Paco Peña im Porträt
Der vielseitige spanische Gitarrist Paco Peña ist seit über 50 Jahren ein Star und Förderer des Flamenco. Der Mann aus Córdoba ist international beliebt.
von Marcos Fernández Vacas
Das Haar ist ergraut, der Gang schwerfällig und der Anzug sitzt nicht richtig. Aber bei der Auszeichnung durch den ehemaligen König Juan Carlos taucht auf einmal das spitzbübische Lächeln wieder auf.
Seit Mai 2012 ist Paco Peña (*1942 in Córdoba) Träger einer der prestigeträchtigsten internationalen Musikauszeichnungen – als erster Flamencogitarrist überhaupt.
Goldmedaille vom Kennedy-Center
Es war ein großer Moment für den kleinen Mann. Im Palacio de la Zarzuela bekam er die Medaille gemeinsam mit anderen Künstlern wie Plácido Domingo und Pedro Almodóvar.
Er erhielt die Medalla de Oro de las Artes del Kennedy Center aus den Händen des Königs wegen „seines wertvollen Beitrages zu Kultur während seiner langandauernden Karriere“, so die offizielle Begründung des Kennedy Centers mit Hauptsitz in Washington.
Damit wird die Tradition des Flamencospiels eines Ramón Montoyas, eines Sabicas und Niño Ricardo anerkannt, als deren Erbe sich der aus der andalusischen Stadt Córdoba stammende Peña sieht.
Eine Karriere in England
Das Erstaunliche an Paco Peña ist dabei: Seinen Beitrag zur spanischen Kultur beginnt er eigentlich im Ausland, genauer gesagt in London.
Zwar erlernt er schon als kleines Kind das Gitarrenspiel von seinem älteren Bruder, spielt früh in einem Ensemble mit und tritt mit zwölf Jahren öffentlich in seiner Heimatstadt auf.
Später versucht er an der Costa Brava als Flamencogitarrist sein Geld zu verdienen. Doch lange hält es ihn nicht in Spanien. Seien es wirtschaftliche Gründe oder die mangelnde Anerkennung – 1964 zieht es ihn in die Stadt der Swinging Sixties: London.
Und hier tritt Paco nicht nur in Ronnie Scott´s Jazzclub auf, sondern erobert bald die Royal Albert Hall und andere bedeutende Konzerthallen in Großbritannien und Europa.
Flamenco in der ganzen Welt
Je größer der internationale Erfolg wird, um so mehr ist es Paco Peña ein Anliegen, den traditionellen Flamenco mit neuen nicht-andalusischen Elementen zu bereichern.
Zugleich versteht er sich als musikalischer Botschafter seiner Heimat. Neben Projekten mit verschiedenen Jazzmusikern, dem klassischen Gitarristen John Williams oder der chilenischen Gruppe Inti-Illimani gründet er 1970 The Paco Peña Flamenco Dance Company.
Mit Sängern, Tänzern und Instrumentalisten führt er seither verschiedene erfolgreiche Programme auf, ob in England, Australien oder sogar Hongkong.
Dabei lautet sein musikalisches Bekenntnis: „Ich möchte dem Publikum einen Flamenco bieten, der Leidenschaft und Kunst zugleich ist. Aber vor allem muss es wahrhaftig sein“.
Vermittler und Mentor
Peñas Flamenco ist geprägt von seiner andalusischen Heimat. In seinem furiosen und technisch perfekten Gitarrenspiel spiegelt sich der typische Charakter des Südens wieder. „Abgesehen von der menschlichen Stimme ist die Gitarre das einzige Instrument, das im traditionellen Flamenco benutzt wird.
Sie kann beides sein, lyrisch und höchst perkussiv“, und in einem Flamencostück kann sie zusammen mit dem Gesang die Einflüsse „des Westens und des Ostens in Einklang bringen“.
Um diese Eigenart der andalusischen Musik aufrechtzuerhalten, reist er immer wieder in seine Heimat, in der er neue Talente findet und in seiner Company fördert.
Seine Berufung als Pädagoge führt 1981 zur Gründung des Centro Flamenco PacoPeña in Córdoba, kurze Zeit später wird er erster künstlerischer Leiter des Córdoba International Guitar Festival. Er hat auch eine Professur für Flamencogitarre am Rotterdamer Konservatorium inne.
Flamenco ohne Grenzen
Paco bereitet derzeit die CD „Requiem for the Earth“ vor und seine neueste Flamenco-Show heißt „Flamenco sin fronteras“. Ob er die Grenze zu deutschen Konzertsälen passieren wird, ist zurzeit nicht bekannt. Aber die Aficionados in Alemania hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.
Weiterführender Link:
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Der Autor
Marcos Fernández Vacas, Kind baskisch-burgalesischer Eltern, lebt von Geburt an in Bonn. Er hat einen Faible für spanische Philosophen wie Miguel de Unamuno sowie Flamenco und spielt selber Gitarre.