Deportivo La Coruña: Spaniens Fußballclub aus Galicien

Der Verein der nordwestspanischen Hafenstadt La Coruña hat die spanische Meisterschaft gefeiert, Spielfilme wie "One day in Europe" inspiriert und brillante Verkäufe wie den von Roy Makaay hingelegt. Auch später läuft es zumeist gut. Durch ein Unentschieden in Barcelona sicherte sich der Verein am 23. Mai 2015 den Klassenerhalt in Liga 1. Doch heute muss der Absteiger zusehen, wie Konkurrent Vigo gerade gegen Barca und Real antritt.

von Tobias Büscher

Randale im Knast von Moskau. Ein Fan von Deportivo La Coruña brüllt den russischen Wärter an. Er trägt das Trikot seines Heimatvereins und ist sauer, weil sein Team gerade in Russlands Hauptstadt das Champions-League-Finale gegen Galatasaray Istanbul bestreitet.

Doch die festgenommenen Fans bekommen keinen Fernseher. Und so brüllt der Mann mit dem blauweißen Shirt, was das Zeug hält. Die Szene könnte durchaus real sein, doch sie stammt aus dem Film One Day in Europe aus dem Jahr 2005, gedreht vom deutschen Regisseur Hannes Stöhr (Berlin Calling).

2000 hängte Depor sogar Barca ab

In dem übrigens brillanten Episodenfilm entsteht der Eindruck, Depor sei eine Mannschaft in Augenhöhe mit den ganz Großen wie Bayern, Liverpool oder FC Barcelona. Und tatsächlich hat die Hafenstadt mit gerade einmal 250 000 Bewohnern ihr Team schon gigantisch bejubelt: Im Jahr 2000 holten die Galicier Platz 1 der spanischen Liga, vor Real und Barca. 2002 gewannen sie den Spanischen Pokal und standen 2004 immerhin im Halbfinale der Champions-League.

Aktuell versucht Trainer Imanol Idiakez den Abstieg zurück in die Erste Liga. Sein Vorgänger Victor Sánchez feierte sein Debut einst mit einem 1:2 gegen Atletico Madrid, siehe Foto unten. Er spielte 1999 bereits für den Club aus der galicischen Hafenstadt und war vorübergehend sogar Mitglied der spanischen Nationalmannschaft.

Brasilianer als Turbo für die Galicier

Vor allem Brasilianer waren es, die den Club inspirierten. Ob Bebeto, Dialminha, Rivaldo oder Mauro Silva, alle diese Stars spielten zunächst bei Depor.

Der Grund? In Galicien sprechen die Bewohner neben Spanisch auch die Regionalsprache Galicisch. Und die ähnelt dem Portugiesischen so sehr, dass die Trainer noch nicht einmal Dolmetscher benötigten ...

Kicken zwischen Auf und Abstieg

Heute muss der Verein aus dem Keller wieder heraus. Die glorreichen Zeiten sind vorbei und Stammspieler wie Kapitän Manuel Pablo sind über Mitte 30. Superstar Valerón ebenfalls, und der hat im Juni 2013 Konsequenzen gezogen und seinen Rückzug bekanntgegeben.

Alle wissen es: junge Spieler mit Erfahrung sind gefragt, doch das Budget ist ziemlich übersichtlich. Der Verein hat einfach nicht so viel Geld wie ein anderer Mann aus der Hafenstadt: Amancio Ortega ist der reichste Spanier überhaupt.

Doch sein Geld macht er nicht mit rollenden Bällen sondern günstigen Klamotten. Er ist Chef der Modekette Zara. Doch es gibt Hoffnung. In der Spielzeit 2014 sind Laure, Fariña und Medunjanin die besonders erfolgrechen Kicker des Vereins aus Nordwestspanien. Doch auch die müssen mit ansehen, wie Lokalrivale Celta de Vigo im Süden von Galicien mehr Tore schießt.

Die Fans kommen fünf Minuten vor Anpfiff

Wer wie wir selbst schon mal ein Spiel im Estadio Riazor von Deportivo La Coruña erlebt hat weiß: es füllt sich erst wenige Minuten vor dem Anpfiff. Das Stadion liegt direkt an der Meerespromenade mit dem wunderbaren halbrunden Strand. Und so gehen die meisten Fans noch spazieren, wenn in Madrid oder Dortmund schon die Arena kocht ...

Weiterführende Links

Offizielle Hompage von Depor

Porträt des Fußballclubs von SD Compostela

Spaniens Welt des Sports

 Die Heimatstadt von Depor

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