Ignatius von Loyola: der Jesuitengründer im Porträt
Zum ersten Mal ist ein Mann aus Südamerika Papst. Jorge Mario Bergoglio stammt aus Buenos Aires und nennt sich Franziskus I. Doch nicht der Heilige aus Italien, sondern der Baske Ignatius von Loyola ist Gründer seines Jesuitenordens.
von Marcos Fernández Vacas
Mit seinem bescheidenen Auftreten hat der neue Papst Franziskus I. viele Sympathien gewonnen. Doch was für ein religiöses Weltbild hat dieser Mann? Die Wahl seines Papst-Namens zeigt die Hinwendung zu den Sorgen der Armen und Benachteiligten.
Aber die Welt seines Jesuitenordens ist geprägt von den Ordensregeln des Ignatius von Loyola. Jesuiten unterwerfen sich strikt den Worten der Heiligen Schrift und der Lehre der Katholischen Kirche.
Ein religiöser Spanier mit eisernem Willen
Zwar hatten sowohl der Erzheilige der Katholiken Franz von Assisi (1181/1182-1226) als auch Ignatius von Loyola (1491-1556) das Vorleben beim Militär gemeinsam.
Doch ist der aus einer Adelsfamilie aus dem Baskenland stammende Ignatius von ganz besonderem Schlag. Eine Anekdote ist historisch belegt: Bei der Belagerung der Stadt Pamplona 1521 zerschlug eine Kanonenkugel seinen Unterschenkel.
Die ärztliche Versorgung war mangelhaft, die Knochen wuchsen falsch zusammen und das Bein blieb verkürzt. Ein Nachteil für die beabsichtigte Laufbahn beim Hofe und Militär von Navarra.
Bei vollem Bewusstsein lässt er sich das Bein nochmals brechen und neu heilen. Einen dann noch aus dem Bein hervorspringenden Knochen sägt ein Arzt kurzerhand ab.
Geprägt durch einen nationalen Katholizismus
Diese fast unmenschliche Willenskraft und das beharrliche Verfolgen von Zielen sind charakteristisch für Ignatius von Loyola. Unbekannt ist, wann genau er im Jahre 1491 geboren ist.
Sein richtiger Name lautet Iñigo López de Oñaz y Loyola. Loyola ist der Name des Schlosses seiner Familie in der Provinz Guipúzcoa nahe den Pyrenäen. Ignatius genießt eine streng höfische Erziehung, ein theologischer Beruf steht nicht in Aussicht.
Die Kenntnisnahme humanistischer Kultur, wie sie zu dieser Zeit in Europa vorkam, war im Land der Reconquista keine geistige Grundlage.
Vielmehr war er durch den typisch spanischen, mit Volkstum, Verbundenheit mit Herrscherhäusern und Nationalismus geprägten Katholizismus beeinflusst.
Karriere eines theologischen Spätzünders
Aber gerade die Erlebnisse im Krieg gegen die Franzosen führen zu einem Wandel im Denken und Glauben des Ignatius von Loyola. Während seiner Rekonvaleszenz im Kloster Montserrat liest er theologische Schriften und beginnt, über sein Leben nachzudenken.
Nachdem er das Kloster verlässt, lebt er ein Jahr als Büßer in Manresa. Dort macht er mystische Erfahrungen. Darauf folgt eine Pilgerreise nach Jerusalem.
Nachdem er mit über 30 mühsam Latein lernt, studiert er an den Universitäten von Alcalá de Henares und Salamanca Theologie.
Schwere Probleme mit der Inquisition treiben ihn 1528 in die Flucht nach Frankreich. An der Sorbonne macht er 1534 seinen Magister Artium. 1537 erhält er die Priesterweihe in Venedig.
Karriere eines theologischen Spätzünders
Aber gerade die Erlebnisse im Krieg gegen die Franzosen führen zu einem Wandel im Denken und Glauben des Ignatius von Loyola.
Während seiner Rekonvaleszenz im Kloster Montserrat liest er theologische Schriften und beginnt, über sein Leben nachzudenken. Nachdem er das Kloster verlässt, lebt er ein Jahr als Büßer in Manresa.
