Kataloniens Pyrenäen
Schutzgebiete wie das vulkanische Garrotxa, satte Wiesen und glasklare Seen. Dazu winzige Kirchen und ein riesiges Skiegebiet. Kataloniens Pyrenäen bieten Vielfalt pur.
von Tobias Büscher
30 km nordwestlich der Stadt Girona wird in Banyoles der örtliche Binnensee von unterirdischen Karstquellen gespeist.
Er ist mit seinen Platanen und dem schmucken Badehaus die erste Station auf dem Weg in die Bergwelt. Gleich im Osten erstreckt sich das 120 km2 große Vulkangebiet Garrotxa mit über 30 nicht aktiven, überwachsenen Kegeln.
Das ist eines der landschaftlichen Highlights Kataloniens.
Per Heißluftballon über Kratern
Im charmanten Ort der katalanischen Pyrenäen Santa Pau informiert das Tourismusbüro (Plaça Mayor s/n) über Heißluftballonfahrten, Wanderwege und Reitställe.
Wesentlich bekannter ist Castellfollit de la Roca, wo die Häuser der Altstadt bis knapp an den Rand einer senkrecht abfallenden, 60 m tiefen Basaltkante gebaut worden sind.
Kunsthistorisch interessant wird es in Sant Joan de les Abadesses.
Fast lebend wirkende Holzfiguren
Laienbruder Dulcetus schnitzte hier um 1350 lebensgroße Holzskulpturen mit weit mehr als hölzerner Ausdrucksstärke, die im örtlichen Augustinerkloster stehen.
Im nahen Ripoll war zu dem Zeitpunkt die figurenreiche Hauptfassade der Klosterkirche Santa María schon fertiggestellt.
Es zeigt besonders wertvolle Reliefdarstellungen biblischer Szenen: Christus als Weltenherrscher, die Errettung der Israeliten aus Ägypten und auch Endzeitvisionen.
Inzwischen steht das bedeutendste Zeugnis katalanischer Romanik (Beinahme “Triumphbogen der Menschheit”) allerdings hinter Glas. Denn das Wetter und die Industrieabgase haben den Figurenschmuck weitgehend verwittern lassen.
Die Bewohner Ripolls machen ihre Wochenendausflüge am liebsten im nahen Naturpark Cadí Moixerò. In dem schroffen katalanischen Gebiet rund um den Pedraforca (2497 m) leben Rothirsche, Pyrenäenmolche, ungiftige Zornnattern, Gämse und Schwarzspechte in Frieden, u.a. weil 1983 die Jagd verboten wurde.
Auch ein wichtiges katalanisches Heiligtum liegt in der Nähe von Ripoll.
Schmalspurbahn nach Núria
Ab dem nördlich gelegenen Bergdorf Ribes de Freser geht es mit einer altmodischen, blauweißen Schmalspurbahn nach Núria, dem zweitwichtigsten katalanischen Pilgerort nach Montserrat.
In der Umgebung gibt es hervorragende Wandermöglichkeiten. In La Seu d´Urgell ist Di. und Sa. rund um die Kathedrale Santa María und in den kleinen Gassen nahe der Flaniermeile Passeig de Joan Brudieu Wochenmarkt.
Der Ort liegt strategisch günstig auf dem Weg nach Andorra (10 km entfernt) und in den Nationalpark Aigüestortes.
Über 50 Seen und zahllose Bäche gaben dem Gebiet den Namen “gewundene Wasser”. Gute Ausgangsorte für dieses Wanderparadies, wo es auch Kartenmaterial gibt, sind der Skiort Espot und die Siedlungen im Boí-Tal.
Route der Romanik
Dieses 30 km lange Tal gilt als “Route der Romanik”, und die kleinen Dorfkirchen lombardischer Prägung schützt inzwischen sogar die UNESCO. Vorzeigekirchlein schlechthin ist die Iglesia de Sant Climent in Taüll mit ihrem sechsstöckigen Glockenturm.
Heilwasser aus 37 Quellen
Oberhalb des Boí-Tals sprudelt es vor heißem, schwefelhaltigen Heilwasser. Das Thermalhotel Caldes am Ende des Boí Tals gibt es schon seit 1617. Das historische Gebäude und die moderne Anlage ist preiswerter und gemütlicher als das nahe, luxuriöse Manantial.