
Spaniens Literaturszene
Wer auch nur einen Bruchteil der Literatur aus und über Spanien auf die Reise mitnehmen will, weiß sicher von diversen Umzügen, wie schwer Bücherkartons sein können.
Berühmte Autoren haben aus ganz unterschiedlichen Anlässen über Spanien geschrieben. George Orwell (1903-1950) nahm auf republikanischer Seite am Bürgerkrieg teil (“Mein Katalonien”, Diogenes), Kurt Tucholsky (1890-1935) schrieb scharfzüngig über die Bergwelt der Pyrenäen (“Ein Pyrenäenbuch”, Rowohlt) und der Engländer Gerald Brenan (1894-1987) sinnlich über ein Bergdorf in den Alpujarras (“Südlich von Granada”, Verlag Winfried Jenior).
Nooteboom, Feuchtwanger, Hemingway
Der Holländer Cees Nooteboom nahm einen weiten Umweg zum Pilgerziel Santiago de Compostela (“Der Umweg nach Santiago”, Suhrkamp).
Lion Feuchtwanger (1884-1958) befasste sich mit dem Zusammenleben von Juden, Mauren und Christen in Toledo (“Die Jüdin von Toledo”) sowie mit Goya.
Und Ernest Hemingway (1899-1961) verfolgte mehrmals das wüste Stiertreiben in Pamplona (“Fiesta”, Rowohlt). Schon 1927 schrieb er den packenden Roman, der die Sanfermines zu einem Kult vor allem amerikanischer Touristen machte.
Windmühlen und weiße Herzen
Der Ritterroman "Don Quijote de la Mancha” ist das mit Abstand berühmteste Werk der spanischen Literatur (“Don Quijote de la Mancha”, Winkler). Miguel de Cervantes (1547-1616) saß pikanterweise gerade wegen Betrugs im Gefängnis, als er vom edlen Ritter, seinem Schildknappen Sancho Panza, heimtückischen Windmühlen und verehrenswürdigen Edeldamen schrieb.
Wenige Autoren haben in den Jahrhunderten danach mehr Aufsehen erregt, als der Dichter Federico García Lorca (1898-1936). Francoanhänger ermordeten den großen Lyriker zu Beginn des Bürgerkriegs bei Granada (dafür von der Nachwelt noch einmal ein deutliches: ihr Schweine habt uns um weitere Werke gebracht).
Über die Welt der Zigeuner hat Lorca genauso dramatisch und einfühlsam geschrieben wie über die Mentalität der andalusischen Dorfbewohner (“Bluthochzeit”, Suhrkamp).
Spaniens Literaten von Cela bis Marías
Der galicische Literatur-Nobelpreisträger Camilo José Cela erlangte mit seinen realistischen, so drastisch wie derb formulierten Werken viel Anerkennung (“Pascual Duartes Familie”, “Der Bienenkorb”, Piper, beide Werke wurden verfilmt).
Konkurrenz bekam er von dem Andalusier Antonio Muñoz Molina (geb. 1956), Preisträger des wichtigsten nationalen Literaturpreises Premio Planeta. Eines seiner jüngsten Werke ist der hochklassige, gesellschaftspolitische Thriller “Die Augen des Mörders” (Rowohlt).
Zu den neueren Entdeckungen gehört der Madrilene Javier Marías (geb. 1951). Internationales Lob (auch vom “Literarischen Quartett”) erhielt er für den rafinierten Roman “Mein Herz so Weiß” über Ehe, Treue, Schwüre und Selbstmord (Heyne).
Mehrere nationale Preise bekam der galicische Autor und Journalist Manuel Rivas (geboren 1957). Sein Roman “Der Bleistift des Zimmermanns” (Suhrkamp) ist ein hervorragend erzähltes Werk über eine galicische Liebe in den Wirren der 1930er Jahre.
Zu den derzeit angesagtesten Autoren in Spanien gehört Arturo Pérez Reverte, ein früherer Kriegsreporter.
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