Spanischer Stolz: Pura Raza Española

Die Erde bebt unter den Hufen des blendend weißen Pferdes, die Muskeln und Sehnen zeichnen sich deutlich unter dem glänzenden Fell ab. Den Kopf stolz erhoben, die Nüstern weit aufgebläht, die lange Mähne weht im Gegenwind. Die Erscheinung der spanischen Pferderasse Pura Raza Española ist beeindruckend. So beeindruckend, dass Herrscher und Könige wie Richard Löwenherz, Friedrich der Große oder Napoleon sich diese Wirkung zunutze machten.

Von Cornelia Schimmel

Auf zahlreichen Gemälden und Reiterstandbildern thronen berühmte Persönlichkeiten der Weltgeschichte auf dem Rücken eines stolzen PRE-Pferdes. Pura Raza Española, kurz PRE, nennt sich die spanische Pferderasse im Fachjargon.

Ein klangvoller Name für eine ehrwürdige Rasse. Ihren Ursprung haben die stolzen Tiere wahrscheinlich um 300 bis 400 n. Chr.

Geprägt wurde das edle Blut von uralten iberischen Pferderassen. Reinweiße Schimmel sind bis heute am häufigsten vertreten. Aber auch Rappen, Braune, Dunkelbraune oder Füchse werden gezüchtet. Zum Film auf Youtube

Andalusier versus Pura Raza Española

Wenn Ihnen das Wort Pura Raza Española völlig neu ist, sind Sie in guter Gesellschaft: Im Volksmund werden die stolzen Pferde allgemein als Andalusier bezeichnet.

Das beschreibt jedoch lediglich die Herkunft der Tiere und verrät noch nichts über die Reinrassigkeit. Merke: Andalusier sind erst einmal alle spanischen Pferde ohne Abstammungsnachweis.

Pura Raza Española dagegen, ist ein geschützter Begriff. Die Ahnen dieser Tiere sind im sogenannten Stutbuch vermerkt und somit nachweislich reinrassig.

Die Zucht der PRE-Pferde wird seit 1912 streng reglementiert. Dadurch lassen sich die Vorfahren anhand des spanischen Stutbuches bis auf mehrere Generationen lückenlos nachvollziehen.

Die Hüter des Pferdebuchs

Mit großer Sorgfalt führt der größte spanische Züchterverein LG ANCCE (Libro Genealógico del Caballo de Pura Raza Española) das Stutbuch, um den unveränderten Fortbestand weiterhin zu sichern.

Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die bis 2006 sogar das spanische Verteidigungsministerium (Ministerio de Defensa de España) in Madrid ausübte.

Wo Pferde tanzen lernen

Besonders im Süden und Südwesten Spaniens, genauer in den Regionen Extremadura und Andalusien, werden PREs gezüchtet.

Interessierte kommen dabei nicht an dem Gestüt der Königlich-Andalusischen Reitschule (Fundación Real Escuela Andaluza del Arte Ecuestre) in Jerez de la Frontera vorbei.

Hier lernen die Vierbeiner die Kunst der Hohen Schule. Dank ihrer Veranlagung zu taktvollen und erhabenen Bewegungen sind sie wie gemacht für die kunstvollen Sprünge und Schritte.

Bei regelmäßigen Shows und der jährlich Mitte Mai stattfindenden Parade Feria del Caballo geht es ums sehen und gesehen werden. Dann tänzeln die Pferde unter ihren barock kostümierten Reitern durch die Manege und jubelnde Menschenmenge.

Die berühmten inneren Werte

„Seht her, ich bin der beste Hengst im Stall!“ scheinen die PREs mit jedem Zucken der ausgeprägten Muskeln zu sagen. Stolz und selbstbewusst wirken sie – als wären sie sich ihrer makellosen Herkunft bewusst.

Umso überraschender ist ein Blick auf den Charakter: PREs sind sanft, ausgeglichen und zuverlässig. Sie bauen schnell eine enge Bindung zu ihrem Reiter auf – eine wichtige Voraussetzung für die waghalsigen Sprünge der Hohen Schule.

Eine lange Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer machen es besonders bei Dressur- und Freizeitreitern auf der ganzen Welt beliebt. Der Kaufpreis ist ebenso stolz wie die Tiere selbst: Zwischen 5.000 und 35.000 Euro. Die große Preisspanne hängt von der Ausbildung und der Abstammung des Pferdes ab. 

Die Autorin

Cornelia Schimmel kam 1986 nahe Köln zur Welt. Sie studierte Germanistik und Psychologie in Bonn und ist leidenschaftliche Texterin und Online-Redakteurin.

Weiterführende Themen

Fernab von Andalusien gibt es in Spanien noch ganz andere Pferderassen. Die rassigen, edlen Menorquiner der Baleareninsel Menorca und Galiciens kleinwüchsige Wildpferde: