Amancio Ortega: Scheuer Mode-Gigant im Porträt
Amancio Ortega ist der reichste Mann Spaniens, Gründer des Inditex-Imperiums (u.a. Zara) und so zurückhaltend, dass ihn sogar Mitarbeiter in seiner Heimatstadt A Coruña nicht erkennen. Inzwischen hat er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.
von Daphne Kediri
Die sehr seltenen Fotos von Amancio Ortega zeigen ihn im Anzug, mit Hemd und ohne Krawatte. Er mag sie nicht, heißt es, und bevorzugt ohnehin legere Kleidung. Der betagte Galicier (*1936) ist ein kleiner, leicht fülliger Mann mit einem freundlichen Gesicht, braunen Augen und hoher Stirn.
Auf der Leinwand würde er sofort als Mafiaboss mit vielen Kindern und Enkelkindern durchgehen. Seine tatsächliche Rolle: mächtigster Modezar Spaniens – und das sieht man ihm nun wirklich nicht an.
Über 70 Milliarden Euro Privatvermögen
Amancio Ortega wächst in der nordwestspanischen Stadt La Coruña in bürgerlichen Verhältnissen auf. Bereits mit 14 Jahren läuft er als Hemdenträger durch die Hafenstadt, produziert später Bademäntel und baut sein Imperium Schritt für Schritt auf.
Mit nunmehr neun Handelsketten, darunter Zara, Massimo Dutti und Pull & Bear, generierte der nette ältere Herr im Jahr oft Umsätze von 10 Mrd. Euro. Sein Privatvermögen schätzt Forbes auf über 70 Mrd. Euro.
Doch anders als seine Branchenkollegen zeigte er seinen Reichtum nicht. Diesel-Chef Renzo Rosso beispielsweise lässt sich nicht nur innerhalb der Modebrache als Star feiern, stets mit viel Tamtam.
Ortega dagegen ging besonders gerne unerkannt durch Zara-Läden - und gab sich als Kunde aus. Keine Interviews, keine Skandale. Der Mann ohne Unikarriere ist bodenständig.
Pferde und viel Engagement
Was das Heer an Journalisten und Detektiven "spektakuläres" herausgefunden hat? Ortega geht zum Pferderennen. Er engagiert sich aber auch: Seit 2001 fördert die Amancio-Ortega-Stiftung Projekte in der Wissenschaft und Kultur - ohne Gewinnabsichten. Und seine Institution Padeia hilft behinderten Kindern und Jugendlichen. Ortegas erste Frau leitet sie, mit der er einen schwerbehinderten Sohn hat.
Ortegas Tochter Marta hat übernommen
Schon eher im Rampenlicht stand bislang Ortegas Tochter Marta, einst Azubi in Papas Firma. Seit dem 1. April 2022 ist sie Vorsitzende des Verwaltungsrats von Inditex. Und hat es nicht so leicht wie ihr Vater. Die Verkäuferinnen streiken für mehr Lohn, und die Absatzzahlen sind auch nicht mehr so brillant wie vor der Wirtschaftskrise im Land.
In einem war die Tochter dem Vater aber schon vorher um Längen voraus: Es gibt mehrere Fotos von ihr.
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