Kuschelprovokant Pedro Almodóvar im Porträt

Pedro Almodóvar ist Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Seine Filme "Fliegende Liebende", „Volver“, „Sprich mit ihr“ oder „Alles über meine Mutter“ haben internationalen Kultstatus.

Von Christine Tabel

Auf den ersten Blick wirkt der spanische Regisseur liebenswürdig, fast gemütlich. Der Mann mit der struppig-grauen Igel-Haarpracht blickt aus dunklen, gutmütigen Augen.

Die Themen seiner Filme aber haben es in sich: Missbrauch, Übersinnliches, Skandale, Drogen, Inzest, Homo- und Transsexualität. Er rebelliert gegen die bürgerliche Normalität und polarisiert, indem er die Grenzen des Gewohnten überschreitet.

Und als populärster spanischer Filmemacher der Gegenwart mögen ihn seine Schauspieler ganz besonders. Penélope Cruz über Almodóvar: “Wenn ich die Wahl hätte, nur noch mit einem einzigen Regisseur den Rest meines Lebens arbeiten zu können, würde ich Pedro wählen.”

Almodóvar liebt erfundene Künstlichkeit

Viele stellen sich die Frage, wie viel er aus seinem eigenen Leben in seinen Filmen verarbeitet. Dazu Pedro Almodóvar: „Oft versteckt sich das Persönliche hinter einer Figur, einer Landschaft oder einer Stimmung - aber nur ganz selten stecken meine Erfahrungen in den Handlungssträngen meiner Filme.“

Aus seiner Homosexualität macht er jedenfalls kein Geheimnis. Eigene Erlebnisse verschmelzen auf der Leinwand mit einer von ihm konstruierten Welt. „Und diese frei erfundene Künstlichkeit ist in der Lage, reale Gefühle wachzurufen und zu einer Wahrheit zu gelangen“, so Almodóvar.

Mehrfacher Oscar-Gewinner

Der mehrfache Oscar-Gewinner kam um 1950 in einer kleinen spanischen Stadt in der Region La Mancha zur Welt. Wann genau, hat er nie verraten. 1972 zog er mit seinen Eltern in die Extremadura.

Seine strenge religiöse schulische Ausbildung bei den Salisianern und Franziskanern prägten ihn genauso wie die Diktatur Francos und die Zeit nach dessen Tod während der wilden Kulturbewegung Movida.

Schon in jungen Jahren verschlug es Almodóvar nach Madrid. Sein erstes Geld verdiente er in der Verwaltung  der spanischen Telefongesellschaft. Von seinem ersten Gehalt kaufte er sich eine Super8-Kamera.

Außerhalb des eintönigen Angestelltenverhältnisses widmete sich Almodóvar dann seiner eigentlichen künstlerischen Berufung: Film, Theater, Schreiben und Musik. Noch unter Franco drehte er Kurzfilme, war Mitglied einer Theatergruppe und machte sich so in der Szene einen Namen.

Sein Debut-Spielfilm „Pepi, Luci, Bom und der Rest der Bande“ entstand in den Anfängen der spanischen Demokratie. Und dann drehte er nach und nach kultige Filme wie "Das Gesetz der Begierde" (1987), provokative wie "Fessel mich" (1990) und dann wieder so traurige wie "Sprich mit ihr" (2002). Weitere Filme sind Fliegende Liebende (2013), Leid und Herrlichkeit (2019) und Parallele Mütter (2021).

"Meine Filme sind meine Kinder"

Almodóvar sieht seine vielen erfolgreichen Filme als seine eigenen Kinder. „Ich ziehe sie auf, ich pflege sie, ich begleite sie aus dem Haus bis ins Kino.“

Im August 2010 starteten die Dreharbeiten zu seinem neuen Clou „Die Haut, in der ich wohne“. Drei verschiedene Plots mit drei Protagonisten, die Opfer von Sadismus, bedingungsloser Liebe und Machtmissbrauch werden. Drei Extremsituationen, die am Ende zu einem Handlungsstrang verschmelzen.

Nach fast 20 Jahren hat Antonio Banderas wieder eine Hauptrolle im Film des Oskar-Gewinners gespielt und Almodóvar-Fans kamen voll auf ihre Kosten. Der Film ist im Dezember 2011 für den Golden Globe nominiert worden.

2013 wiederum erschien von Almodóvar eine Komödie, in der Penélope Cruz und Antonio Banderas auch mitspielten: Fliegende Liebende

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Das Pedro Almodóvar Archiv

Die Autorin:

Christine Tabel hat Medien- und Kommunikationswirtschaft in Ravensburg studiert. Nach mehreren Jahren klassischer Marketingtätigkeit ist sie nun auch häufiger im Web 2.0 aktiv. Aufgrund ihrer Leidenschaft für Film und Fernsehen war sie bereits unter anderem für zwei Produktionsfirmen tätig.