Unterwegs in der Weinregion La Rioja

Bodegas, Winzerorte und ein Flug mit dem Heißluftballon über Weinhügel. Unsere Reporterin hat die kleinste Region Spaniens besucht. Und fand sie ganz groß. Am Ende dieses Artikels zeigt sie uns, welche lokalen Weinproduzenten sich einen besonders guten Ruf erarbeitet haben.

von Susanne Reuter

In der Rioja empfängt mich die junge Martha und führt mich durch den Garten des Restaurants Venta de Moncalvillo voller Kräuter, Blumen, Salatbeeten, Obstbäumen und Gartenteich.

Das Haus leiten die Brüder Ignacio und Carlos Echapresto, der erste Chefkoch, der zweite Sommelier. „Unser Garten liefert uns fast alles, in der Küche verwenden wir vor allem frische Produkte aus dem eigenen Garten. „Wir experimentieren gerne mit frischem Gemüse wie Zucchini, Tomaten und Artischocken“, sagt Martha.

Während wir im Schatten Platz nehmen, werden ‚Garden Bites‘ serviert. Zarte Kohlrabischeiben mit Rote-Beete-Mousse, gekühlte Champignoncreme - ein Gedicht, dazu ein Glas eisgekühlter Lumen Rioja Sekt.

"Seit 2018 arbeiten wir biodynamisch, machen unseren eigenen Kompost aus den organischen Küchenabfällen und verzichten auf Chemikalien.“ Sonnenkollektoren auf dem Dach erzeugen gut ein Drittel der Energie.

Dafür bekam das Haus sogar das Zertifikat für effiziente und nachhaltige Küche. „Die Umgebung ist ein perfekter Lieferant: Im Herbst sammeln wir zum Beispiel Pilze in den umliegenden Wäldern.

Das anschließende Degustationsmenü ist ein Beweis für die Kreativität des Hauses in der Rioja: Geschmackserlebnisse der Extraklasse, begleitet von erlesenen Weinen. Genau der richtige Auftakt für einen Streifzug durch die Region.

Im Heißluftballon über die Sierra

Kulinarisch hat die Rioja also einiges zu bieten. Optisch aber auch. Das Hotelrestaurant Echaurren liegt im Herzen der Rioja, umgeben von den majestätischen Bergen der Sierra de la Demanda, wo Wanderer und Biker unterwegs sind. Die Sierra de la Demanda beeinflusst durch die hügelige und gebirgige Landschaft das Klima der Region. Und das werde ich gleich von oben sehen.

Die Berge bieten Schutz vor extremen Wetterbedingungen und mildern Temperaturschwankungen, was gut für den Weinanbau ist. Schneeschmelze und Niederschläge gelangen in Flüsse und Bäche. Aus der Vogelperspektive zeigt sich die herrliche Landschaft besonders schön.

Es ist früher Morgen. Ich stehe am Startplatz und wir beobachten, wie die Vorbereitungen für eine Ballonfahrt voranschreiten. Als sich die Ballonhülle langsam mit heißer Luft füllt und sich der Korb aufrichtet, geht es los.

Wenige Minuten später erhebt sich der Ballon nahezu lautlos. Nur das Zischen des Traggases unterbricht ab und zu die Stille. Wir steigen auf und genießen die perfekte Kulisse. Die Vorfreude auf die Fortbewegung mischt sich mit der Neugier, was es alles zu entdecken gibt. Nach der obligatorischen Ballonfahrertaufe geht es einige Kilometer über Land bis zur sanften Landung am Zielort.

Die Wiege der spanischen Sprache

Die Klöster San Millán de Suso und Yuso im Dorf San Millán de la Cogolla hat die UNESCO 1999 wegen ihres literarischen Wertes zum Weltkulturerbe erklärt. Das Kloster San Millán de Suso gründete der Einsiedler San Millán alias St. Aemilianus im 6. Jahrhundert als eines der ältesten Klöster Spaniens.

