Wölfe in Spanien
Canabis lupus signatus nennt die Wissenschaft den Iberischen Wolf, den Ángel Cabrera 1907 als Unterart entdeckte. Canis lupus bedeutet Wolf, signatus: gezeichnet, markiert. Mit weißen oberen Lefzen, dunklen Linien entlang der Vorderläufe und Rute sowie dunkler Markierung um das Kreuz unterscheidet sich der Iberische vom Eurasischen Wolf.
Von Anne Urbschat
Schmaler gebaut ist der spanische Wolf auch. Zwischen 100 und 140 cm lang ist der Körper eines ausgewachsenen Lobos, die Rute erreicht zusätzlich 30 bis 50 cm. Männchen wiegen bis 40 kg, Weibchen nur 20 bis 35 kg.
Das Gähnen der Wölfe
Wölfe sind soziale Wesen. Forscher an der Universität Tokio haben sogar herausgefunden: Mit dem Gähnen stecken sie sich genau so an wie wir Menschen. Was wahrscheinlich an ihrem Empathievermögen liegt. Im Gegensatz zum Eurasischen Wolf lebt der Lobo Ibérico nicht in großen Rudeln, sondern in kleinen Familienverbänden.
Lobos in Nordwestspanien
Zwischen 2.000 und 2.800 Wölfe soll es in Spanien geben, so viele wie in keinem anderen Land Westeuropas. Sie leben vor allem im Nordwesten des Landes nördlich des Flusses Duero: in den Regionen Kastilien-León, Galicien, Kantabrien, Asturien und auch im nördlichen Portugal. Den wenigen Wölfen in der Sierra Morena Andalusiens dagegen droht das Aussterben.
Abschuss in vielen Regionen erlaubt
Die spanische Rote Liste schätzt den Lobo als gefährdet (vulnerable) ein. Dennoch erlauben die nordspanischen Regierungen die Jagd, abgesehen von Asturien. Auch nördlich und südlich des Miño-Flusses zwischen Galicien und Portugal sind die Tiere ihres Lebens nicht sicher. Im September und Oktober 2013 ging es in Asturien, León und Kantabrien besonders drastisch zu: Jäger töteten innerhalb der beiden Monate über 30 Welpen und Jungtiere.
Uralter Kampf zwischen den Spaniern und den Wölfen
Der Kampf zwischen Mensch und Wolf in Spanien ist uralt. Das Raubtier reißt nicht nur Kaninchen und Mufflons, sondern auch Haustiere. Wütende Bauern und Hirten befürworten die Jagd auf die Räuber. In der Bergwelt der Picos de Europa beschweren sich Käsehersteller, dass sie die Wölfe nicht abschießen dürfen, die ihrerseits ihre Schafe reißen. Und schießen sie nicht selten trotzdem heimlich ab. Die Sorgen der Bauern sind verständlich, doch sie können Sicherheitszäune einsetzen. Und die Regionen zahlen Ersatz für jedes verlorene Tier.
Galicien: Esel statt Gewehr
Vorreiter beweisen: Ein Zusammenleben ist möglich. Nachdem Wölfe in einem Jahr 14 ihrer Kühe rissen, schaffte die Casa Grande de Xanceda nördlich von Santiago de Compostela zwei Esel, Hütehunde und einen stabilen Zaun an. Seitdem ist Ruhe im Weidegebiet. „Die Esel betrachten die Kühe als ihre Familie“, so die Galicierin Cristina Fernández-Armestos, Teilhaberin an dem Betrieb. „Mit ihren langen Ohren hören sie Wölfe von weitem. Ihr lautes Geschrei warnt die Hunde und andere Tiere.“
Wölfe sehen und erleben
Selbst im Nordwesten der Halbinsel ist es äußerst schwirig, die scheuen Wildtiere in Freiheit zu sichten. Im Nationalpark Picos de Europa leben einige von ihnen und 2013 siedelte sich eine Famielie sogar wieder in der Sierra de Guadarrama westlich von Madrid an. In Gehegen wie dem Lobo Park im südspanischen Antequera begegnet der Besucher nicht nur dem Iberischen Wolf, sondern auch anderen Arten und Unterarten. Der Wolf dient mancherorts auch als touristische Werbeikone, etwa in der nordkastilischen Sierra de la Culebra. Organisationen wie die portugiesische Grupo Lobo wiederum bieten Programme zum Schutz der Wölfe für Ökotouristen und Volunteers an.
Weiterführende Links:
Spaniens Bären
Spaniens Kaiseradler
Spaniens Hasen