Andalusiens Mestizo-Queen Amparo Sánchez
Ihr Name fällt in einem Atemzug mit Manu Chao. Seit sich ihre Band Amparanoía 2008 aufgelöst hat, ist Amparo Sánchez auch als Solosängerin erfolgreich. Das 2012 erschienene „Alma de Cantaora“ (Die Seele der Sängerin) ist ihr wohl persönlichstes Album. Ein Porträt der charismatischen Sängerin.
Amparo Sánchez‘ dunkle Augen leuchten, ihre schwarzen Haare glänzen. Sie wirkt optimistisch und selbstbewusst. Mit ihrer Band Amparanoia stand sie für mitreißende, impulsive Live-Auftritte. Ihre Musik als Solosängerin wirkt melancholischer, doch gleichzeitig intensiv und sinnlich. Sie ist eine erfahrene Frau und das zeigt sich auch in ihren Songs.
Olivenbäume und Bretter der Welt
Amparo kam 1969 in Alcalá la Real in der Provinz Jaén zur Welt, einem andalusischen Nest voller Olivenbäume im Schatten von Córdoba und Granada. Sie wuchs mit vier Geschwistern auf, die ganz unterschiedliche Musik hörten, von Bob Marley, Pink Floyd, Flamenco und Rumba bis zu kubanischer Musik. Ein Mix verschiedenster Musikstile prägte sie so von Kindheit an. Mit 16 Jahren gründete sie ihre erste Band: die Correcaminos (Erdkuckucke). Immer wieder spielte Sánchez in Bands und experimentierte mit dem musikalischen Mix unterschiedlichster Stilrichtungen. Als größtes Vorbild nennt sie die Jazz- und Blues-Sängerin Billie Holiday. 1995 traf sie nach ihrem Umzug nach Madrid auf Manu Chao, der die Mestizo-Musik populär machte. Er war es auch, der sie zur Gründung der Band Amparanoia inspirierte. Bis heute sind die beiden befreundet.
Politische Texte, vibrierende Melodien
Mestizo ist seit den 1990er Jahren ein Mix aus Samba, Salsa, Cumbia , Rock, Pop, Ska, Rap, Reggae, Elektro und Punk. Die Texte sind oft politisch und beschäftigen sich mit sozialen Themen wie Einwandererschicksalen. Doch neben allen politischen Beiklängen steht die Mestizo-Musik für sich, denn sie ist tanzbar, lebendig und Ausdruck eines Lebensgefühls.Seit 1996 war Amparo Sánchez die Frontfrau der Band Amparanoia. Die Mischung aus persönlichen und politischen Texten war ein Markenzeichen der alternativ angehauchten Band.
Schnell erspielte sie sich eine Fangemeinde mit ihrem charakteristischen Mix unterschiedlichster Musikstile. Es folgte eine internationale Karriere und zahlreiche Auftritte bei Musikfestivals, vom Rock Festival Buenos Aires bis zum Jazzfestival in Montreal. 2005 gewann Amparo Sánchez mit ihrer Band den BBC World Music Award.Doch ihr Engagement zeigt die Mutter zweier Söhne nicht nur auf der Bühne. Respekt vor der Natur und Eintreten gegen Ungerechtigkeiten sind ihr wichtig. Im Jahr 2000 setzte sie sich in Mexiko für die Sache der Zapatisten ein.
Damals lernte sie Subcomandante Marcos kennen und spendete den gesamten Erlös einer Tournee den indigenen Rebellen. Immer wieder äußerte sie in sich in Interviews globalisierungskritisch und trat bei Protesten gegen die G8 Gipfel auf. Das Amparanoia- Album „Somos Viento“ (2001) ist der indigenen Bevölkerung in Chiapas gewidmet. Das Cover zeigt eine mexikanische Frau, die einen Großteil ihres Gesichts mit einem Tuch verhüllt. Auch das Lied „Corazón de la Realidad“ auf Amparo Sánchez‘ erstem Solo-Album ist der Zapatisten-Bewegung gewidmet.
Stimme voll sinnlicher Kraft
Sánchez‘ Solo-Karriere war durch ein zufälliges Ereignis im Jahr 2006 bereits vorgezeichnet. Einige Mitglieder ihrer Band hatten ihren Flug nach Kanada zum Montreal Jazz Festival verpasst. Beim Konzert begleiteten deshalb zunächst nur ein Bassist und ein Schlagzeuger ihre Stimme. Die Festivalbesucher reagierten begeistert. Es entstand eine neue, sehr persönliche Atmosphäre zwischen Sánchez und ihrem Publikum.
Nach der Auflösung ihrer Band konzentrierte sich die Andalusierin als Solo-Künstlerin auf die Wucht intimer musikalischer Momente. Die Kooperation mit Musikern wie Joey Burns und John Convertino von der US-amerikanischen Band Calexico hat neue Akzente geschaffen. Heraus kam ein ganz eigener Mix aus amerikanischem Blues, mexikanischen und kubanischen Einflüssen, Flamenco, Reggae, Pop, Weltmusik und anderen Stilrichtungen.
Durch die wenigen Instrumente wie Drums, Gitarre, Bass und Trompete kann sich ihre einzigartige Stimme voll entfalten: Satt, warm und dunkel schmeichelt sie sich ins Ohr. Amparo Sánchez‘ Musik kann man mögen oder nicht. Was aber niemand überhören kann, ist ihre Leidenschaft für Musik. Sie schwingt in jedem Ton mit.Anfang des Jahres 2014 haben die Aufnahmen für ihr neues Album begonnen. Auch diesmal sind wieder Joey Burns, John Convertino sowie Ryan Alfred von Calexico mit von der Partie. Das Album soll im September 2014 erscheinen. Es wird spannend, welche neue Facette die Mestizo-Queen dieses Mal zeigt!
Die Autorin
Sarah Brender hat in Freiburg Geschichte und Gender Studies studiert. Sie mag die Band Calexico, bei deren Album Carried to Dust Amparo Sánchez mitwirkte und hat auch über Amparo Sánchez neues Album geschrieben