1985: Spanien ist seit 40 Jahren in der EU
Spanien ist 1985 in die Europäische Union eingetreten. Nach den langen Franco-Jahren wurde das Land dadurch ein vollwertiges demokratisches Mitglied in Europa. Ganz reibungslos lief die Sache nicht ab. Dafür helfen heute die guten Beziehungen Madrids zu Lateinamerika.
von Tobias Büscher
Der Schritt in die EU war vor 40 Jahren ein echtes Politikum. Seit Francos Tod im Jahr 1975 schrieben Politiker von den Rechtskonservativen bis zu den Kommunisten eine neue Verfassung und schafften den Weg von der Diktatur zur Demokratie, was in Spanien als Transición in die Geschichte einging.
Der Beitritt in die EU markierte diesen Sieg der Demokratie. Und einer war besonders daran beteiligt: Adolfo Suárez (1932-2014, siehe Bild oben), ein einst höriger Beamter Francos, der sich als Regierungschef dann intensiv für den Beitritt eingesetzt hatte. Nach ihm ist heute der Flughafen von Madrid benannt.
Heute Zölle, gestern Zoff
Doch es gab Turbulenzen. Von Seiten der ETA und der Ultrarechten. Kurz vor dem Abkommen mit Spanien hatte die Terrororganisation einen Anschlag auf Spaniens König geplant, aus dem aber nichts wurde.
Noch dramatischer war die Lage vier Jahre zuvor: Putschisten stürmten am 23. Februar 1981 das Parlament in Madrid, hielten die Abgeordneten stundenlang gefangen, schossen ein paar Kugeln in die Decke und gaben schließlich auf. Das Datum ist als "Trauma 23. F" in die spanische Geschichte eingegangen.
Die Putschisten mochten die EU gar nicht, aber sie konnten das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Ihr Idol, Diktator Franco, hatte bereits in den 1960er Jahren stabile Wirtschaftsbeziehungen mit den USA aufgebaut. Und deshalb erzeugte der Beitritt Spaniens auch im fernen Washington nicht gerade Beifall.
Und heute? Da sorgt sich das EU-Land Spanien wie die ganze Union wegen der hohen US-Zölle, was Spanien vor allem im Agrarsektor trifft.
Doch während das Land einst viele Autobahnen auf Kosten der EU durch den Entwicklungsfond FEDER bauen ließ, sind heute die guten Beziehungen zu Lateinamerika gefragt.
Die neue Wirtschaftsbrücke nach Lateinamerika
Vor allem beim neuen Deal mit Lateinamerika fällt das auf. Die Internationale Wirtschaftsorganisation Lateinamerikas (Mercosur) schmiedet bereits seit Monaten Allianzen mit den Ländern Europas, wie auch El País berichtet.
Das spanische Wirtschaftsministerium ist ebenfalls begeistert. Denn der Markt ist gewaltig: Mercosur besteht im Kern aus den Ländern Argentinien, Brasilien, Bolivien, Paraguay, Uruguay und Venezuela (270 Mio Einwohner, Vergleich EU: 450 Mio Einwohner).
Bei dem Abkommen zwischen den Wirtschaftsverbänden ist auch Umweltschutz (illegaler Holzschlag) und faire Bezahlung (Mindestlohn) verankert. Doch vor allem ist der Deal eine Antwort auf Trumps erratische Zollpolitik.
Und so hat im Grunde vor allem einer die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Spanien, der EU und Lateinamerika gefördert: ausgerechnet der Big-Deal-Präsident.
Darauf ein Europa First, Mr. President. Adelante.