Dort macht er mystische Erfahrungen. Darauf folgt eine Pilgerreise nach Jerusalem. Nachdem er mit über 30 mühsam Latein lernt, studiert er an den Universitäten von Alcalá de Henares und Salamanca Theologie.
Schwere Probleme mit der Inquisition treiben ihn 1528 in die Flucht nach Frankreich. An der Sorbonne macht er 1534 seinen Magister Artium. 1537 erhält er die Priesterweihe in Venedig.
Die Societas Jesu: Armut, Keuschheit und Mission
Schon während des Studiums in Paris freundet er sich mit Männern an, mit denen er seine religiösen Ideale teilt. Mit sieben dieser Männer gelobt er am 15. August 1534 in der Kapelle St. Denis am Montmartre Armut, Keuschheit und Mission in Palästina.
Dieses Gelöbnis ist die Keimzelle der Gemeinschaft, die sich später Compañía de Jesús nennt. 1540 erlaubt Papst Paul III. durch eine Bulle die Societas Jesu.
Als Bedingung muss der Orden versprechen, die Zahl von 60 Mitgliedern nicht zu überschreiten. Der Orden ernennt Ignatius 1541 zu ihrem ersten General. 15 Jahre später und nach einigen Reformen seines Ordens, erkrankt Ignatius chronisch. Am 31. Juli 1556 stirbt er.
Kämpfer im Krieg gegen die Häresie
Das Weltbild der Jesuiten ist schon früh geprägt von einem starken Missionsanspruch. Der Grund für den Ordensantrag bei Papst Paul III. war, dass sie die Mission im Heiligen Land wegen der damaligen politischen Lage nicht durchführen konnten.
So ersetzen Ignatius und seine Freunde diesen Teil des Gelöbnisses mit der Bereitschaft, in den Dienst des Papstes zu stehen und diejenigen Gebiete zu missionieren, die die Katholische Kirche durch die Reformation verloren hat.
Von Beginn an sind die Jesuiten religiöse Kämpfer im Krieg gegen die Häretiker. Dies beeinflusst Ignatius von Loyolas Lehren und das Ordensleben stark.
Unbedingte Papsttreue und Exerzitien
Der Jesuitenorden hat eine straffe Hierarchie und lehnt sich an militärische Ränge an. 1546 löst Loyola die Begrenzung der Gemeinschaft auf 60 Mitglieder auf, eine päpstliche Bulle macht 1549 die Abteilungen der Societas Jesu unabhängig von den Bischöfen.
Dies führt zu einer eigenen zentralistischen Leitung im Orden, die sich später auf die Gesamtkirche überträgt. Der Orden wächst insbesondere in Spanien.
Jesuiten verpflichten sich durch Ordensgelübde zu Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam und zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Bekannt sind die Exerzitien, die Ignatius von Loyola entwickelte und die den Kern der Religiosität des Ordens bilden.
Jeder Jesuit betrachtet in 30-tägigen geistlichen Übungen durch Gebet und Meditation sein eigenes Leben und das Leben Jesu. Zusammen mit einem Begleiter reflektiert er sie.
Lateinamerika - die Schwester Spaniens
Der Jesuitenorden hatte und hat großen Einfluss auch im weltlichen Leben. Gerade für das katholische Spanien, das sich bis weit ins 20. Jahrhundert damit rühmte, nie einer religiösen Irrlehre Raum gegeben zu haben.
Große militärische Tatkraft und innenpolitisches Geschick in Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche und im Verbund mit dem Jesuitenorden machten das Land im 16. Und 17. Jahrhundert zur Weltmacht.
Den katholischen Glauben überall auszubreiten wurde in dieser Zeit zur Hauptaufgabe der spanischen Politik und der Herrscherhäuser. Lateinamerika zur tierra hermana (Schwesterland) gemacht zu haben ist das folgenreichste Vermächtnis dieser Zeit.
Dies wirkt bis heute kulturell und politisch nach. Dem neuen Papst ist dies sicher bewusst. Ob zum Vorteil oder Nachteil der Gläubigen muss sich noch erweisen.Weitere interessante Links:
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