Spaniens Stadt Aranjuez

Flair wie aus einem Historienfilm: Der Besuch des Schlosses von Aranjuez ist etwas für Fans von Burgen und Porzellan. Hier entstand übrigens auch das berühmte Musikstock Konzert von Aranjuez des blinden Komponisten Rodrigo.

Aranjuez liegt 50 km südlich von Madrid im fruchtbaren und wasserreichen Tal des Tajo. Die Huerta de Aranjuez, der Obst- und Gemüsegarten Kastiliens, ist vor allem be­kannt für ausgezeichnete Erdbeeren und hervorragenden Spargel.

Die sind hier früher und besser als sonstwo zu bekommen.

Wegen des milden Klimas zog es schon im 15. Jahrhundert die Katho­lischen Könige aus der Sommerhitze des kastilischen Hochlandes an die Ufer des Tajo.

Felipe II. war es schließlich, der ein Jahrhundert spä­ter den Auftrag gab, in Aranjuez eine könig­liche Sommerresidenz mit großflächigen Parkanlagen zu errichten.

Anreise

Auf der N IV von Madrid nach Aranjuez kommend, sieht man nach Überqueren des Tajo links auf einer Verkehrsinsel gleich den Pavillon der Touristeninformation.

Es bietet sich an, auf diesem Platz zu parken, man spart so Parkgebühren und hat zugleich einen guten Ausgangspunkt zur Besichti­gung von Schloss und Gärten.

Hier stehen auch einige Restaurants und die üblichen Souvenirläden. Es lohnt sich auch auf jeden Fall, ein paar Schritte in den schachbrettartig angelegten Ort zu gehen und die fresones con nata dort zu probieren.

Das sind Erdbeeren mit Schlagsahne.

Tipp zu Aranjuez: der Königspalast

Der Königspalast (Palacio Real) wurde 1561 vom Lieblingsarchitekten Felipes II., dem Escorial-Baumeister Juan de Herrera, errichtet.

Im Laufe von zwei Jahrhunderten wurde das Gebäude fünfmal durch Brand zerstört, zuletzt 1748.Carlos III. und der Architekt Sabatini, mitbeteiligt am Bau des Königspalastes von Madrid, gaben dem Palast sein heutiges Gesicht:

Sie schielten auf das französische Versailles und erweiterten das Gebäude durch den Anbau der beiden Seitenflügel.

1778 waren die Arbeiten beendet.Sein historisch bedeutendstes Ereignis erlebte Aranjuez Anfang des 19. Jahrhun­derts.

Angesichts der auf Ma­drid anrücken­den französischen Truppen, planten der König Carlos IV. und sein Minister Godoy in Aranjuez ihre Flucht nach Amerika.

Am 17. März 1808 jedoch verhinderte ein Volksauf­stand dieses Unternehmen. Carlos IV. wurde zur Abdankung gezwungen, sein Sohn Fernando VII. später zum König gekrönt.

Fünfzig Jahre danach herrschten in Aran­juez längst wieder ruhigere Zeiten. Die Kö­nigsfamilie genoss in aller Pracht Ihre Sommerferien, und Isa­belII. ließ zu ihrem Vergnügen die zweite Eisenbahnstrecke des Landes von Madrid nach Aranjuez bauen.

Wer es gerne touristisch mag und sich auf einer Bahnfahrt von Kellnern in his­torischen Gewändern Erdbeeren mit Schlagsahne servieren lassen möchte, kann Isabels kö­nigliche Laune noch heute genießen:

Die Museumsbahn „Tren de la Fresa“ (Erdbeerzug) verkehrt an Wochenenden zwischen Madrid und Aranjuez.Führungen durch den Königspalast finden alle 15 Minuten statt.

Sie dauern unge­fähr eine dreiviertel Stunde und bieten bei ihrem Rundgang durch 22 Räume wenig Aufregendes.

Besichtigung des Schlosses von Aranjuez

Über eine monumentale Treppe führt die Besichtigung zuerst durch die Räume der Königin, dann in die des Königs.

Langweilig und schmucklos sind sowohl der erste als auch der letzte Saal: Sie waren schließ­lich auch nur für die Wachen der Königin bzw. des Königs bestimmt.

Der Raum für die Wachmannschaft des Königs ist der älteste, der besichtigt wird. Er stammt noch aus den Zeiten Felipes II.

Thronsaal und chinesische Malerei

Interessant ist der ganz in Samt aus­geschla­gene Thronsaal. Hier dankte Carlos IV. am 17. März 1808 nach dem Volksaufstand ab. Sehenswert ist auch der Raum mit 200 chinesischen Malereien, die der Kaiser von China Isabel II. zur Hochzeit schenkte.

Die kleinen Bilder auf Reispapier zeigen ver­schieden­artigste Motive: Heiteres chinesi­sches Landleben direkt neben fernöstlichen Folterszenen. Originell sind eigentlich nur zwei Räume des Palastes.

