Asturien: In der Bergwelt der Blauschimmelkäses

Paco, Cabrales und die Wölfe

In einer der schönsten Gegenden Nordspaniens entsteht der Blauschimmelkäse Cabrales. Die Hirten und Käsehersteller leben in der Bergwelt Asturiens gut von ihrem Job. Ihr Produkt reift seit Generationen in den örtlichen Höhlen. Doch Bergbauern wie Pepe bringt eines zur Weißglut: Wölfe, die er nicht abschießen darf.

Paco Bada ist ein starker Bergbauer in den besten Jahren. Sein Wagen mit Vierradantrieb bringt ihn fast überall hin. Seine Ziegen, Schafe und Kühe leben in bestem Klima und sein Handel läuft auch.

Er ist einer von 40 Bewohnern des Bergdorfes Tielve in den spanischen Picos de Europa. Sie haben eine örtliche Höhle, wo ihr Blauschimmelkäse Cabrales aus Asturien bei einer Temperatur von rund zehn Grad Celsius zwei bis vier Monate reift. Pepe und seine Frau Rosa María arbeiten jeden Tag von 9 bis 23 Uhr.

Ihr Hund Turco ist immer an ihrer Seite, wenn es zum Melken geht, in den Raum mit dem Frischkäse oder zur Höhle mit den Holzregalen, wo jede Familie ihr eigenes Produkt reifen lässt.Paco steht vor seinem stabilen Haus, im Hintergrund schweißt seine Frau gerade ein paar 300 Gramm Stücke für Besucher ein. Und dann platzt es plötzlich aus ihm heraus: "Diese verfluchten Wölfe."

Erst vor kurzem haben sie wieder eine seiner Ziegen totgebissen. "Cabrales kommt von Cabra, das heißt Ziege, die fressen sie noch nicht mal, die beißen einfach nur die Kehle durch, das ist ihr Trieb." Und dann legt er richtig los: "Für ein gerissenes Tier bekomme ich 120 Euro. Aber die Forstbeamten prüfen den Überfall erstmal, und bis ich das Geld bekomme, vergeht eine Ewigkeit, oft mehr als zwei Jahre dauert das, verdammt noch mal!" Verständlich ist seine Wut.

Doch es gibt auch schwarze Schafe in seinem Beruf:In den nahen Pyrenäen beispielsweise haben Schäfer so viele Bärenattacken angezeigt, wie es gar nicht Bären geben konnte. Seither prüfen auch dort die Beamten, ob das Vieh wirklich gerissen worden ist, bevor sie den Schaden finanziell ersetzten.

Spaniens Käsehersteller mit 100 Prozent Umsatz

Paco ist in der Gegend ein relativ wohlhabender Mann. Mit seiner aus Mexiko stammenden Frau hat er zwölf Kühe und noch einmal doppelt so viele Ziegen und Schafe. Asturiens Arbeiter produziert in den tieferen Lagen der nordspanischen Region für Thyssen Aufzüge, für Bayer Aspirin und für Citroen Untergestelle am Fließband. Paco selbst ist aber auch nicht ohne.

Er produziert wie die anderen sechs Käsereien vor Ort in Tielve rund 12000 Kilo Käse im Jahr und verkauft jedes einzelne Stück an die Händler. Ein Laib ist zwei Kilo schwer und kostet hier bei ihm vor Ort mit 35 Euro ein Drittel des üblichen Handelspreises. Sogar Touristen kaufen ab und zu bei ihm ein, die in der einzigen Unterkunft namens Plaza übernachten. Alles gut soweit. Cabrales gehört neben Manchego zu den Top-Käsesorten Spaniens.

Auch wenn er über die Landesgrenze kaum bekannt ist, er verkauft sich blendend. Von Arbeitslosigkeit kann in diesem Gebiet Spaniens gar keine Rede sein, es fehlt eher an Nachwuchs. Nur dass Paco seine Tiere nicht mehr auf die Weide lässt, sondern Hunde und Elektrozäune einsetzt. Denn seit zehn Jahren vermehren sich die Wölfe in der Region und schnappen immer häufiger zu. Er darf sie nicht töten, sie stehen unter Schutz.

