Rundgang durch Ibizas Hauptstadt Eivissa
Die mauerumringte Altstadt Eivissa auf Ibiza ist hügelig und sehr attraktiv. Von der Hafenpromenade Passeig de Moll geht es durch das Fischerviertel Sa Penya direkt in die Altstadt Dalt Vila.
Text und Fotos: Tobias Büscher
Ob Phönizier, Römer, Mauren oder Piraten, Ibizas heutige Hauptstadt hat eine Menge erlebt, von der Belagerung bis zur wirtschaftlichen Blüte.
Sie wirkt nicht wie eine Weltstadt, hat aber ein weltberühmtes Nachtleben. Sie ist weißgetüncht und mauerverstärkt zugleich, offen zum Meer hin und beengt in den schmalen Gassen der Oberstadt Dalt Vila.
Unser Rundgang führt zu den Highlights der Stadt Eivissa, er beginnt im alten Fischerviertel, geht weiter durch die festungsartige, fast museal-schöne Oberstadt und endet mit einer wunderbaren Aussicht auf den großen Hafen von Ibiza und das strahlend blauen Mittelmeer.
Die Route konkret: Vom Tor de Ses Taules führt unser Rundweg zu den Highlights Museum für Moderne Kunst, Kirche Sant Domènec, Rathaus Ajuntament, Kathedrale Santa María de las Nieves, Museu Arqueològic, Madina Yabisa, Museu Puget, El Castell und dem Mauerabschnitt Baluard de Sant Bernat.
Hafenpromenade, Fischerviertel und Shops
Unser Ausgangspunkt ist die Hafenpromenade mit den kleinen Shops und Cafés. Davor liegt einer der wichtigsten Stadthäfen des Mittelmeers.
Die gewaltigen Kreuzfahrtschiffe sowie die Fähren nach Mallorca und zum Festland stehen im krassen Kontrast zu den kleinen Gassen des einstigen Fischerviertels San Penya und dem danebenliegenden Viertel La Marina.
Noch vor wenigen Jahren war es ein eher schmuddeliger Ort, wo marokkanischer Hasch so stark im Umlauf war wie gefälschte Markenuhren.
Heute dagegen verkaufen die Anwohner hier strahlend weiße Ibiza-Mode, kochen Paella in den Fischertavernen und betreiben jede Menge Musikläden, Shops für Disko-Eintrittskarten und Kitsch aller Art.
Vor allem rund um die Straße Carrer d´Enmig sind die Hippiemärkte mit ihren vielen Buden beliebt. In der Parallelgasse Carrer de Barcelona liegen die Disco-Schuppen und in den Gassen Mare de Déu und Carrer de la Verge sind so viele Schwulenbars, dass kein Zweifel mehr besteht:
Eivissa ist nach Sitges auf dem Festland und Madrids Viertel Chueca die Hochburg der Schwulen in Spanien.
Zwei kopflose Römerstatuen am Stadttor
Von dem Straßengewirr aus geht es direkt hinauf in die Oberstadt durch das legendäre Stadttor Portal de Ses Taules, flankiert von zwei kopflosen Römergestalten.
Das Tor ist Teil des meterdicken Mauerwerks aus dem 16. Jahrhundert rund um die gesamte Altstadt Dalt Vila mit ihren heute rund 750 Bewohnern. 30 Jahre hat es damals in der Zeit der Renaissance gedauert, bis sie stand, doch der Aufwand hat sich gelohnt.
Im geschützten Innern bietet die Dalt Vila einen wunderbaren Einblick in die Geschichte der Stadt und ist entsprechend von der UNESCO zum Weltkulturerben ernannt worden.
Grafiken von Ibiza 59, Blattgold im Rathaus
Gleich rechts am Bollwerk liegt das Museu d´Art Contemporani, wo einst Kanonenkugeln und Pulver untergebracht waren.
Heute zeigt das Museum für moderne Kunst rund 400 mehr oder weniger gelungene Ölgemälde und Grafiken von Künstlern der Insel oder solchen, die sich hier niedergelassen haben.
