Nacho Duato: der Ballett-Tänzer im Porträt
Ein Spanier auf dem Weg nach Russland. Nacho Duato, einer der ganz großen zeitgenössischen Balletttänzer und Choreographen, übernahm 2011 die Leitung des russischen Balletts Michailowski-Theater in Sankt Petersburg und im August 2014 bis 2018 die Leitung des Staatsballetts in Berlin.
von Inka Menstell
In der Ballettwelt eine Sensation: Eine Company mit extrem konservativer Tradition verpflichtet einen jungen, modernen Choreographen.
„Vier oder fünf Truppen haben mir leitende Stellen angeboten, nachdem ich meine Trennung vom Tanztheater Spaniens bekannt gab“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa den Ballettmeister. Dieses Angebot habe ihn am meisten interessiert.
Dass Nacho Duato so viel Auswahl hat, verwundert nicht, denn er hat bereits für die berühmtesten Balletttruppen gearbeitet.
Vom Trapez zum Tanz
Nacho Duato, der mit bürgerlichem Namen Ignacio Duato Barcia heißt, wurde 1957 in Valencia geboren und hat sich schon als kleiner Junge für das Ballett interessiert.
Doch da es damals kaum entsprechende Schulen gab, musste er sich mit Yoga und Trapezturnen zufrieden geben.
Mit 18 Jahren verließ Duato Spanien und ging nach London an die Ballettschule Rambert. Früh interessierten ihn unterschiedliche Tanzstile und so wechselte er bald nach Brüssel zu Maurice Bejart.
Viele Engagements folgten: Duato tanzte unter anderem für das Alvin Aily Dance Center in New York, für das Nederlands Dans Theater in Den Haag oder das Cullberg-Ballett in Stockholm.
Vom Tänzer zum Choreographen
Für sein erstes, selbst choreographiertes Werk „Jardi Tancat“ (1983) gewann Duato auch sogleich einen ersten Preis beim choreographischen Wettbewerb in Köln.
Unzählige Ehrungen folgten, wie etwa die Goldmedaille der spanischen Regierung für seine Verdienste um die Schönen Künste. Immerhin gelang es dem Mann, die spanische Compañia Nacional de Danza als Leiter von 1990 bis 2010 zu einer der führenden europäischen Balletttruppen zu machen.
Ohne das Klassische zu leugnen, hat sie sich der Moderne geöffnet. Und ist auch offen für musikalische Zusammenarbeit, etwa mit dem Komponisten Alberto Iglesias.
Tanztechnik und Leidenschaft
Schaut man dem schlanken, durchtrainierten Choreographen bei der Arbeit über die Schulter, fallen seine sinnlichen und zugleich kraftvollen, leidenschaftlichen Bewegungen auf.
Mit viel Geduld macht er den Tänzern Schrittkombinationen und Gesten vor, immer wieder erklärt er ihnen die Bewegungsabläufe.
Auf seine neue Arbeit in Sankt Petersburg freute er sich, von der Stadt und ihren Menschen wolle er sich inspirieren lassen.
Etwas Provokation schadet nicht
Wie Nacho Duate in einem Beitrag von der Deutschen Welle erklärt, will er die russische Balletttruppe behutsam erneuern, sie langsam mit seinen modernen Bewegungen vertraut machen.
Seine braunen Locken fallen ihm ins Gesicht, als er lachend erklärt, auch in Spanien sei das Publikum erst einmal schockiert gewesen. Grübchen kommen zum Vorschein als der Meister des Tanzes fast schelmisch hinzufügt:
“Aber das ist doch schön, dass ich ein wenig provoziere.“ Auf den südlichen Einfluss im hohen Norden darf man gespannt sein.
Die Autorin:
Die leidenschaftliche Ballett- und Jazztänzerin Inka Menstell war schon während ihrer Zeit beim ZDF vom spanischen Star Nacho Duato fasziniert.