Ursprünglich bestand das Kloster aus Höhlen. Beachtlich ist die Sammlung von Manuskripten und Codices aus der klösterlichen Schreibstube, darunter die ‚Glosas Emilianenses‘ der Konzilien (992), die Bibel von Quiso (664) oder eine Abschrift der Apokalypse von Beato de Liébana (8. Jh.).

In diesem Kontext entstand das Werk, das heute als das älteste in spanischer Sprache verfasste Dokument gilt. Das Kloster San Millán de Yuso wurde im 11. Jahrhundert als Erweiterung von Suso gegründet.

Größer und prächtiger als Suso, repräsentiert es den Reichtum und die Bedeutung der damaligen Benediktinergemeinschaft.  Neben den reichen Kunstschätzen gilt mein besonderes Interesse der Bibliothek und dem Archiv. Sie gehören zu den besten Klosterbibliotheken Spaniens.

Das mittelalterliche Archiv besteht vor allem aus zwei Urkundensammlungen (Galicano und Bulario) und etwa 300 Originaldokumenten von besonderem Seltenheitswert.

Ein Weinmuseum in Briones

Das Weinmuseum von Briones bietet dem Besucher eine beeindruckende Sammlung antiken Krügen bis zum Korkenzieher für Linkshänder. Alles dreht sich um die Kulturgeschichte des Weins. Und wie so oft steht dahinter eine Familiengeschichte.

Und mit ihr das Engagement des Urgroßvaters, der Großmutter und schließlich der heutigen Familie Vivanco. Die Weinkellerei Vivanco produziert eine Vielzahl von Weinen aus den besten Trauben der Region. 

In der Lorbeergasse der Hauptstadt

Ab dem späten Freitagnachmittag sind in den Gassen Laurel, San Juan und Portales in der Altstadt von  Longroño viel los. Die Stimmung ist gut, man bestellt ein Glas guten Wein zu einem wirklich guten Preis, genießt ein paar Tapas und läutet das Wochenende ein.

Ist das Glas leer, zieht man weiter in die nächste Bar. Hier leben 150.000 Menschen, etwa die Hälfte der Einwohner der Rioja-Region. Bei einem Spaziergang durch die Stadt stoße ich auf die Überreste einer mittelalterlichen Befestigungsanlage.

Das mit einem kaiserlichen Wappen geschmückte Stadttor Puerta de Carlos V ist das einzige, das bis heute erhalten geblieben ist. Daneben befinden sich Reste der Stadtmauer aus dem 12. Die Geschichte Logroños ist untrennbar mit dem Jakobsweg verbunden und die Kirche Santiago el Real (16. Jh.) eine wichtige Stationen der Pilger. 

Haro: Drehkreuz des Weinhandels

Im 19. Jahrhundert wurde Haro zu einem wichtigen Knotenpunkt für den Weinexport, da der Bau der Eisenbahn den Weintransport erleichterte und beschleunigte. Bis heute spielt die Haro Station eine zentrale Rolle in der Geschichte und Entwicklung der Weinindustrie in La Rioja. Kein Wunder daher, dass es hier als Fest eine sogenannte Weinschlacht gibt.

Auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände findet alle zwei Jahre die bei Weinfans beliebte Wine Experience statt. Die Eintrittskarten sind meist ein halbes Jahr im Voraus vergriffen. Über 3.500 Gäste werden auf dem weitläufigen Gelände erwartet.

Die lokalen Weinkellereien CVNE, Gómez Cruzado, La Rioja Alta, S.A., Viña Pomal Bodegas Bilbaínas, Bodegas Muga und Bodegas RODA, die nach der Schließung des Bahnhofs dort eingezogen sind, bbieten den Gästen einen unvergesslichen Tag.

Begleitet von Musik, schlendere ich von Bodega zu Bodega, probiere den Wein und regionale Spezialitäten. Bei Touren durch die Weinkeller kommt man dem Weinherstellungsprozess und der Geschichte der Bodegas sehr nahe.

