Meister Mateo: sein Pórtico de la Gloria in Santiago

Santiago de Compostelas Kathedraleneingang Pórtico de la Gloria ist das romanische Werk von Meister Mateo. So berühmt seine genialen Figuren auch sind, über den Mann selbst wissen wir so gut wie nichts. Das Skulpturenwerk dagegen gilt als Highlight romanischer Kunst. Und der Künstler selbst steht auf der Rückseite der Hauptsäule des Tors der Glorie. Behaupten jedenfalls die meisten. Andere glauben, es sei das Bildnis eines Pilgers.

von Tobias Büscher

Ein Dokument der Kathedrale von Santiago de Compostela belegt dagegen eindeutig: Baumeister Mateo arbeitete im Jahr 1188 an dem Tor zur Kathedrale.

Er wohnte ganz in der Nähe des Gotteshauses und bekam einen Jahreslohn von 100 Goldstücken. Von König Fernando II höchstpersönlich, der ein solches Gehalt sonst nur Adeligen zahlte.

Mateo soll um 1150 zur Welt gekommen sein und zwischen 1200 und 1212 gestorben sein. War er Spanier? Oder Franzose? Und wer waren seine Vorbilder und Lehrer?

Sicher ist nur: Der Baumeister war durch und durch von der Romanik geprägt. Die Figuren an seinem Portal, die zwischen 1168 und 1188 entstanden, sind stark beeinflusst von der Offenbarung des Johannes: Inklusive Jesus am Kreuz, Heilige und Dämonen, Musik- und Folterinstrumente.

Die Skulpturen sind so dargestellt, wie es selten einem Künstler dieser Zeit gelang (siehe unten). Entsprechend oft ist sein Portal kopiert worden, besonders deutlich sichtbar am Hauptportal der Kathedrale von Ourense südöstlich von Santiago.

Kopf und Finger weg: Santo dos Croques und Wurzel Jesse

Der Pórtico de la Gloria besteht aus einem Hauptportal und zwei Seitenportalen. In der Mitte ist die Wurzel Jesse aus Marmor sichtbar.

Früher haben hier Abertausende Pilger ihre Hand aufgelegt, was über die Jahrhunderte zur handförmigen Vertiefung im Gestein führte.

Und auf der Rückseite haben sie mit ihrer Stirn den Kopf der Mateo-Figur (siehe Bild oben) berührt. Das sollte die Intelligenz steigern.

Doch 2008 hat der Kathedralen-Dekan José María Diaz das für immer verboten. Offiziell, weil der Pórtico dadurch in Gefahr sei. In Wirklichkeit, weil solche Bräuche dem Kathedralenvorstand nicht fromm genug waren.

Auch heute dürfen sich nur noch Restaurateure wie die Spanierin oben im Bild der Mittelsäule richtig nahe kommen. Die Wurzel Jesse "schützt" seither ein Eisengitter.

Königin Esther als Vorlage für Käseproduzenten

Die Figuren an dem Pórtico hat Mateo mustergültig angebracht. Über allem ist Christus als Weltenrichter sichtbar, umringt von den 24 Ältesten mit ihren Musikinstrumenten. Instrumentenbauer haben die Harfen und Geigen übrigens originalgetreu nachgebaut. Sie sind immer mal wieder bei klassischen Konzerten im Einsatz.

Natürlich nicht fehlen dürfen die vier Evangelisten, die Propheten, die Apostel lebhaft im Gespräch vertieft, die Engel, Monster der Apokalypse und die wilden Tiere wie Adler, Bären und Löwen.

Ein Kuriosum ist im linken Seiteneingang die Figur der Esther. König David blickt sie an und sein Granitgesicht hat sich im Laufe der Zeit errötet. Der Volksmund sagte, er blicke auf den großen Busen der Esther. Die Folge: Ein Bischof ließ den Busen kleinermeißeln. Aus protest erdachten die Galicier daher den Queso de Tetilla, wörtlich Busenkäse. Er besteht aus Kuhmilch und ist ein Klassiker der galicischen Küche.

In der Barockzeit bekam die Kathedrale von Santiago ihr heutiges Aussehen. Und so müssen die Pilger und Besucher erst durch das Hauptportal, um direkt dahinter den Pórtico zu sehen. Sehen, wohlgemerkt. Berühren ist ja inzwischen verboten.

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