Jakobsweg-Variante Vía Künig

Nieselregen, Feuerbrände, verarmte Bevölkerung. Der wahrscheinlich unbekannteste Jakobsweg führt durchs galicische Hinterland. Und auf dem Schirm hat die Öffentlichkeit die verarmten Dörfer am Wegrand erst, seit ein französischer Regisseur dort einen spektakulären Film drehte. 

von Tobias Büscher

Der Abschnitt des Jakobswegs Vía Künig führt als kleiner Umweg von O Cebreiro am Hauptweg Camino Francés nach Lugo und von dort über den Camino Primitivo weiter bis Santiago.

Die Strecke lief im 15. Jahrhundert ein Mönch namens Hermann Künig. Der darauf den ersten Jakobsführer auf Deutsch schrieb. Der Geistliche aus Fulda lief den knapp 70 km langen Abschnitt nach Lugo, weil er das Gebirge bei Cebreiro umgehen wollte und von der sagenhaften römischen Stadtmauer von Lugo gehört hatte, die heute noch existiert.

Zur Hölle mit den Fuhrleuten

1495 hatte der Mönch Künig übrigens eine sehr kleine Auflage für seinen ersten Reiseführer. Es sollen fünf Exemplare gewesen sein. Doch er zog in seinem Buch ordentlich vom Leder.

Buchstäblich: Darin erklärte er nicht nur, wo sich die Pilger besser die Schuhe flicken lassen, sondern warnt vor diebischen Fuhrleuten am Jakobsweg. Wörtlich: „Aus tiefstem Herzen wünsche ich diese Kerle zur Hölle“.

Der Weg war bereits unter den Römern bekannt als Vía Romana XIX, der Lugo mit Astorga und seinen Goldminen verband. Doch goldige Zeiten hatten die Anwohner der Ortschaften am Künig-Weg nie.

Auch von der neu gebauten Autobahn A 6 sind sie genervt, sie profitieren auch nicht davon. Wer konnte, hat Orte wie Becerreá und O Corgo verlassen, um im Ausland sein Glück zu suchen.

Renaissance durch einen Film über Waldbrände

2019 hat der französische Regisseur Oliver Laxe einen Film herausgebracht, der Waldbrände in der Gegend des Vía Künig thematisiert. Titel: Es wird brennen (O que arde).

Darin spielt auch Benedicta Sánchez mit, die aus O Corgo stammt, als junge Frau nach Brasilien auswanderte und nun wieder in O Corgo lebt. Laxes Eltern stammen ebenfalls hierher.

Da es kaum noch Einwohner gibt, hat sich der Regisseur inzwischen das Haus seiner Eltern zurückgekauft und restauriert. So ist auch der Künig-Jakobsweg wieder in die Medien gekommen. In die spanischen Medien jedenfalls.

In Santiago überlegen die Politiker jetzt, ob sie den Vía Künig offiziell als Jakobsweg anerkennen. Pünktlich zum „Heiligen Jahr“.

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