Tui im spanischen Galicien
Nein, von dem Reiseveranstalter Tui ist hier nicht die Rede. Auch nicht von dem chinesischen Gott und dem Honig fressenden Vogel auf Neuseeland. Tui heißt auch eine kleine Bischofstadt in Südgalicien. Sie ist kaum bekannt, ausgesprochen charmant und hat fast weniger Besucher als die ebenfalls so heißende Region auf dem Himmelskörper Titan.
Vor 1000 Jahren ruderten Wikinger und Sarazenen vom Atlantik aus den Fluss Rio Miño hinauf. Ihr Ziel: Tui plündern. Doch daraus wurde nichts. Kurz darauf, im 11. Jahrhundert, entstand Portugal und Tui direkt gegenüber am Fluss mutierte zu einer umkämpften spanischen Grenzstadt.
Was daran heute noch sichtbar ist? Gucken Sie sich doch einfach mal die Kathedrale von Tui an (per Klick vergrößern). Von weitem wirkt sie eher wie eine Burganlage, oder?
Glasaale, Neunaugen und Pececitos
Tui ist kein wirkliches Reiseziel in Spanien. Kaum jemand besucht die schöne Stadt, denn sie liegt viel zu weit weg von den Urlaubsorten am Mittelmeer, zum Atlantik in Galicien sind es bis A Guarda aber nur 27 km. Doch genau das macht die Stadt mit ihren 16 000 Einwohnern aus.
Hier lieben die Anwohner neben anderen galicischen Köstlichkeiten vor allem Glasaale (angulas), Neunaugen (lampreas) und fischförmige Mandelplätzchen.
Wo es die gibt? Bei den Nonnen in Klausur: Monxas de Clausura, in der Gasse Rua das Monxas s/n, am Eingang klingeln und an der Holzdurchreiche Pececitos sagen.
Das Ergebnis direkt aus der Hand des DuMont-Buchautors sehen Sie hier:
Pantoffeln im Schaufenster, Herodes im Bogenfeld
Die gesamte Altstadt von Tui liegt strategisch günstig auf einem Hügel. So manche Balkone sind leicht heruntergekommen, die Läden haben wie in spanischen Kleinstädten üblich noch Pantoffeln und Nähgarn in den Schaufenstern und die Tavernen bieten Mittagsmenüs zum Spottpreis.
Doch auf eines sind die Bewohner richtig stolz: Ihre dreischiffige Kathedrale macht der von Santiago richtig Konkurrenz.
Im 13. Jahrhundert haben die Steinmetze an der wuchtigen Westfassade gotische Figuren von Aposteln, Königen, Propheten und regionalen Königen geformt. Maria ist im Kindbett zu sehen, Herodes im oberen Bogenfeld und noch darüber die Silhuette von Jerusalem aus Granit.
Im DuMont Buch Galicien & Jakobsweg haben wir deshalb als Gesamturteil geschrieben: hervorragend!
Fernsicht am Monte Aloia, Frottee auf der anderen Flussseite
In und um Tui gibt es einiges zu sehen. In den Gassen die kleinen Tavernen mit ihren Weißweinschalen beispielsweise. Und wer wandern möchte, findet acht Kilometer weiter nördlich einen Spazierweg durch den ältesten Naturpark Galiciens, wo noch Wildpferde leben!
Eine Karte besorgen Sie sich am besten beim Infoamt am Kathedralenplatz Plaza San Fernando (Tel. 667 418 405). Ein weiterer Tipp für Shopping-Fans:
Auf der anderen Flussseite liegt die ebenfalls sehr werhaft wirkende portugiesische Stadt Valença do Minho. Dort auf dem Markt am Donnerstag gibt es vor allem eins sehr günstig: Frottee-Bademäntel.
Notiz aus unserer Spanien-Redaktion
Als wir kürzlich wieder einmal in Tui waren, rief die Leiterin des dortigen Tourismusamtes: "Tobias, Du schon wieder da? Wir haben hier fast nie Deutsche".
Im Hochsommer kommen fast nur Portugiesen, Engländer und Galicier selbst nach Tui. Wenn Sie aber einmal der einzige deutschsprachige Gast der Kleinstadt sein möchten, hier unser Tipp: kommen Sie im verregneten November.
Als Trost gibt es ein Fest zu Ehren der Kastanie (variabler Termin).
Webseite des Tourismusamts in Tui