Nájera: Kleinstadt am spanischen Jakobsweg
Der örtliche Fußballclub kickt in der 3. Liga, die Jakobspilger bleiben nur eine Nacht und der junge Bürgermeister des Rioja-Städtchens betreut knapp 8000 Bewohner. Nájera ist ein ruhiger Ort am Camino. Früher allerdings gab es hier Könige und Keilereien.
von Tobias Büscher
An einem Vormittag Ende September. Die Pilger haben die örtlichen Herbergen längst verlassen. Am Abend zuvor waren sie und die Bewohner schon weit vor Mitternacht im Bett, die Kneipen zu. Und auch jetzt um 10 Uhr morgens ist es still in der Kleinstadt.
Ich stehe auf dem Platz vor dem Kloster Santa Maria und will den Kirchenbau der Kleinstadt Nájera fotografieren. Doch von unten aus gesehen kippen die Fassaden nach hinten. Also frage ich gegenüber beim Bürgermeisteramt nach.
Und die Überraschung ist groß. Der Alcalde (*1983 in Najera) höchstselbst führt mich in den dritten Stock in sein Zimmer mit bestem Blick. Seine Architekturbeauftragte holt inzwischen eine Leiter, damit der Journalist auch vom Dach aus noch fotografieren kann (siehe Bild oben). Jonas Olarte heißt der Alcalde, Ohrenklipp links, junges Gesicht, Mitglied der linken Partei PSOE.
Er zeigt auf den Platz und sagt: "Meine erste Amtshandlung ist, das vor dem Monasterio keine Autos mehr parken dürfen. Das sieht nicht gut aus und wir haben hier Parkflächen genug."
Als Nájera noch Königssitz war
Bürgermeister Jonas ist seit Juni 2015 im Amt. Und seine kleine Stadt 27 km westlich von Logroño ist gut aufgestellt. Viele arbeiten in den Pensionen der Pilger oder außerhalb in den Weinbergen. Arbeitslose gibt es kaum. Und die Kriminalität? Bestenfalls im Museum im Klosterkomplex sichtbar, wo vorübergehend Meisterfälscher der spanischen Kunst ausgestellt sind.
Vor 1000 Jahren war alles anders. Als die Mauren Pamplona einnahmen, entstand das Königreich Reino de Nájera (923-1076). Einer der wichtigeren Figuren war Sancho III. Und so ist in der Grabkammer des Klosters ein Sammelsurium an wertvollen Granitsärgen sichtbar.
Im Kloster, 1052 von Garcia III. gegründet. Und der ist angeblich einem Falken und einer Taube in die Grotte an dieser Stelle gefolgt und entdeckte eine Marienfigur. Und klar, der Ort des Wunders ist besonders hervorgehoben und schummrig zugleich.
Und dann ist Nájera noch als der Ort bekannt, wo sich Mitte des 14. Jahrhunderts der erste kastilische Bürgerkrieg ereignete names Schlacht von Nájera. Mit so illustren Protagonisten wie Karl der Böse und Peter der Grausame ...
Rioja-Tapas und Navarra-Könige
Nájera ist aber nicht nur für seine Königsgruft mit all den Toten aus dem Mittelalter berühmt. Auch die Tavernen lohnen sich. Weniger das mittelmäßige Restaurant der Herberge Hispano, als vielmehr das El Buen Yantar im Altstadtkern. Dort in der Gasse Mártires 19 gibt es zum Rioja-Wein bestes Grillfleisch, was auch der DuMont-Führer Galicien & Jakobsweg empfiehlt.
Und die Pilger lieben vor allem die Tavernen direkt am Fluss Najerilla. Wo sie gerne mal einen Rotwein namens Tobia probieren zu Spargel und Lammfleisch. Um dann spätestens um 22 Uhr vor Erschöpfung ins Bett zu fallen ...Infos zu NájeraOficina de Turismo: Pl. San Miguel 10.Webseite des Bürgermeisters von Nájera
Unterkunft. Achtung: Das große Hotel Fernando hat geschlossen. Alternativ und in der Nähe gibt es das Hostal Hispano mit Doppelzimmern für rund 40 € mit TV und Bad.