Max alias Francesc Capdevilla
Der katalanische Comic-Autor und Illustrator Francesc Capdevila alias Max (*1956) ist international beliebt. Sein aktueller Superrealist Bardín wirkt wie eine Kulmination seines Gesamtwerks von 1973 bis heute.
von Christian Beck
Der in der Comic-Hochburg Barcelona geborene Francesc Capedevila freute sich in Kindertagen über "Tim und Struppi“ des belgischen Zeichners Hergé. Mit 17 lernte er in Barcelona amerikanische Underground-Comics kennen, insbesondere die von Robert Crumb (bekannt u.a. für „Fritz the Cat“). Obwohl er sofort Feuer und Flamme war, studierte er zunächst Kunst, denn er wollte Maler werden. Max nannte er sich nach seinem Vorbild, dem surrealistischen Maler Max Ernst. Er schloss sich der Gruppe „El Rollo Enmascarado“ an, deren Mitglieder ihre Comics in Fanzines-Magazinen veröffentlichten und illegal auf der Straße verkauften. Ihre Themen rund um Politik, Religion und Sex gefielen dem franquistischen Regime gar nicht und brachten sie immer wieder in Konflikt mit der Justiz.
Aus Peter Pan wird Peter Pank
Ende der 70er entstand das Undergroundmagazin El Víbora. Dort hatte Max seinen ersten richtigen Job, musste jeden Monat acht Seiten abliefern und verdiente sein erstes Geld. In den 80ern leistete er seinen anderthalbjährigen Militärdienst ab. Danach wandelte er sich vom Hippie zum Punk. In der Zeit entstand auch seine erfolgreichste Comic-Serie, die Peter-Pan-Parodie „Peter Pank“, in der der punkige Titelheld mit seiner Bande durch einen Dschungel streift.
Maskottchen des FC Barcelona
Inzwischen pflegt Max in seiner Wahlheimat Mallorca wieder eher den Hippie-Look. Der berühmte und vielfach ausgezeichnete Comic-Autor arbeitet heute vor allem als Illustrator. Er hat Kinderbücher, Werbekampagnen, Platten- und Magazincover illustriert – etwa für den renommierten „New Yorker“. Auch das Maskottchen des FC Barcelona stammt von ihm.
Bardín, der Superrealist
Sein jüngstes Comic-Werk ist „Bardín, der Superrealist“. Die Titelfigur sieht aus wie ein erwachsener Charlie Brown mit einem riesigen kahlen Kugelkopf auf einem schmächtigen, stets korrekt mit Schlips und Anzug gekleideten Körper. Die Geschichten sind voller Anspielungen auf surrealistische Werke. So gerät Bardín eines Tages in eine Traumwelt und trifft dort auf einen Hund mit Anzug und Hut, der sich als „der andalusische Hund“ vorstellt. Dieser jault verzweifelt, dass er aus Dalís und Buñuels gleichnamigen Film herausgeschnitten wurde und ernennt Bardín zum Hüter der superrealistischen Welt. Max nutzt die Traumwelt, um Realität aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Genauso sollte einst der Dschungel, in dem Peter Pank seine Abenteuer erlebte, die Großstadt symbolisieren.
Ligne claire und Underground
Alles, was Max seit frühester Jugend prägte, ist in dieser Serie vorhanden: der Zeichenstil der „ligne claire“ à la Hergé, was wiederum im Einklang steht mit seinen Wurzeln der heute scheinbar altmodischen Underground- und Independent-Comics, und natürlich der Surrealismus. Bereits 2008 kündigte er an, dass er als nächstes Comic-Projekt einen weiteren Bardín-Band plant. Fertig ist der aber bis heute nicht. Wenn das, was lange währt, endlich gut wird, können wir gespannt sein.
Weiterführende Links
Der Zeichner Sergio Aragonés
Der Comic-Autor Francisco Ibáñez Talavera