Zu ihnen gehört auch der 1925 in Köln geborene Erfolgsmaler Erwin Bechthold, Gründer der Künstlergruppe Grupo Ibiza 59.
Um einiges älter ist die schöne Kirche San Domènec mit dem angeschlossenen heutigen Rathaus (Ajuntament) östlich des Haupttors.
Seit 1580 residierten hier die Mönche des Dominikanerordens, bis sie 1835 enteignet wurden. Die Ziegeldächer des äußerlich schlichten Baus wirken fast maurisch, im Innern dagegen sind die mit Blattgold verzierten Altäre und die Fresken ausgesprochen barock.
Praktische Tipps: Museu d´Art ContemporaniC/Ronda Narcís Puget s/n, Mai–Sept. Di–Fr10–13.30, 17–20, Sa und So 10–13.30, sonst Di–Fr. 10–13.30, 16–18 Uhr.
In den Räumen aus dem 18. Jh. haben einst die Soldaten den Kasernenton ertragen. Heute zeigen die Wechselausstellungen Bilder und Grafiken von Künstlern der Insel.
Knochen, Keramik, Käfersteine
Über den Platz d´Espanya geht es noch weiter zurück in die Geschichte Ibizas: zum Museo Arqueològic.
Wo einst die Universität stand, sind heute bis zu 3000 Jahre alte Fundstücke ausgestellt, darunter Knochen und Keramik aus dem Megalithgrab Ca Na Costa der Nachbarinsel Formentera.
Gerade neumodisch wirken dagegen schon die vorchristlichen Götterfiguren, die römischen Ölkännchen, die punischen Halsbänder und die Münzen aus der Zeit der islamischen Vorherrschaft.
Aber auch ägyptische Amulette mit Käfersteinen (Skarabäen) gibt es zu sehen, welche den erstaunlich umfangreichen Seehandel damaliger Zeiten bezeugt.
Praktische Tipps: Museu ArqueològicPl. de la Catedral 3, April–Sept. Di–Sa 10–14,18–20, So 10–14, sonst Di–Sa 9–15, So 10–14 Uhr.Die moderne Einrichtung mit Gangschlauch und Ausblickplattform steht in schönem Kontrast zu den steinalten Schätzen der Vergangenheit.
Zu sehen sind Schaubilder der antiken Stadtstruktur genauso wie römische Öllampen, phönizischen Münzen und die Statue der Fruchtbarkeitsgöttin Tanit.
Unter praller Sonne: Die Kathedrale Unsere Jungfrau des Schnees
Wesentlich imposanter als die vielen Gegenstände im historischen Museum ist die wehrhafte Kathedrale Nostra Senyora de las Neus. Sie ist nicht nur das älteste Bauwerk der Altstadt, sondern nimmt einen Platz ein, wo die Römer einst ihrem Gott Merkur huldigten.
1235 begannen die Arbeiten am heutigen Kirchenschiff, von dem allerdings nur noch die Sakristei und der Glockenturm gotisch sind.
Der Grund: Das Gebäude haben Baumeister im 18. Jh. auf Wunsch der Regenten fast vollständig erneuert. Kurios wirkt der Name der Kathedrale.
Er bedeutet Unsere Jungfrau vom Schnee, und selbiger fällt auf Ibiza nun wirklich sehr sehr selten. Und so ist die Namensgebung auch purer Zufall. Die Katalanen eroberten die Insel am Gedenktag der gleichnamigen Heiligen im Jahr 1235.
Damit war der Name geradezu unumgänglich und die Schutzheilige war von nun an bis heute als Bildnis im Altarraum zu sehen.
Ein Tipp an dieser Stelle für Fans von sakraler Kunst: Im angeschlossenen Diözesanmuseum sind einige Kirchenschätze ausgestellt, darunter Bildtafeln mit Teufelsfratzen aus dem 16. Jh.