Denn rund um den gleichnamigen Nationalpark Picos de Europa sind weite Flächen des Kalksteingebirges Naturpark. Und so schafft sich Paco statt Ziegen und Schafen immer mehr Kühe an, die zu groß für eine Wolfsattacke sind. Das Resultat: Die Wölfe verändern indirekt den Geschmack des Cabrales-Käses.

Die Wölfe beeinflussen die Konsistenz des Käses

Ein Cabrales-Käse besteht in der Basis aus Kuhmilch, bislang gerne angereichert mit der Milch von Ziegen und Schafen. Doch der Milchanteil der kleineren Tiere lässt so stark nach, wie die Wölfe zubeißen.

Die hellbraunen asturischen Kühe der Rasse Raza Asturiana de los Valles erhalten den Wert des Käses aber auf jeden Fall. Kühe wie die von Paco geben nur 10 Liter Milch am Tag ab und damit dreimal weniger als eine Stallkuh auf Meereshöhe. Doch die Qualität ist um Längen besser.

Schäferschulen und Rosas Kühlschrank

Paco weiß aber auch: Ziegen und Schafe werden der Bergwelt erhalten bleiben, trotz der Wölfe. Seit 2006 gibt es zwei Schäferschulen an den nahen Bergseen. Die Schüler kommen sogar von den Kanarischen Inseln hierher und lernen, ihre Herden mit Elektrozäunen vor den Bestien zu schützen. Zum Abschluss unseres Gesprächs gehe ich noch einmal hinein ins Haus. Seine Frau Rosa María (siehe Foto rechts) schweißt mir gerade einen 300 Gramm Käse ein, damit es im Koffer nicht zu sehr riecht. Denn Blauschimmelkäse ist heftiger als ein Roquefort. Und als ich sie frage, was ihr Lieblingskäse ist, verrät sie mir: Manchego aus dem Supermarkt, Cabrales ist mir zu streng, den esse ich höchstens alle zwei Wochen mal als Frischkäse!"

Tipp: Urlaub in der Bergwelt der Picos

Wer in diese abgeschiedene Welt fährt, erlebt viel. Vor allem, wer noch etwas weiter fährt als in den beliebten Ort Arenas de Cabrales: Ob bei Paco in Tielve oder auch weiter oben in 1050 Meter Höhe in Sotres.

Denn dort in Sotres de Cabrales liegt eine der vielen Höhlen für den Cabrales. Und einen Steinwurf entfernt die Unterkunft von Sonia López Sánchez und Juan José Alvarez. Die beiden führen ein schönes Landhaus mit sauberen, geheizten Zimmern plus TV und einem üppigen Frähstück für die Gäste. Weitere Infos unter casacibriano

Anreisetipp: Generell für Asturien lohnt ein Mietwagen. Es gibt alternativ aber auch Busse. Am Flughafen von Asturiens Hauptstadt stehen eine Menge günstiger Mietwagen. Den Airport erreichen die Besucher mit einem Zwischenstopp in Madrid.

Weitere Highlights in Asturien

ls weitere Highlights für einen Asturienbesuch empfehlen wir neben Wanderungen in der Gebirgskette Picos de Europa so unterschiedliche Orte wie den Fischerort Cudillero und die Hauptstadt Oviedo. Asturiens Nähe von den Bergen bis zu den Stränden ist ein Top-Grund, die weitgehend unbekannte Region zu besuchen. In jedem Fall am besten insgesamt acht bis zehn Tage einplanen ...

Der Autor

Tobias Büscher ist Journalist und Buchautor und Leiter des Portals Spanien Reisemagazin. Zuletzt erschienen ist sein Krimi über Nordspaniens Jakobsweg als E-Book. Veröffentlichungen 2014 in neuer Version: Madrid bei RKH und Galicien und Jakobsweg bei DuMont.

Tobias Büscher hat viele Freunde in Asturien und ist häufig auf Recherche in Spanien unterwegs. Sein Tipp für Asturien: Genießen sie das echte Spanien jenseits von Malle, wo auch immer Sie in der tollen Region sind!

zählmarke