Olite: Einstige Königsresidenz mit prächtiger Burg

Olite ist eine Stadt wie aus einem Märchen. Die einstige Königsresidenz mit der gewaltigen spätmittelalterlichen Burganlage Castillo Palacio liegt in der nordspanischen Region Navarra und ist bei Regisseuren so beliebt wie bei Weingourmets. 

von Tobias Büscher

Olite liegt 40 Kilometer südlich von Pamplona, der Hauptstadt Navarras. Wer sie von dort aus besucht, kommt sich vor wie in einer Zeitreise. Denn die Kleinstadt prägt neben vielen Weinbodegas vor allem eine der schönsten Burganlagen Spaniens.

Und deshalb sind zwei Daten kein Zufall: Die Stadt hat knapp 4000 Einwohner. Und im Rekordjahr 2024 haben laut Bürgermeisteramt 260.519 Touristen die Burganlage Castillo Palacio besucht. Wer jetzt allerdings an Mallorca oder Benidorm denkt: Nur 16 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland. Die meisten sind die Spanier selbst.

Manche sind auch beruflich hier, darunter die berühmte Schauspielerin Blanca Suárez, eine der Stars in Filmen von Pedro Almodóvar. Wie Olite.com berichtete, stand sie Ende Oktober 2024 in der Altstadtgasse Rua Mayor vor der Kamera. Für ihren neuen Film La Huella del Mal.

Eine Burg für Prinzen und Giraffen

Die spätmittelalterliche Burganlage Castillo Palacio an der Plaza de Carlos III el Noble gehört mit ihren Türmen und Wehrmauern zu den Prachtbauten Spaniens. Eben dieser Carlos III ließ die einstige wuchtige Burganlage ab 1406 zu einem aufwendigen Palast umbauen.

Herzstück der Anlage ist der 40 Meter hohe Turm Torre del Homenaje. Und auch wenn das Gerücht nicht ganz stimmt, darin gebe es so viele Zimmer wie das Jahr Tage hat: Es gab darin sogar Zwinger. Die Nachfahren von Carlos hielten hier neben Falken auch Löwen und Giraffen.

Die Anlage besteht aus dem Palacio Nuevo und dem Palacio Viejo mit seinem Parador. Luxus pur sind die Säle Sala de los Arcos, Sala del Rey und Sala de la Reina, die vorwiegend von Handwerkern maurischer Herkunft in andalusischem Stil mit viel Stuck gestaltet worden sind. Diesen Stil nennen Fachleute Mudéjar.

Ein Gesamtkunstwerk geht in Flammen auf

Diese Palastanlage war einst die vielleicht prächtigste Königsresidenz Europas. Um so schlimmer traf es die Burg im Jahr 1813: Während der Einnahme Navarras durch französische Truppen ging das Gesamtkunstwerk in Flammen auf, verfiel in den nächsten 100 Jahren, bis Navarras Regierung den Besitz übernahm und für den kompletten Wiederaufbau sorgte (Zeittafel der Geschichte Spaniens). 

Seit 1925 ist der Bau zum Nationaldenkmal ernannt worden. Und heute findet hinter den Mauern jeden Sommer ein Theaterfestival statt.

"Weinhauptstadt Navarras"

Ob Olite die "Weinhauptstadt Navarras" ist, wie der Bürgermeister Josu Etxarri Sueskun (PSN) gerne betont, sei einmal dahingestellt. Doch so ganz unrecht hat er vielleicht gar nicht. Denn in der Kleinstadt gibt es nicht nur ein Weinmuseum, hier tagt auch der regionale Weinrat Denominación de Origen de Navarra. Und laut DuMont-Reiseführer "Galicien und Jakokobsweg" gehören die lokalen Bodegas Ochoa und Piedemont zur Elite unter Spaniens Winzern.

Reisepraktische Tipps zu Olite und Umgebung

Mit Olite in Navarra ist es etwa so wie mit Toledo in der kastilischen Mancha: Wer dort übernachtet, hat mehr von der Stadt. Denn auch wenn die Besucherzahlen enorm sind, über Nacht bleibt kaum jemand. Daher ist Olite am Abend mit angestrahlter Burg und coolen Tavernen besonders schön. Auch am Morgen, bevor die Busse kommen, ist man mit den Anwohnern weitgehend unter sich. 

Wo man schon mal da ist: Im Parador mit ritterlichem Ambiente übernachten? Geht natürlich, kostet aber ab 140 Euro pro Doppelzimmer und Nacht.  Das Hostal Villavieja dagegen verlangt unter 100 Euro.

Zum Essen lohnt sich das Casa Zanito mit typischer Navarra-Kost wie Kalbfleisch (chuletón) und Milchlamm (cordero). Vegetarische Gerichte gibt es natürlich auch. Und der lokale Rotwein ist im Menü auch inbegriffen.

Für Ornithologen und andere Vögelfans ist das Observatorio de Aves interessant. Gut 10 km südöstlich von Olite ist der Beobachtungsstützpunkt an der Laguna de Pitillas einen Besuch wert. In der Lagune machen Fischreiher, Störche und Wildenten Station.