El Juli - das gehörnte Wunderkind
Julián López Escobar alias „El Juli“ ist der Superstar unter den Toreros. Schon als kleiner Junge wollte er Stierkämpfer werden. Heute gilt er als einer der besten seiner Zunft.
von Melanie Hahn
Das Haar zur Seite gekämmt, wirkt der in Madrid geborene „El Juli“ (28) eher wie ein braver Jurastudent als ein Mann, der es mit kampfwütigen, wilden Stieren aufnimmt.
Es ist vielmehr seine aufrechte Haltung, die ahnen lässt, wie elegant und stolz er sich durch die Arenen der Welt kämpft. Und das mit großem Erfolg. In Spanien und Mexiko wird er gefeiert und umjubelt wie ein Popstar.
Hierzulande schaffte er den Durchbruch mit einem Unfall: Ein Stier hat ihm im Juli 2010 in Pamplona am Hoden verletzt.
Alles andere als ein Halsabschneider
Der Stierkampf ist Julián López Escobar in die Wiege gelegt: Sein Vater arbeitete jahrelang in dieser Branche. Als Neunjähriger sammelt er erste Erfahrungen in einer Arena. Damit ist sein Berufswunsch besiegelt. Zunächst lernt er in einer der renommiertesten spanischen Stierkampfschule, der "Escuela de Tauromaquia de Madrid".
Da dort ein Abschluss erst mit 16 möglich ist, geht Julián nach Mexiko, wo er mit gerade mal 15 Jahren sein Debüt gibt. Mit blutjungen 17 absolviert das Wunderkind die Alternativa, die große Torero-Weihe auf der Plaza Las Ventas von Madrid. Bislang hat er in insgesamt 1256 Corridas stolze 1973 Ohren und 71 Stierschwänze abgeschnitten.
„Stierkampf ist wahrhaftige Kunst“
Die Corridas sind weltweit umstritten: Für Tierschützer sind sie pure Tierquälerei. Die Katalanen haben dem Stierkampf mittlerweile den Todesstoß versetzt und ihn verboten.
Bevor man den Stierkampf kritisiere, solle man jedoch das entwürdigende Fernsehprogramm ändern. Das habe weitaus negativere Auswirkungen auf Kinder als die Corridas.
Sie seien Teil der spanischen Kultur und müssten von der Regierung geschützt werden, fordert „El Juli“ in einem ABC-Interview. „Der Stierkampf ist eine intensive und wahrhaftige Kunst, etwas Einzigartiges: Ein Mann, der sein Leben im Kampf mit einem wilden Tier riskiert, es überwältigt", schwärmt er – laut Spiegel online.
Zwei Wochen zuvor hat ein Stier ihn überwältigt und an seiner sensiblen Stelle schwer verletzt. Ein Wunder, dass nicht mehr passiert ist.
Die Autorin:
Melanie Hahn hat Pädagogik, Soziologie und Spanisch in Köln studiert. Seither ist sie als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Kulturbereich und als PR-Beraterin tätig.