Mit 84 plötzlich Filmdiva

Die spanische Bäuerin Benedicta Sánchez aus dem Naturschutzgebiet Os Ancares ist der neue Liebling der Filmkritiker. Sie feierte vor wenigen Monaten Premiere in dem Film O QUE ARDE (Es wird brennen). Zuvor hatte die Galicierin noch nie vor der Kamera gestanden. Jetzt ist sie für den Filmpreis Goya nominiert. Als beste Neuentdeckung.

von Tobias Büscher

Sie spielt in dem preisgekrönten spanischen Film O que arde die Mutter eines Mannes (dargestellt von Amador Arías), der nach langer Haftstrafe traumatisiert zu ihr zurückkommt. Und von dem niemand sonst etwas wissen will. Das Gericht hatte ihn wegen Feuerlegens verurteilt.

Feuer in Galicien

Der Film von Oliver Laxe spielt im Naturschutzgebiet Os Ancares, wo Benedicta Sánchez wohnt, der Regisseur Laxe selbst seine Wurzeln hat und wo nach 100 Jahren inzwischen wieder Bären unterwegs sind. Feuer ist in der Gegend tatsächlich nicht selten, obwohl es dort regnet wie kaum anderswo in Spanien. Hauptgrund: Schnell wachsende und schnell brennende Eukalyptusbäume, die ein Mönch im 19. Jh. aus Australien einführte. Sie sind ein Segen für die Holzindustrie und ein Fluch für die Natur.

Benedicta Sánchez, die in der Ortschaft O Corgo lebt, hat nicht immer in dem Schutzgebiet gewohnt. Sie ist in jungen Jahren nach Brasilien ausgewandert und hat dort als Fotografin gearbeitet. Was ihr sprachlich sehr leicht fiel, denn Galicisch und Portugiesisch klingen ähnlich.

Vor statt hinter der Kamera

Dass sie einmal vor statt hinter der Kamera stehen würde, hätte sie nicht für möglich gehalten, sagt sie den Medien. Und die sind begeistert von der Frau. Vor allem wegen ihrer natürlichen Ausstrahlung, die dem Film sehr geholfen hat.

In Os Ancares gibt es nun also einen Promi mehr. Was viele nicht wissen: Auch die Vorfahren des früheren kubanischen Staatschefs Fidel Castro kommen aus dem Gebiet.

Ein Regisseur, der Feuer löscht

Oliver Laxe selbst bekam auch viel Lob für seinen Film, der 2019 erschien und unter anderem während der Viennale lief. Der Jury in Cannes gefiel an dem Spielfilm besonders die hypnotische, mystische Kraft der Dialoge. 

Laxe hatte sich auf seine Art auf die Arbeit vorbereitet. Vor dem Dreh absolvierte er in der Bergwelt Galiciens eine Ausbildung als Feuerwehrmann. Ohne diese, sagte er später, hätte er den Film niemals drehen können.

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