Adressen guter Winzer in der Rioja

CVNE (Compañía Vinícola del Norte de España), auch bekannt als "Cune" wurde bereits  1879 von den Brüdern Raimundo und Eusebio Real de Asúa in Harot. Die Hauptmarke CUNE umfasst eine breite Palette von Weinen, darunter Crianza, Reserva und Gran Reserva. Der Imperial ist die prestigeträchtigste Linien von CVNE. 

Viña Real: Diese Marke stammt aus der Rioja Alavesa und ist bekannt für ihre modernen und eleganten Weine. Das Weingut hat Gómez Cruzado von Angel Gómez de Arteche 1886 gegründet, der als Herzog von Moctezuma in Mexiko lebte. Die Reben profitieren von einem gemäßigten Klima und Böden, die reich an Kalkstein, Ton und Sand sind.

La Rioja Alta S.A. gehört zu den führenden Weingütern Spaniens. Die Weinberge von La Rioja Alta erstrecken sich über die Rioja Alta und Rioja Alavesa, zwei der wichtigsten Subregionen der Rioja.

Diese Gebiete bieten ideale Bedingungen für den Weinbau, darunter ein gemäßigtes Klima und diverse Bodentypen wie Kalkstein, Ton und Schwemmland. Vor allem Tempranillo, Garnacha, Mazuelo und Graciano kommen zum Einsatz.

Diese Trauben sind die Grundlage für die komplexen und langlebigen Weine des Weinguts: Flaggschiff ist der Gran Reserva 890. Das Weingut hat seine eigene Küferei, wo die Fässer aus amerikanischer Eiche hergestellt werden.Bodegas Bilbaínas entstand 1901.

Ca 250 Hektar Weinberge bewirtschaftet das Unternehmen und ist bekannt für die Rebsorten Tempranillo, Garnacha, Mazuelo und Graciano. Der Viña Pomal ist die bekannteste Marke von Bodegas Bilbaínas.

Weitere Rioja-Bodegas

Und es gibt noch weitere Bodegas in der Rioja:

Bodegas Muga wurde 1932 von Isaac Muga und Aurora Caño gegründet. Das Weingut ist seitdem in Familienbesitz und wird heute von der dritten Generation der Familie Muga geführt. Bodegas Muga besitzt über 250 Hektar eigene Weinberge und bezieht zusätzlich Trauben von langjährigen Vertragswinzern.

Die Böden sind reich an Ton, Kalkstein und Schwemmland, was den Weinen von Muga ihre charakteristische Komplexität und Struktur verleiht. Ein Besuch bei Bodegas Muga in Haro bietet Weinliebhabern eine gute Gelegenheit, einige der besten Weine Spaniens zu entdecken und die reiche Kultur und Geschichte der Region zu erleben.

Bodega Roda ist ein renommierter und relativ junger Weinproduzent in der Rioja-Region, Spanien, bekannt für seine modernen und hochwertigen Weine. Das Weingut hat sich schnell einen Namen gemacht und gehört heute zu den führenden Weingütern der Region.

Bodega Roda wurde 1987 von Mario Rotllant und Carmen Daurella gegründet. Das Weingut befindet sich im historischen Barrio de la Estación in Haro, La Rioja. Das Ziel von Roda war von Anfang an, innovative Weine zu produzieren, die das Terroir und die Rebsorten der Rioja auf moderne Weise interpretieren.

Sie legen besonderen Wert auf die Qualität der Trauben und die Authentizität ihrer Weine. Roda besitzt rund 120 Hektar Weinberge, verteilt auf 28 Parzellen in der Rioja Alta und Rioja Alavesa. Diese unterschiedlichen Lagen bieten eine Vielfalt an Mikroklimata und Bodentypen.

Die Autorin

Unsere Reporterin Susanne Reuter findet, dass es so viele wunderbare, spannende Geschichten und Orte auf dieser Welt gibt. Und sie sei voller Köstlichkeiten.