Spanien als Drehort von Dr. Schiwago
1964 entstand der US-Film Dr. Schiwago mitten im Kalten Krieg. Entsprechend drehte der Regisseur statt in Moskau im Madrider Viertel Canillas. Und die Provinz Soria hätte sich fast in Sibirien verwandelt. Hätte. Denn weil wochenlang kein Schnee fiel, mussten Omar Sharif, Klaus Kinsky, Geraldine Chaplin und Julie Christie für einige Winterszenen nach Finnland umziehen.
von Tobias Büscher
Beim letzten Besuch der Provinz Soria im Herbst 2016 erzählte mir ein Anwohner von den Dreharbeiten zum Film Dr. Schiwago vor 52 Jahren. Regisseur Sir David Lean war mit den Starschauspielern aus Hollywood angereist.
Hier wollte er das Leben des Arztes in den Wirren der Zarenzeit in bewegte Bilder umsetzen, inklusive Liebeszenen und politische Demos der russischen Linken.
Die Provinz Soria nördlich von Madrid liegt in einer der kältesten Gegenden Spaniens. Und so hatte Lean auch die Schneeszenen vor Ort geplant. Doch das Wetter spielte nicht mit.
Es kam nur zu einigen wenigen Szenen vor Ort, weil die Temperaturen tagelang nicht sinken wollten. Wer sich heute den Film anguckt, findet die Schneelandschaften wunderbar. Sie sind allerdings größtenteils in Finnland aufgenommen, wo die Crew hinreisen musste.
Die Internationale? Nicht mit Francos Guardia Civil
Gute Bedingungen fand der Regisseur dagegen in Madrid vor. Zunächst. Nahe dem Flughafen Barajas ließ er für den Film nach Vorlage von Boris Pasternak 120.000 Quadratmeter Sperrholz auftürmen, bis die Straßenszene der von Moskau glich. Viele der Szenen sind tatsächlich im spanischen Madrid entstanden.
Nur eine nicht. Als der Regisseur die Zarenpolizei gegen Demonstranten anreiten ließ, sangen diese die Internationale. Und zwar sehr laut. Franco war erzürnt. Die Guardia Civil machte dem Spuk ein Ende, denn kommunistische Töne waren während der Franco-Diktatur tabu. Also zog die Crew für den Film noch einmal um. Nach London, wo die Schauspieler die Szene problemlos nachspielten.