Spaniens Regisseur Fernando Trueba
Er gehört zu den besten Regisseuren Spaniens. Mit seinen Filmen räumt er auf Filmfestivals in aller Welt Preise ab. Der Madrilene gewann mehrere Goyas und einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Humorvoll beschäftigt sich Fernando Trueba in seinen Werken mit Liebe, Lust, Kunst, Ideologien und gerne auch mit Jazzmusik.
von Sarah Brender
Sein dunkles Haar und der Bart sind inzwischen ergraut. Große Auftritte liegen dem gepflegten, unprätentiösen Mann nicht. Auch gestelltes Lächeln ist nicht Fernando Truebas Ding.
Auf Fotos von öffentlichen Auftritten sieht man ihn kaum strahlen. In Interviews abseits der roten Teppiche scheint der Regisseur sich dagegen deutlich wohler zu fühlen, ist freundlich und zugewandt. Sein Schielen nimmt er auf seiner Homepage mit Humor, indem er es durch eine kleine stilisierte Zeichnung seiner Augen als Markenzeichen benutzt.
Filmkritiker für El País, Filme für die Welt
Fernando Trueba (*Madrid 1955) war als Kind begeistert von den Werken Picassos und wollte Maler werden. Doch dann wandte er sich dem Film zu. Trueba studierte in Madrid Computergrafik an der „Facultad de Ciencias de la Información“.
Der Filmkritiker für die spanische Zeitung El País drehte 1974 seinen ersten, fünfminütigen Kurzfilm mit dem Titel "Oscar y Carlos". Sechs Jahre später gründete er das monatlich erscheinende Filmmagazin Casablanca, an dem so berühmte Autoren wie Fernando Savater und Carlos Boyero mitarbeiteten.
1980, mit 25 Jahren, brachte Trueba auch seinen ersten Film heraus: Opera Prima. Die Komödie im Stil der „comedia madrileña" handelt vom turbulenten Leben des Journalisten Matis, und erinnert an die Filmkunst von François Truffaut.
Neun Goyas für Belle Epoque
Seinen ganz eigenen Stil als Regisseur fand Trueba in seinen weiteren Filmen. Bei „Twisted Obsession", einem Erotik-Thriller, arbeitete Fernando Trueba 1989 zusammen mit Jeff Goldblum und Miranda Richardson.
Internationalen Erfolg brachte ihm schließlich 1993 „Belle Epoque“ mit Penélope Cruz, die mit dem auch international erfolgreichen Film den Durchbruch schaffte.
Die Komödie um das turbulente Liebesleben eines Deserteurs in den 1930er Jahren gewann neun Goyas, unter anderem in den Kategorien bester Film, beste Regie und bestes Originaldrehbuch.
Außerdem erhielt der Streifen den Oscar als bester fremdsprachiger Film. In seiner Dankesrede sagte Trueba, er würde gerne an Gott glauben, um ihm zu danken.
Er glaube aber nur an Billy Wilder, also danke er ihm. Billy Wilder soll Trueba daraufhin am nächsten Tag angerufen haben mit den Worten: „Fernando, it's God.“
Ob die Anekdote über den Anruf wahr ist? Egal, Humor hat Trueba auf jeden Fall.Nach dem überwältigenden Überraschungserfolg von „Belle Epoque“ folgte 1995 Truebas Hollywood-Debüt, die Verwechslungskomödie "Two much – Eine Blondine zuviel".
Bei den Dreharbeiten verliebten sich Hauptdarsteller Antonio Banderas und Melanie Griffith, die später heirateten, eine Tochter bekamen und längst geschieden sind. Doch der Film war an den Kinokassen außerhalb Spaniens ein Flop. Seither dreht Trueba wieder in seinem Heimatland.
Familie Truebas Leidenschaft für die Kunst
In Fernando Truebas Zuhause dreht sich alles um die Kunst: Bücher, Zeichnungen und Skulpturen füllen sein Anwesen in Madrid. Verheiratet ist er mit Christina Huete.
1981 wurde ihr gemeinsamer Sohn Jonás geboren. Die ganze Familie besteht aus Kreativköpfen. Christina Huete produziert viele Trueba-Filme, Sohn Jonas Trueba ist Drehbuchautor, Fernando Truebas jüngerer Bruder David arbeitet als Schriftsteller und dessen 1997 geborene Tochter Violeta Rodríguez ist Schauspielerin.
David Trueba ist übrigens ein enger Freund von Bayern-Trainer Pep Guardiola. Der ältere Bruder Máximo Trueba war Bildhauer. 1996 starb er mit nur 42 Jahren bei einem Autounfall.
Fernandos Film „Das Mädchen und der Künstler“ von 2012 ist ihm gewidmet. Denn für den Film hatte er ursprünglich mit dem verstorbenen Bruder zusammenarbeiten wollen. Die Idee dafür entstand bereits 1990.
Chico und Rita: Liebe zum Jazz als Comic verfilmt
Liebe, Verlust und Jazz sind die Zutaten von Fernando Truebas Animationsfilm „Chico und Rita“ (2010). Schauplätze sind Havanna, New York City, Las Vegas, Hollywood und Paris um 1950.
Thema ist die Beziehung zwischen dem kubanischen Jazzpianisten Chico und der schönen Sängerin Rita. Bei dem Animationsfilm führte Trueba zusammen mit Javier Mariscal und Tono Errando Regie und schrieb zusammen mit Ignacio Martínez de Pisón das Drehbuch.
Die Bilder von Comiczeichner Javier Mariscal wirken sinnlich und sexy, aber gleichzeitig lässig und cool – eine wunderbare Kulisse für die Wirkung der betörenden Musik.
Denn der Film ist vor allem eine Liebeserklärung an den Jazz. 2011 gewann Trueba für „Chico und Rita“ den Europäischen Filmpreis und 2012 eine Oscarnominierung in der Kategorie „Bester animierter Spielfilm“.
La Reina de España mit Penélope Cruz
Das nächste Projekt, wieder mit Truebas Frau als Produzentin, entsteht gerade. „La Reina de España“ soll an „Das Mädchen deiner Träume” (1998) anknüpfen.
Er handelte von einem spanischen Filmteam, das Goebbels während des Dritten Reichs nach Deutschland einlädt. Der neue Film soll 17 Jahre später spielen, also Mitte der 1950er Jahre - und die Entwicklung der Figuren des ersten Films weiterverfolgen.
Drehbuch und Regie: Fernando Trueba. Als Schauspieler wieder dabei: Penélope Cruz und Antonio Resines. Auf so eine Fortsetzung freuen sich natürlich viele Fans spanischer Filme.