Karneval in Galicien, Nordwestspanien
Entroido de Laza
Karneval in Laza ist in Südgalicien ein Kapitel für sich. Die Spanier feiern dort inklusive Mehlschlachten. Und werfen am Rosenmontag als eine Art tierische Kamelle lebendige Ameisen durch die Luft.
von Silke Büscher (Text & Bilder)
Kamelle in Schoko-Form vom Wagen werfen, das ist für die Bewohner von Laza am Rosenmontag undenkbar. Dennoch: Schaulustige belagern in Scharen das kleine galicische Dorf.
Eingeweihte tragen Ganzkörperschutzkleidung. Sie wissen: Heute werden sie mit Dreck, Stechginster und Ameisen gepiesackt. Karneval in Laza: zur Bildgalerie
Mehl statt Kalk: Galiciens weißes Dorf
Große Ereignisse werfen Ihre Schatten voraus. Im Fall von Laza sind die Schatten eher hässliche Schmutzflecken auf alter Kleidung, die selbst die Waschmaschine nicht mehr entfernen kann. Ein Omen? Langsam füllen sich, mit etwas Glück bei frühlingshaften Temperaturen und herrlichem Sonnenschein, die Hauptstraße und der kleine Dorfplatz mit vermummten Menschen. Straßen und Hauswände sind weiß – ein Überbleibsel bereits beendeter Mehlschlachten.
Wenn Laza keine Tabus mehr kennt ...
In der größten Dorfkneipe, ganz nah am baldigen Geschehen, liegen Berge von Sägemehl auf dem Boden. Kostümierte und in befleckte Altkleider gehüllte Menschen trinken noch schnell einen Kaffee, rauchen eine Zigarette. Offiziell ist das Rauchen natürlich drinnen streng verboten. Heute nicht. Selbst der Bürgermeister – in Zottelfell gehüllt – drückt ein Auge zu.
Tomatenschlacht? Nein, Lappenschlacht!
Auf dem Dorfplatz steht inzwischen eine alte Badewanne – gefüllt mit Dreck, garniert mit ein paar alten Zitronenecken. Mit einem Augenzwinkern erklärt ein Einheimischer, dass sei „Modern Art“. Ein paar ortstypische Maskenträger laufen durch das Dorf, scheppern mit den Glocken an ihren Gürteln. Dann geht es richtig los. Erst vereinzelt, dann zuhauf bewerfen sich die Anwesenden mit Lappen, die vor Matsch und Dreck nur so triefen. Mit fast diebischem Vergnügen zielen sie auf ungeschützte Körperteile - besonders gerne auf das Gesicht des Gegenübers.
Verdreckt, aber glücklich
Genauso schnell wie das Treiben begonnen hat, ist es auch vorbei. Übrig bleiben Gestalten, die vor Dreck starren. Die Glücklichen tragen nur leichte Spritzer an der Kleidung davon – andere können vor lauter braunem Matsch im Gesicht kaum noch aus den Augen schauen. Vergnügen hat es offensichtlich trotzdem allen Anwesenden bereitet. Wer jedoch meint, die Party sei vorbei, irrt gewaltig. Das wirkliche Spektakel beginnt bei Abenddämmerung.
Reisetipps für den Karneval in Laza
Anfahrt vom Flughafen Lavacolla in Santiago de Compostela: ca. zwei Autostunden.
Anfahrt von Verin: ca. 20 Minten mit dem Auto.
Buchtipp: Galicien & Jakobsweg von Tobias Büscher