Das weiße Gold von Es Trenc
Die letzte Saline Mallorcas kennen wenige. Außer Gourmets, die das magnesiumhaltige Salz längst zu schätzen wissen.
Ein lauter Schrei durchbricht die Stille. Zwischen dichten, stacheligen Salzsträuchern stürzt ein weißer Flamingo mit weit aufgerissenem Schnabel hervor und vertreibt erfolgreich einen kleinen Stelzenläufer. Der langbeinige, ungewohnt farblose Vogel schlägt mit seinen Flügeln und stakst friedlich zu seinen Artgenossen zurück.
Sein Revier sind die flachen, von einfachen Steinwällen umgebenen Salztümpel der letzten Saline Mallorcas. Im Naturschutzgebiet Es Trenc im Südosten der Insel sind die Flamingos nicht pink, nur die feine Salzkruste auf den Jahrhunderte alten Wasserbecken glitzert zartrosa in der sommerlichen Nachmittagssonne. Es ist Zeit, dieses hochwertige Flor de Sal zu ernten.
Keine Liebe auf den ersten Blick
„Liebe auf den ersten Blick war es nicht gerade“ beschreibt Katja Wöhr ihren ersten Aufenthalt auf Mallorca. „Aber nachdem ich in Südfrankreich bei der Salzernte zuschaute, hatte ich meine berufliche Bestimmung gefunden“.
Die herzliche Schweizerin reiste jahrelang durch die Welt und träumte davon, sich in Spanien niederzulassen. Kurzerhand traf sie die Entscheidung, mit der Herstellung von Flor de Sal ihren Lebensunterhalt zu verdienen und gründete im Südosten der spanischen Insel rund um die Salinen von Es Trenc ihre Firma Gusto Mundial - Geschmack der Welt.
Aufwändige Handarbeit
Es ist eine Saline mit Tradition. Denn bereits die Phönizier und Römer schöpften an dieser Stelle das weiße Gold. Im 19. Jahrhundert begann die industrielle Salzgewinnung. Bagger schaufeln noch heute bis zu 8.000 Tonnen pro Jahr aus den Becken und häufen das gewöhnliche Meersalz zu meterhohen, schneeweißen Bergen auf.
Ganz anders Katja Wöhr. Seit 2003 fischt die heute 43-Jährige das wertvolle Flor de Sal in aufwändiger Handarbeit aus der historischen Saline. „Diese mallorquinische Variante ist geschmacksintensiver und enthält deutlich mehr Magnesium als das atlantische Fleur de Sel aus Frankreich“, beschreibt sie die regionale Besonderheit ihrer Salzblumen.
Von Brigitte Bonder (Text & Bilder)