Stadt, Luft, Fluss: Madrid Río
Europäische Großstädte leiden unter ihren Verkehrslawinen und dem Smog. Auch Madrid ist davon betroffen. Doch Spaniens Hauptstadt hat ein unvergleichliches Ökoprojekt in die Tat umgesetzt: Das Erholungsgebiet Madrid Río am Fluss Manzanares. Nach zwei Jahren ist die Bilanz sehr positiv. Es gibt kaum ein Café oder Biergarten, dafür aber viele Grünflächen und moderne Brücken. Und die Luft in Madrid ist spürbar besser.
von Tobias Büscher
Anders als die Themse in London und die Seine in Paris kennt kaum jemand Madrids Fluss Manzanares. Der tauchte bis vor kurzem sogar nicht einmal auf Postkarten auf, denn er war ein Rinnsal in einem grauen Kanal, umgeben von ohrenbetäubendem Lärm im Südwesten des Zentrums.
Selbst Enten hielten es auf dem Dreckswasser nicht aus. Doch seit 2011 ist das anders.
Stadtautobahn M 30 endlich unterirdisch, darüber 26000 Bäume
Das wichtigste Ökoprojekt der jüngeren Stadtgeschichte ist Realität geworden. Sein Name: Madrid Rio, was so viel heißt wie Madrid Fluss. Nach über zehn Jahren Bauzeit ersetzt eine sechs Kilometer lange Grünfläche mit Strand neben dem Arganzuela-Park die Stadtautobahn M 30.
Die Stadtplaner haben sie zwischen den Brücken Rey und Princesa nach unten verlegt und darüber 26 0000 Bäume angepflanzt, die allmählich wachsen und für Schatten sorgen.
Platz für Sport und kuriosen Brücken über dem Manzanares
Die Stadtplaner rund um den französischen Architekten Dominique Perrault haben für fünf Aussichtspunkte und eine kurios geschwungene neue Arganzuela Brücke gesorgt (erreichbar mit der Buslinie 18 ab Plaza Mayor).
Weiterhin schufen sie einen Kanal für Ruderer, Boccia-Bahnen, elf Spielplätze, Skaterpisten, ein Kletterparcour und einen zehn Kilometer langen Radweg (Radverleih an der Puente del Rey).
Spaziergänger laufen am Besten ab der Manzanares-Brücke Puente del Rey hinter dem Königspalast nach Süden, vorbei an der ältesten Brücke Madrids, der Puente de Segovia.
Und dann weiter Richtung Süden bis zum Highlight des neuen Erholungsgebiets von Madrid: der Grünanlage Parque de Arganzuela mit ihrem schönen Aussichtspunkt (Mirador) mit Blick auf das Stadtzentrum.
Sozialen Missstand überbrückt
Die Luft in Madrid ist spürbar besser geworden, doch es gibt auch einen sozialen Aspekt. Die hypermoderne Brücke Arganzuela und die Brücke Y verbinden die Stadtbezirke Carabanchel und Arganzuela.
Seither fühlen sich die Bewohner Carabanchels nicht mehr ausgegrenzt wie zuvor, als die M30 wie ein sozialer Schnitt durch Madrid wirkte. Nur einen Wermutstropfen hat das: Die Quadratmeterpreise der Wohnungen dort sind rapide gestiegen ...