Huertas bei Nacht

Huertas ist das Kultviertel in Sachen Nachtleben in Madrid. Ob Jazzfans, Disco-Mäuse oder Liebhaber uriger Tavernen, hier nördlich der Gran Vía in Spaniens Hauptstadt gibt es einfach alles.

von Tobias Büscher

Huertas ist das Zentrum des Nachtlebens in Madrid. Hier geht es von einer Bar zur nächsten, um eine caña (kleines spanisches Bier) und dort eine cubata (Whisky-Cola) zu bestellen. Gruppenweise, Verweildauer pro Kneipe gefühlte elf Minuten, schon geht es weiter.

Und kaum vorstellbar ist, dass es mal ganz anders aussah hier. Francisco wohnt seit Jahrzehnten in der Calle de las Huertas. Der alte, sympathische Señor erinnert sich noch an die ruhigen Abende und Nächte seines Barrios, bevor Anfang der 1980er-Jahre „La Fídula“ in der Gasse Huertas Nr. 57 als erste Kneipe eröffnete.

Die kleinen Lebensmittelläden wichen damals neuen Restaurants und Bars. Nachbarn kamen noch aus den dunklen Innenwohnungen und trafen sich auf der Straße, um an aufgestellten Holztisch ein paar Glas Rotwein zu trinken.

Doch schon bald nervte sie der Rummel. Kein Wunder, denn in Huertas gibt es heute angeblich mehr Kneipen als in ganz Schweden, mit und ohne Lizenz …

Vida Nocturna rund um die Plaza Santa Ana

Wenn die Buchhändler abends ihre Eisengitter abschließen, im Teatro Español der Vorhang fällt und im Ateneo nur noch die ganz Eifrigen in der Bibliothek studieren, nehmen die Nachtschwärmer Huertas in Besitz.

Die Nacht beginnt mit einem ersten Bier in der Cervecería Alemana direkt an der Plaza Santa Ana oder in einer der vielen angrenzenden Bars. Wer gerne live­ Jazz hört, kommt im Café Central an der Plaza del Angel fast jeden Tag auf seine Kosten.

Und wer Sherry mag, sollte La Venenciain der Strasse Echegaray Nr. 7 nicht verpassen. Egal ob man die Calle del Prado oder die Calle de las Huertas hinuntergeht, hinter jeder zweiten Tür verbirgt sich eine Bar, ein Disco-Pub oder ein kleines Restaurant.

Hier lassen sich die Gäste mit lauter Rockmusik bedröhnen, genießen bei klassischer Musik einen Kaffee im Salón del Prado oder lassen sich im Casa Pueblo in die 1930er-Jahre zurückversetzen.

Viva Madrid und Los Gabrieles

Zentraler Treffpunkt für viele ist das Viva Madrid in der Calle Manuel Fernández González. In den warmen Sommernächten genießen sie hier ihren Drink vor der schönen Kachelfassade.

Sind die Stehplätze zu hart umkämpft, lohnen sich die paar Schritte zu Los Gabrieles. Die schönen, geräumigen Innen­räume der alten Taverne sind mit Kachelbildern ausgeschmückt. Hier lässt sich vielleicht sogar ein Sitzplatz ergattern.

Auch in den kleinen Seitengassen Echegaray und Ventura de la Vega drängen sich Mesones, Kneipen und Bars dicht nebeneinander.

Man verliert sich leicht in den Gassen von Huertas, und selbst wer bis zu den frühen Morgenstunden unterwegs ist, hat erst einen kleinen Teil der unzähligen Bars und Restaurants kennen gelernt.

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