Pflanzen und Bäume der Pyrenäen
Das unterschiedliche Klima und der Schutz weiter Landschaftsflächen lassen in den Pyrenäen über 3000 verschiedene Pflanzenarten gedeihen. Von der sattgelben Pyrenäen-Lilie bis zum rosapurpurnen Pyrenäen-Steinbrech.
von Tobias Büscher
Gut 150 Pflanzen sprießen ausschließlich aus dem Boden der Pyrenäen-Bergwelt: Wie impressionistisch hingetupft wirkt das satte Gelb der Pyrenäen-Lilie, deren turbanartige Blüte aus Wiesen und Waldlichtungen hervorlugt. Auf Kalk oder Schiefer wächst der rosapurpurne Pyrenäen-Steinbrech aus einer niedrigen, blaugrünen Polsterstaude. Auf den kahlen Felsen Aragóns wird die hellblaue Pyrenäen-Akelei gut 30 cm hoch und in schattigen Kalkfelsspalten kommt das Blauviolett der fünflappigen Ramondia zum Vorschein.
Von der Kratzdistel bis zur Schachblume
In höheren Lagen bis zu 3000 m widersteht die blassgelbe Pyrenäen-Kratzdistel Wind und Wetter.Kurz nach der Schneeschmelze sieht man überall den Pyrenäen-Hahnenfuß, der auch in den Alpen vorkommt.
Eine eher seltene Schönheit auf Feuchtwiesen ist die Pyrenäen-Schachblume mit verschwommenen Karos. Nicht weniger bunt sind blassblauer Rittersporn, rostrote Alpenrose, geflecktes Knabenkraut, Frühlingsenzian und großblütiger Gemswurz mit dem satten Gelb einer Butterblume, daneben scharlachroter wilder Mohn, dunkelvioletter Fingerhut oder blauviolette Glockenblumen, die mit großen, fast durchsichtigen Glocken an Felsen und verfallenen Mauern von Katharerburgen im Ariège gedeihen.
Alpenglöckchen und Orchideen
Auch Alpenglöckchen, Windröschen und verschiedene Krokusarten sind zu sehen und so manche Bergwiese ist mit Orchideen übersäht.
Neben dem variablen Klima und den verschiedenen Landschaftsformationen wie Felshängen, Wiesen oder Geröllhalden führen auch die unterschiedlichen Höhenstufen zu diesem großen Artenreichtum.
Fünf Vegetationsstufen der Pyrenäen
Botaniker gliedern die Gebirgsflora der Pyrenäen in fünf verschiedene Vegetationsstufen. In mittleren Lagen bis zu 1100 m Höhe (kolline Stufe) wachsen Eichen und Kastanien, Rotbuchen und Tannen.
Daran schließt sich die montane Stufe bis 1800 m an, wo Birken und Ebereschen von Tannen und Kiefern abgelöst werden. Laubbäume können oberhalb dieser Grenze nicht mehr wachsen und so findet man in Lagen über 1800 m (subalpine Stufe) nur noch Kiefern, die so frostresistent sind, dass sie sogar noch in 2500 m Höhe vorkommen.
Resistente Hakenkiefer
Bis zu 25 m hoch werden die Hakenkiefer mit kurzen blaugrünen Nadeln und die Waldkiefer mit deutlich schwärzlicherer Rinde. Die Kiefern verdunkeln ganze Gebirgszüge, allerdings wurden viele Bäume für die Weidewirtschaft gefällt. Diese Almen bilden im Frühsommer ein Blumenmeer aus Schwertlilien, Zahnlilien, Enzian, Windröschen und anderen Pflanzen. Keine Chance haben die meisten Gewächse über 2500 m (alpine Stufe), wo auch die Baumgrenze liegt.
Temperaturschwankungen bis zu 50 Grad
Temperaturschwankungen bis zu 50° Celsius und Schnee bis in die Sommermonate lassen an den Felsflächen und Geröllhalden nur Zwergpflanzen gedeihen wie die Polster- und Rosettenpflanzen. Über 3000 m liegt schließlich die nivale Stufe mit wenigen Gletschern.
Obstbäume im Pyrenäen-Vorland
Im Pyrenäen-Vorland gedeihen Obstbäume und Beerensträucher. Um Prades herum wachsen im sonnenverwöhnten Conflent Apfelsinen- und Apfelbäume, um das baskische Cambo-les-Bains herum erntet man weite Blaubeerfelder ab, die Trauben südlich von Pau und westlich von Figueres werden zum schmackhaften Jurançon oder zum etwas ranzig schmeckenden Alt-Emporadà-Wein weiterverarbeitet.
Weiterführende Links
Pyrenäen: Natur und Nationalparks