Praktische Tipps: La Catedral, Pl. de la Catedral s/nKathedrale Di-Sa 9.30–13.30, 17–20 (variabel), Messen So und Fei 10.30 Uhr. Diözesanmuseum Mo 9.30-13.30, Di-Sa 9.30–13.30, 18–21 Uhr, Eintritt € 1,50; im Winter oft geschlossen.
Die Kathedrale Nostra Senyora de las Neus ist morgens für einen Besuch besonders geeignet, wenn es noch nicht so voll ist.
Der wehrhafte Bau aus dem 14. Jh. mit seinen barocken Elementen birgt im angeschlossenen Museum einige Kostbarkeiten, darunter Bildtafeln mit Teufelsfratzen und seltene Kelche aus dem 16. Jh.
Ibizas Burg Es Castell
Die Burg Es Castell mit dem gewaltigen Turm Torre del Homenaje ist Teil der mittelalterlichen Anlage und liegt gleich an der Südwestseite des großen Platzes der Kathedrale.
Das gewaltige Bauwerk aus rötlichem Sandstein, auch Castell Almudaina genannt, ist zur Zeit der Recherche restauriert worden für eine Luxusunterkunft der Hotelkette Paradores.
Die Gäste werden dort nächtigen, wo einst erst eine punisches Heiligtum und später dann ein maurischer Palast stand, bevor die Christen den Hügel für sich einnahmen.
Die Eröffnung ist in sofern spektakulär, als das die Hotelkette auf dem Festland gelinde gesagt schwächelt. Mehrere der staatlichen Unterkünfte in historischen Gebäuden sind aus Gästemangel ganz oder während der Wintermonate geschlossen.
Auf Ibiza droht dieser Trend nicht. Wer hier nächtigen möchte, sollte sich nach der Eröffnung früh um die Reservierung kümmern.
Madina Yabisah in der Verteidigungsmauer
So gar nicht christlich geht es im nahegelegenen Museum Madina Yabisah zu. Es veranschaulicht, wie die Stadt vor der Einnahme der Katalanen aussah, also in der Zeit vor 1235 unter islamischer Herrschaft.
Das Gebäude selbst ist in Teilen in die originale Verteidigungsmauer aus der Zeit der Mauren eingebaut und veranschaulicht, wie die Moschee damals aussah und wie clever die Bewohner ihre Bewässerungsanlagen für frisches Obst und Gemüse auf der Insel organisierten.
Praktische Tipps: Centre d´Interpretació Madina YabisaJuli–Aug. 10–14, 18–21, sonst 10–14, 17–20 Uhr, So 10-14 Uhr, Mo geschl. Eintritt € 2
Thema des Museums ist das maurische Ibiza vor 1235. Untergebracht sind die Fundstücke und Schaubilder im früheren Gerichtshof, der Casa de la Cúria.
Krönender Abschluss: Aussichtspunkt Baluard de Sant Bernat
2007 eröffnet ist das Museu Puget, das ganz auf die Arbeiten der Familie Puget aus Ibiza spezialisiert ist. Vater Narcís Puget (1874−1960) und Sohn Narcís Puget Riquer (1916−1983) haben vor allem das traditionelle Landleben in Öl festgehalten.
Ihre Villa mit gotischen Innenhof dagegenwirkt ausgesprochen feudal und ist schon für sich einen Besuch wert.
Von dort lohnt der kurze Weg über die Straße Carrer de la Universidad zum Aussichtspunkt Baluard de Sant Bernat. Hier ist die Aussicht auf die Stadt und das Meer fantastisch, die bis zur Nachbarinsel Formentera reicht.
Praktische Tipps:
Museu PugetC/Sant Ciriac 18, Mai–Sept. Di–So 10–13.30, Di–Fr. 17–20, sonst Di–So 10–13.30, 16–18 Uhr.
Das wunderschöne Herrenhaus aus dem 18. Jh. ist seit 2007 Museum und zeigt 130 Bilder der Familie Puget, vor allem blühende Mandelbäume und Essgelage in Öl.