Ripoll in den Pyrenäen

Ripoll in den katalanischen Pyrenäen ist ein historisches Highlight. In der Kleinstadt steht eines der schönsten romanischen Portale Nordspaniens.

von Tobias Büscher

Vor 1000 Jahren herrschte in den Schreibstuben von Ripoll reger Betrieb. Mönche fertigten Handschriften über antikes und arabisches Wissen an, kopierten Werke zu juristischen, literarischen, philosophischen und historischen Themen und illustrierten sie mit farbenfrohen Bildern.

Dort, wo der Fluss Ter nach Süden abbiegt und sich mit dem aus dem Norden herabstürzenden Freser vereint, hatte Wilfried der Behaarte um 879 das Kloster Santa María gegründet, und schon bald war es nicht nur ein führendes geistiges Zentrum Kataloniens, sondern auch eine würdige Grabstätte lokaler Grafen.

Klosterkirche Santa María de Ripoll

Heute ist Ripoll (12 000 Ew.) auch dafür bekannt, das bedeutenste Zeugnis katalanischer Romanik zu besitzen: die figurenreiche Hauptfassade der Klosterkirche Santa María de Ripoll.

Unbekannte Steinmetze schufen das große romanische Portal (11,60 m breit und 7,65 m hoch) um das Jahr 1200. Die vielen Figuren zeigen biblische Szenen, die man teilweise nur noch erahnen kann. Industrieabgase und das Wetter haben ihnen so zugesetzt, dass man sie nun durch Glasscheiben zu schützen versucht.

Gut erkennt man noch die sitzende Gestalt des Christus als Weltenherrscher, um den sich Engel und die 24 Ältesten gruppieren. Auch die Endzeitvisionen und die Errettung der Israeliten aus Ägypten sind noch relativ gut zu erkennen.

Triumpfbogen der Christenheit

Das Portal, das in sieben horizontalen Streifen nach Themen des Alten Testaments unterteilt ist, wird als ›Triumphbogen der Christenheit‹ bezeichnet.

Vielleicht war es auch im politischen Sinne als Triumphbogen konzipiert: Kurz vor seiner Erschaffung hatte man die Mauren aus dem nordöstlichen Teil Spaniens vertrieben.

Interessanter als das etwas sterile Kircheninnere ist der Kreuzgang, dessen Kapitelle Nonnen und Mönche, Tiere und Fabelwesen sowie Persönlichkeiten aus der Zeit des Entstehens (12. Jh.) zeigen (tgl. 9–13 und 15–19 Uhr, im Winter Mo geschl.).

Vom Schmied zum Waffenhersteller

Die Bürger, die außerhalb des Klosters lebten, spezialisierten sich seit dem 12. Jh. auf das Schmiedehandwerk. 500 Jahre später wurde der Ort dann einer der größten Feuerwaffenhersteller in Europa.

Inzwischen hat man sich auf friedlichere Industriezweige umgestellt: darunter Textil, Trägerbalken und Tourismus. Im Museu del Pirinenc sind neben lokal hergestellten Waffen archäologische und ethnografische Funde zu sehen (in der Kirche Sant Pere, Di–So 9.30–13.30 und 15.30–19 Uhr).

Infoamt: Oficina de Turismo: Plaça de l’Abat Oliba 3, Tel. 972 70 23 51.

Hotel: Solana del Ter: Ctra. Barcelona-Puigcerdà 152, Tel. 972 70 10 62, Fax 972 71 43 43. Mittelklassehotel, einfache Zimmer, zur Straße etwas laut, aber mit Pool, Tennisplatz und einem kleinen Garten. 70 €.

Camping: Solana del Ter (s. oben): Ctra. Barcelona-Puigcerdà 152, Tel. 972 70 10 62.Feste in Ripoll

An einem So im Mai (variabel): Fira de la Lana. Dabei spielen die Bewohner eine mittelalterliche Hochzeit nach. Juli: Festival de la Música mit sakraler Kirchenmusik in der Kirche Santa María.Weiterführende Themen:

Katalonien als Reiseziel.

Ribes de Freser, Queralbs und Núria

Auf dem Weg von Puigcerdà nach Ripoll (65 km) fährt man zunächst über Urtx, von wo die N-152 sehr steil und kurvig durch Nadelholzgebiete bis Toses (1800 m) vorbei an den Skigebieten Molina und Masella und von dort weiter kurvenreich abwärts bis Ribes de Freser (3000 Ew.) verläuft.

Wenn eine Fahrt in den Pyrenäen anstrengend ist, dann diese Strecke. Der Ort lebt nicht nur von der Landwirtschaft, der Textilindustrie und dem gleichnamigen beliebten Mineralwasser, sondern profitiert auch von der Nähe zu den Skigebieten.

Ribes de Freser ist Ausgangspunkt einer Zahnradbahn zum Wallfahrtsort Núria. Ähnlich wie im nahen Castellar de N’Hug wird in Ribes de Freser ein Wettbewerb der besten Pyrenäen-Schäferhunde abgehalten (2. Sept.).

Schmalspurbahn in schwindelerregenden Höhen

Allein die Schmalspurbahn (ferrocarril cremallera), die später in eine Zahnradbahn übergeht, ist schon einen Ausflug wert (im Sommer stdl. 7.30–21 Uhr, in der Nebensaison achtmal tgl.; hin und zurück ca. 16 €, für Kinder etwa 9 €).

Die Bummelbahn aus den 1930er Jahren fährt über den malerischen Ort Queralbs 13 km teils durch in den Fels gehauene Tunnel steil zum Wallfahrtsort hinauf.

Tief kann man in die Schlucht hineinsehen, während die Bahn einen Höhenunterschied von 1000 m überwindet. Wanderer auf dem Pilgerpfad haben einen schweißtreibenden Aufstieg vor sich.

Núria ist für die Katalanen der wichtigste Pilgerort nach Montserrat bei Barcelona. Entsprechend werden katalanische Mädchen häufig auf den Namen der Schutzheiligen der Schäfer getauft.

Spaß für Bogenschützen und Skifahrer

Heute ist Núria auch ein beliebter Ausflugsort mit einer modernen Bergstation, die gleichermaßen als Kirche, Übernachtungsquartier, Restaurant und Informationsbüro fungiert.

Man kann im Sommer auf einem See Bötchen fahren, Bogenschießen, auf Ponys reiten, oder Eis essen und im Winter die Skipisten nutzen. Und manchmal tritt spontan eine Blaskapelle auf und lässt die Besucher im Kreis die katalanische sardana tanzen.

Wandern

Núria ist als Wanderort beliebt (Infos und Pläne in der Bergstation, Tel. 972 73 20 20). Von dort kann man den 2913 m hohen Puigmal hinauf- oder nach Queralbs bzw. Ribes de Freser hinabsteigen. Der Weg (GR 11) von Núria hinab bis Queralbs beginnt am See, wo sich ein Wegweiser befindet.

Der weiß-rot markierte Pfad führt teils steil abwärts, gutes Schuhwerk ist also ratsam, und verläuft entlang des Flusses Riu de Núria und der Bergbahn. Die Station Queralbs erreicht man nach etwa 2 Std., von dort nimmt man am besten die Bahn bis zur Talstation von Ribes de Freser.

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