Spanien: Umweltproblem Wassermangel

Das Wasser ist knapp unter der Sonne Spaniens. Bauern und Plantagenbesitzer bewässern ihre Felder genauso großzügig wie die Betreiber von über 280 Golfanlagen ihre Greens. Politiker ignorieren das Problem in der Wirtschaftskrise besonders, während der Süden des Landes rund um Valencia, Murcia und Granada zunehmend verwüstet. Eine Analyse zur Wasserknappheit in Spanien.

Wüsten und Oasen kennt jeder. Kaum einer vermutet diese Wüstenlandschaften allerdings in Spanien. Eine davon befindet sich in der Region Murcia am spanischen Mittelmeer, und die dortige Oase ist ein Golfplatz.

Während das Gebiet rund um die Anlage austrocknet, halten die Besitzer die Greens mit viel Wasser instand.

Wasser wird knapp: Zu spät für ein Umdenken?

Der Golfplatz ist einer von rund 280 Anlagen im ganzen Land und einer der vielen Gründe für die Wasserknappheit in Spanien. In Murcia sowie in Valencia und Andalusien wachsen die Wüstenflächen immer mehr an.

Und eine Frage drängt sich besonders auf: Ist es zu spät, diese Vorgänge noch rückgängig zu machen?

Tourismus-Oasen und Orangenplantagen haben Durst

Der verschwenderische Wasserverbrauch für diese Art von Tourismus-Oasen ist nur ein kleiner Stein des problematischen Mosaiks. Die Ursachen sind vielfältig. Die Landwirte verbrauchen etwa 80 Prozent der Wasserressourcen und bevorzugen den wasserintensiven Anbau von z.B. Pfirsichen, Orangen und Aprikosen.

Die Regierung in Madrid subventioniert gerade diesen wirtschaftlichen Zweig sehr stark, indem sie den Bauern einen geringeren Wasserpreis gewährt. Hinzu kommt, dass die Landwirte beim Anbau verstärkt Pestizide verwenden und damit das Grundwasser und Flüsse verschmutzen.

Spanien ächzt unter dem Klimawandel

Der Klimawandel ist ein weiterer wichtiger Faktor. Den Vereinten Nationen zufolge wird die Durchschnittstemperatur bis 2070 um etwa 3,6 Grad steigen und der Niederschlag um 40 Prozent abnehmen. Der Grundwasserspiegel sinkt, die Wälder werden weiter abgeholzt, die Städte größer und die Wasserleitungen maroder, wodurch viel Wasser sprichwörtlich im Boden versickert.

Entsalzungs- und Kläranlagen

Die vielen Entsalzungsanlagen am spanischen Atlantik und Mittelmeer verbrauchen Energie und sorgen für einen massiven CO² Ausstoß. Kläranlagen für kleinere Siedlungen gibt es zwar selten, dafür aber inzwischen über 300 000 illegale Brunnen. Und die Abwassersysteme der Industrie bringen die Umweltschützer noch viel mehr auf die Palme als die vielen Waldbrände in Spanien. Und das übrigens auch im regenreichen Galicien, wo die Flüsse allerdings nie austrocknen.

Flussumleitungen scheitern am politischen Staudamm

Große Flussumleitungsprojekte klingen in dieser nicht enden wollenden Krise noch am erfolgversprechendsten. Doch auch hier entstehen regionale, überregionale und politische Konflikte. So versuchte die lokale Regierung Kataloniens, den Segre Fluss anzuzapfen und zerstritt sich dabei mit der Regierung Madrids.

Diverse Pläne der spanischen Zentralregierung, mittels einer Pipeline Wasser aus dem Ebro Fluss nach Barcelona zu pumpen, scheiterten schon oft. Madrid zog dabei den Zorn der Regionen Valencia, Murcia sowie der Umweltschützer auf sich. Durch ein solches Projekt würde der Süßwasserpegel sinken, Meerwasser eindringen und das das Ökosystem rund um den Fluss negativ verändern.

Zaragoza - Ein kleiner Hoffnungsschimmer?

Doch es gibt auch positive Beispiele. Die Provinzhauptstadt Zaragoza in der Region Aragón machte während der Weltausstellung Expo 2008 die Wasserfrage zum Hauptthema. Den Verbrauch reduzierte die Stadt im Nordosten Spaniens schon damals um sechs Prozent.

Und seit August 2013 dient ein Wasserturm als neues Wahrzeichen der Stadt. Er wird energiesparend betrieben und das Innere durch einen geschlossenen Wasserkreislauf gekühlt. Auch wenn das Projekt noch wie ein Prestigeprojekt wirkt, könnte es ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.

Aufschrei nur in den Medien

Wasserknappheit ist eine Bedrohung für Spanien, der Kampf gegen die Wirtschaftskrise allerdings viel gefragter als Infokampagnen fürs Wasser sparen. Ein Aufschrei kommt nur aus den Medien: "Spanien ist dabei zu verdursten", beschwerte sich El Mundo unlängst. Ob die Regierung und Bevölkerung Spaniens solche Warnrufe in nächster Zeit vernehmen, bleibt zu bezweifeln.

Autor

Stefan Turiak hat an der Universität Düsseldorf Amerikanistik, Anglistik und Germanistik studiert. Für das Online-Magazin triggerfish schrieb er über Film und Fernsehen. Seit seiner Arbeit für die Plattform Innovationstuntmen hat er sich verstärkt mit wirtschaftlichen Innovationen beschäftigt.