
Streit mit Francos Erben
Spanien. 18 Monate haben die Nachfahren des Diktators Francisco Franco es geschafft, das berühmte Haus Casa Cornide in der Altstadt von A Coruña in Nordwestspanien von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Jetzt hat die Lokalregierung es satt, und verhängt eine symbolische Strafe.
Von Tobias Büscher
3000 Euro muss die Franco-Familie zahlen, weil sie die Schlüssel der Residenz des Diktators nicht an die Lokalregierung übergeben hat, wie El País berichtet. Ähnlich wie das nur 16 km entfernte Adelshaus Pazo Meirás gehört auch dieses barocke Gebäude bereits seit 2023 zum Nationalen Kulturgut und müsste für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Der Prozess dazu ist langwierig.
Das Meirás-Landhaus steht inzwischen für geführte Rundgänge offen, die Türen des Casa Cornide bleiben aber weiter geschlossen. Und die Franco-Nachfahren verkünden über ihre Anwälte immer wieder: Das ist unser Haus.
Der Hintergrund des Streits zwischen den Francos und der Xunta-Regierung: Francisco Franco, der vor 50 Jahren starb, war Galicier, geboren in der nahen Stadt Ferrol. Während seiner Diktatur sicherte er sich mehrere wertvolle Besitztümer in dieser Region in Nordwestspanien mit seiner Hauptstadt Santiago de Compostela.
Offiziell bekam er sie geschenkt, in Wahrheit allerdings ließ er häufig die vorherigen Besitzer enteignen. Im Fall des Pazo Meirás brachten die Nachkommen Francos sogar eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1938 in Spiel, die allerdings nicht auffindbar ist.
Deshalb streiten sich die Anwälte der Franco-Familie schon seit Jahrzehnten mit der Lokalregierung, wem solche Gebäude denn nun gehören.
Die Geschichte der Casa Cornide
Die Casa Cornide entstand im 18. Jh. im typischen galicischen Barockstil, bewohnt von steinreichen Händlerfamilien. Für Franco und seine Familie war es damals ein traumhaftes „Geschenk“, denn das Haus liegt in einer der besten Lagen der Stadt nahe am Hauptplatz, den Stränden und dem Hafen.
Kritiker sprechen von Machtmissbrauch des Diktators, seine Nachfahren von rechtmäßigem Besitz und Erbe. Doch alle lokalen Parteien von progressiv bis konservativ sind sich inzwischen einig: Die Casa Cornide muss die Familie an die Stadt A Coruña übergeben.
Das Bauwerk steht damit heute nicht nur für die architektonische Pracht vergangener Jahrhunderte, sondern auch für die ungelösten Fragen der Vergangenheit Spaniens. Sie ist ein greifbares Symbol für die Notwendigkeit, sich mit der Geschichte der Franco-Diktatur auseinanderzusetzen und die Gerechtigkeit im Umgang mit historischen Kulturgütern zu gewährleisten.
Ein Haus als Symbol der Franco-Vergangenheit
In den letzten Jahren haben lokale und nationale Regierungen sowie Bürgerrechtler verstärkt Druck auf die Familie Franco ausgeübt, die Casa Cornide zurückzugeben. Mehrere juristische Verfahren sollten klären, ob die Aneignung des Gebäudes rechtmäßig war.
Und so steht das Haus in direktem Zusammenhang mit der Frage, wie das Land Spanien mit dem Franco-Erbe insgesamt umgehen soll.
Weitere Themen rund um Diktator Franco
Noch gibt es sie, doch das könnte sich bald ändern: die hochumstrittene Franco-Stiftung.
Späte Entscheidung: Galiciens Stadt Pontevedra entzog Diktator Franco erst 2016 die Ehrenpräsidentschaft.