Burgen und Belle Epoque in den Pyrenäen
Wehrkirchen, Burgen und Schlösser sind in den Pyrenäen wahrlich keine Seltenheit.
Die vielen mittelalterlichen Bauten in den Pyrenäen veranschaulichen all die vielen Kriege, Grenzstreitigkeiten und religiöse Machtkämpfe in der Bergwelt. Damals war es notwendig, auch Gotteshäuser sehr solide zu bauen: Glockentürme dienten als Wachtürme. Ein vollständig erhaltenes Beispiel ist die Wehrkirche Luz-Saint-Sauveur zwischen Lourdes und dem Cirque de Gavarnie. Mit zinnenbewährter Mauer und stabilem Ein-gangsturm ähnelt sie eher einer Burg als einer Kirche.
Katharerburgen
Viele reine Festungen sind dagegen heute stark verfallen, vor allem die Katharer-Burgen. Zwischen Perpignan, Foix, Carcasonne und Béziers wurden vor und während der Albigenserkriege zahlreiche châteaux errichtet – sicherheitshalber auf Berggipfeln und Anhöhen. Hinter den Mauern verschanzte sich die verfolgte religiöse Minderheit bis in das 13. Jh. hinein.
Im Bereich der Pyrenäen erfordern die winddurchlässigen Burgruinen heute beim Besuch durchweg eine gewisse Trittsicherheit. Nordwestlich von Perpignan stehen die einstigen Burgen Quéribus, Aguilar und die weite Anlage von Peyrepertus, südöstlich von Foix tauchen bald die Silhouetten der Burgen Roquefixade, Lordat und vor allem Montségur auf, der letzten Bastion einer religiösen Minderheit.
Gekrönte Häupter bewohnten die Schlösser von Foix und Pau, die nie geschleift wurden, aber über Jahrhunderte hinweg solchen Veränderungen unterlagen, dass kein Schlossturm dem anderen gleicht. Weit häufiger sieht man Festungen an der französisch-spanischen Grenze.
In Jaca wurde schon 1559 im Auftrag von Felipe II. eine sternenförmige Renaissance-Anlage errichtet, während etwas später auf französischer Seite Louis XIV. seinen Militärbaumeister Vauban anwies, Festungen anzulegen, unter anderem in Villefranche, Mont-Louis und Perpignan. Diese Festungen blieben unversehrt, denn zur Zeit ihrer Errichtung herrschte bereits Frieden zwischen Frankreich und Spanien.
Von Belle Epoque bis heute
Als Pyrenäen-Reisende die Thermal- und Seebäder am Atlantik entdeckten, kam es Ende des 19., Anfang des 20. Jh. zu erneuter Bautätigkeit.
Vielerorts in der Bergwelt wie in Cauterets, Bagnères-de-Luchon oder auf spanischer Seite in Benasque baute man Hotels im Jugendstil, schmucke Bahnhöfe und Kasinos, in denen der Geldadel und Künstler ein- und ausgingen.
Könige zog es vor allem an den Atlantik, wo in Biarritz und San Sebastián Paläste errichtet und Promenaden angelegt wurden. Manche Villa am Atlantik steht inzwischen leer, vor allem aber in den Thermalorten bröckelt die Patina.
Moderne Bauten: eine Seltenheit
Qualitätsvolle Bauten der Moderne gibt es in den Pyrenäen kaum. In Andorra sind die 1976 unter Leitung des katalanischen Architekten Ricardo Bofill errichtete Kirche Meritxell sowie die spitztürmige, futuristische Caldea-Therme von Interesse.
In Pau wurden Sport- und Kongresspaläste erbaut, in San Sebastián hat die Fachwelt die originelle Erweiterung des Aquariums am Hafen fasziniert: mit einem kurzen Glasgang direkt durchs Meer.
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