Der Porzellansaal, einst Empfangszimmer, hebt sich durch seine bunten Porzellan­reliefs auf wei­ßem Grund ab. Die mehr als 5000 Teile wurden 1763 in der königlichen Porzellan­manufaktur des Retiro-Parks in Madrid gefer­tigt und zeigen ostasiatische Motive.

Arabische Atmosphäre schafft der 1850 eingerichtete Rauchsalon, der eine farben­prächtige Kopie des Botschaftersaals der Alhambra von Granada ist.

Öffnungszeiten des Königspalastes: täglich (außer Di.), mittwochs freier Eintritt für Bürger aus EU-Staaten.

Die schönen Tage von Aranjuez

Ob die „schönen Tage von Aranjuez“ tatsächlich vorbei sind, wie es in Schillers „Don Carlos“ heißt, mag jeder für sich selbst entscheiden. Sicher ist, dass sich ein Spaziergang bei Sonnenschein durch die riesigen Gartenan­lagen mit den verschnörkelten Springbrun­nen auch heute noch lohnt.

Spaniens Kö­nige fanden Gefallen an pompösen Wasserspielen und so stehen zwischen Linden, Platanen, Pappeln und Eschen zahlreiche Stein- und Marmorbrunnen mit Szenen aus der griechischen Mythologie.

Nicht zuletzt ihr Plätschern könnte dem blinden Kompo­nisten Joaquín Rodrigo Inspiration zu seinem Gitarrenkonzert „Concierto de Aranjuez“ ge­wesen sein.

Die Gärten von Aranjuez an den Ufern des Tajo und seinen Seitenarmen bestehen aus drei Teilen:

Dem „Jardín del Parterre“ (Blumenbeetgarten) zwischen Schloss und Tou­ris­teninformation, dem „Jardín de la Isla“ (Inselgarten) hinter der Nordseite des Schlos­ses und dem „Jardín del Príncipe“ (Prinzengarten) zwischen dem Tajo und der Landstraße nach Chinchón.

Jardín del Príncipe

Im mit 150 ha größten Garten, dem Jardín del Príncipe, kann ein Museum mit königli­chen Barkassen besichtigt werden. An glei­cher Stelle stand früher das Haus der Bootsleute (Casa de Marinos). Die Tajoflotte der spanischen Königsfamilie bestand aus bis zu 15 kleinen Booten.

Die adligen Damen und Herren amüsierten sich präch­tig, wenn sie darin über den Tajo gerudert wurden. Fuhren sie nicht mit der Kutsche, so nah­men sie von der Anlegestelle beim Museum aus die Barkasse tajoaufwärts, um das Schlöss­chen „Casa del Labrador“ (Haus des Landmanns) zu erreichen.

Hier traf sich die adlige Gesellschaft zu Tanz, Karten- und Billardspiel.

Es liegt ca. 2 km vom Königspalast entfernt, links von der Landstraße nach Chin­chón, am Ortsausgang von Aranjuez. Bis 1803 war hier ein Landarbeiterhaus, das Carlos IV. durch das Schloss ersetzte.

Nur den Namen behielt es bei. Das dreistöckige kleine Schloss mit zwei Seitenflügeln ist von außen ein neoklassizistischer Bau, im Innern vereinigt es u.a. Elemente des Rokoko, Em­pire, und Neoklassizismus.

Die Führung durch die 18 Räume des Lustschlösschens dauert nur eine Viertel­stunde. Sehr viel Außergewöhnliches gibt es nicht zu sehen. Lediglich die 28 Uhren aus der Sammlung Carlos IV. sind bemerkens­wert.

Einzigartig ist die ca. 2,50 m hohe Standuhr, Nachbildung der Trajanssäule in Rom. Besonders wertvoll sind auch einige Quadratmeter römischen Mosaikfußbodens aus Mérida in der Extremadura.

Öffnungszeiten Palacio Real 10.00– 18.15 Uhr, Mo. geschl., Mi. frei für EU-Bürger.

Feste:

Prozessionen am Karfreitag ab 20.00 Uhr. Die „fiestas de primavera“, Frühlingsfe­ste, finden um den 30. Mai statt (Tag des San Fernando).

Neben Stierkämpfen wird ein Jahrmarkt für Landwirtschafts- und Industrieprodukte organisiert.Die „feria de septiembre“ wird nach der Ernte im September mit Konzerten, Volksfe­s­ten und Ausstellungen gefeiert.

Offizielle Webseite von Aranjuez

Mein Tipp für Aranjuez

Nicht am Montag besuchen, dann ist das Schloss geschlossen. Öffnungszeiten 10 bis 17.15 Uhr, im Sommer bis 18.15, Eintritt rund 5 Euro.

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