Spaniens Torwart Iker Casillas im Porträt
Medial und privat läuft es gut für den gebürtigen Madrilenen. Seine Freundin brachte im Januar 2014 Sohn Martín Casillas Carbonero auf die Welt. Der Boulevard freut sich. Sportlich bröckelt der Status des einstigen Welttorhüters jedoch merklich. Auch bei der WM in Brasilien konnte er seiner Mannschaft nicht helfen, die bereits in der Vorrunde ausschied.
von Jani Plückthon
Ende der 80er Jahre beauftragte José Casillas seinen kleinen Jungen einen Wettschein abzugeben. Der Wettschein sollte zentrale Bedeutung im Leben des in der industriell geprägten Madrider Satellitenstadt Móstoles aufgewachsenen Torhüters erlangen. Und er ahnte nicht, dass ihn der Fiskus eines Tages (Mai 2014) zum Nachzahlen von 2 Mio Euro auffordern würde.
Spanische Ikone
Seit dem zehnten Lebensjahr spielt „San Iker“, wie ihn die Fans der spanischen Nationalmannschaft nennen, nun für die Königlichen und hat inzwischen gleichermaßen den Status einer Real Madrid-Ikone und eines spanischen Nationalsymbols erworben. Sogar beim großen Rivalen CF Barcelona wird in höchsten Tönen von ihm gesprochen. So kritisierte sein Nationalmannschaftskollege „Xavi“ unlängst die Ausbootung Casillas durch Ex-Madrid Trainer Mourinho mit den Worten: „Ich finde es unfair“ und ergänzte: „Er wird niemals zu uns wechseln, dafür ist er viel zu sehr Madrilene, wenn er käme, wäre ich aber natürlich sehr glücklich.“
Sympathieträger und Familienmensch
Diese Sympathiewellen schlagen ihm nicht von ungefähr entgegen. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt er als unprätentiös und besitzt einen starken Familiensinn. In Interviews erwähnt er häufig seinen niederklassig kickenden junger Bruder Usai. Die Beziehung zwischen den beiden hat durchaus Ähnlichkeiten mit der zwischen Bastian Schweinsteiger und Bruder Tobias. Auch mit Dauerfreundin Sara Carbonero verbindet ihn der Fußball. Inzwischen ist sie von der TV-Sportjournalistin zur stellvertretenden Leiterin des TV-Senders „Informativos Telecinco“ aufgestiegen. Sie ist bevorzugte Gesprächspartnerin des ansonsten eher verschlossenen Torwarts.
Neue Konkurrenz
Dennoch wird in letzter Zeit auch Kritik an Casillas laut. Insbesondere Erneuerer des spanischen Fußballs suchen nach langfristigen Alternativen. Ende des Jahres gab es sogar zwischenzeitlich Gerüchte, der Altstar müsse Real verlassen und werde in der Nationalmannschaft durch den U21 Nationaltorhüter David de Gea (22) ersetzt. Dazu trug sicherlich auch die Absetzung durch José Mourinho bei Real Madrid bei. Die Leistungen des Clubs wurden dadurch, trotz Kritik an Mourinhos Vorgehen, kaum geschmälert.
Der Hauptgewinn des „Culote“
Im verschworenen Kreis der Königlichen Truppe trägt er den Spitznamen „El Culote“, der dicke Hintern. Der Hinweis auf seine Knautschzone soll angeblich sein unsagbares Glück beschreiben. Auch der Wettschein war ein Volltreffer. 14 richtige Tipps und über 1 Millionen Euro Gewinn. Doch glücklicherweise gab er diesen Wettschein nicht ab. Eventuell wäre der Fußballwelt eines der größten Fußballidole vorenthalten geblieben. Laut seiner eigenen Aussage im „Guardian“ erwähnt sein Vater José, dieses finanzielle Fiasko verständlicherweise kaum noch. Die Investition in die Fußballkarriere seines Sohns hat sich ja auch viel stärker rentiert.Anmerkung der Redaktion: Seit 2015 spielt Iker Casillas für den FC Porto.
Der Autor
Jani Plückthon, Jahrgang 1980, ist freier Publizist. Er studierte Germanistik, Geschichte und Pädagogik in Düsseldorf und Wuppertal.