf zwischen den Winzern aus Haro und denen von Miranda de Ebro, das nur 22 km entfernt liegt, aber nicht mehr zur Rioja, sondern zu Kastilien ge-hört.

Doch nie hat ein Historiker diese Schlacht belegen können. Das hindert die Bewohner natürlich nicht am Feiern, was sie schon seit dem 18. Jh. tun. Diese Batalla dauert nur eine Stunde und wird von allen gewonnen. 

Schnecken nach der Schlacht

Danach spritzt niemand mehr mit Wein, schon gar nicht im Ort Haro selbst, wo es ab 13 Uhr mittags ein Stiertreiben vor der kleinen Arena gibt. Und danach kommt die Festspeise: Schnecken in roter Soße (caracoles a la riojana).

Neben dem 29. Juni feiern die Bewohner von Haro auch am ersten Sonntag im September. Dann aber nutzen sie den wertvollen Rebsaft für den eigentlichen Zweck, denn vom Rebsaft lebt man hier. Der Ort ist eines der besten und berühmtesten Rioja-Dörfer für Rotwein.

Fiesta-Praxis

Die Weinschlacht von Haro wird nahe der Kapelle San Felices ausgetragen, gut sechs Kilometer nordwestlich von Haro.

Wer mit dem Auto fährt, sollte früh losfahren, möglichst gegen sieben Uhr morgens, um auf dem engen Gelände überhaupt parken zu können. Am besten nimmt man gleich einen der Sonderbusse zur Kapelle.

Fest in Haro bei Rundreise einplanen

Am besten plant man die Fiesta in eine Rundreise mit ein. Wer in Haro ist, sollte auf jeden Fall eine der berühmten Bodega-Weinkeller nahe dem Bahnhof besuchen.

Info: Oficina de Turismo, Pl. Florentino Rodríguez s/n, Tel. 941303366.

Schlafen: Luz, Camilo José Cela 1, Tel. 941304751. Rund 75 €. Zentral gelegen, gut 1,5 km vom Bahnhof entfernt und eines der preiswerteren Hotels.

Essen: In der Altstadt locken einige Restaurants mit gutem Essen, auf jedem Fall aber überdurchschnittlichem Rebsaft. Wenn Sie hier ein Menü für rund 15 € bestellen, bekommen Sie eine ganze Flasche Rotwein dazu.

Ganz einfacher Tafelwein, aber der hat mehr Qualität als mancher teure Tropfen.

Weinprobe in Haro: Zu den besten örtlichen Rotweinen zählt der Prado Enea Gran Reserva der Bodega Muga, Avda. de Vizcaya s/n, Tel. 941311825.

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