Valladolid - Kastiliens Kleinod
Valladolid am Fluss Pisuerga liegt im touristischen Niemandsland, siehe Sternchen auf der Spanienkarte. Nicht direkt am Jakobsweg, nicht am Meer. Entsprechend gehört sie zu den am wenigsten besuchten Metropolen Spaniens. Ein Grund mehr, einmal hinzufahren.
von Tobias Büscher
Die Altstadt von Valladolid quillt fast über vor lauter Kirchen und Palästen der Renaissance, ihre Tavernen sind nicht nur während des nationalen Tapa-Wettbewerbs im November ein Hit. Modern ist das Kulturzentrum Millenium am Fluss Pisuerga.
Das alljährliche Filmfestival Seminci im Teatro Calderón mit dem Hauptpreis "Goldene Äre" und die rund 25.000 Studenten der Uni sorgen für viel Aktion.
Und wer den altkastilischen, um nicht zu sagen altmodischen Charme in vollen Zügen erleben möchte, ist während der Karwoche goldrichtig.
Wirtschaft in Valladolid
Beamte, Winzer und Kaninchenzüchter: Die Stadt lebt heute vor allem von der Administration, denn hier residiert die Regierung der Region Kastilien-León.
Wirtschaftlich wichtig sind das Renault-Werk, die beliebten Weinbodegas, darunter die der Gegend Ribera del Duero, sowie die nahegelegene Kaninchenfabrik Hermi.
Es ist die größte Fabrik dieser Art in Europa, mit mehr als 14 000 Tonnen Fleisch pro Monat (das schneeweiße Kaninchenfell geht komplett nach China zur Kleiderherstellung).
Nur vom internationalen Tourismus lebt Valladolid überhaupt nicht. Die Besucher aus Deutschland, sagt Kioskbesitzer Juan an der Plaza Mayor, kann man pro Monat an einer Hand abzählen.
Historische Bauten in Valladolid
Steinalte Zeugen: Graf Ansúrez machte aus dem kastilischen Kaff im 11. Jh eine Stadt mit so viel Ansehen, dass sich hier später das Machtzentrum Spaniens befand. Hofrabbi Abraham Senior sorgte im Hintergrund für die Finanzen, während die Katholischen Könige repräsentierten.
Damals entstand bereits die Universität der Stadt, die mit Alcalá de Henares und Salamanca zu den wichtigsten des Landes gehörte. Unter Karl V. (16. Jh.) und Philipp III. (17. Jh.) war sie sogar Hauptstadt Spaniens, was die vielen brillanten Bauten der nordkastilischen Stadt erklärt.
Zu ihnen gehören die Kirchen Santiago und Santa María la Antigua, der Palast der Grafen von Valverde und auch die Uni mit der Barockfassade. Cervantes lebte hier drei Jahre lang und Kolumbus verbrachte in einem der Häuser völlig pleite die letzten Jahre seines Lebens.
Valladolids unvollendete Kathedrale
Mitten auf der Höhe der Macht begann der Bau der Kathedrale, an dem so berühmte Meister wie Juan de Herrera und Churriguera arbeiteten.
Doch dann wurde Madrid Hauptstadt, der Klerus und die Geldgeber zogen dorthin. Das Ergebnis ist ein Kirchenbau mit nur einem Turm, der andere wurde nie gebaut.
Highlight für Fans sakraler Kunst
Das Nationalmuseum für Skulptur im gotischen Kolleg San Gregorio, einem der besten in Valladolid, ist ein besonderer Genuss für Liebhaber von Kirchenkunst.
Der Tod mit finsterem hohlen Blick und stolzer Haltung ist hier zu sehen, eine vom Teufel gerittene Frau, bigott aussehende Benediktiner, polychrome Schnitzwerke von Alonso Berruguete und Gregorio Fernández und ein Kreuzgang, der schon für sich den Besuch lohnt.
Routen der Ritter und des Rotweins
Rund um Valladolid gibt es eine Rotweinroute durch die Gebiete Quintanilla de Onésimo, Vega Sicilia, Pesquera de Duero und Peñafiel, wo sich auch eine der schönsten Burgen des Landes befindet.
A propos Ritter. Südlich der Stadt Valladolid sind die Mudéjar-Architektur von Mojados und Olmedo und die mittelalterlichen Orte Iscar und Portillo zu sehen.
An Ritterzeiten erinnern Orte wie Simanca, Tordesillas und Medina del Campo. In der Gegend Tierra de Campos wiederum verstecken sich in der weiten Landschaft so mittelalterliche Ortschaften wie Medina de Rioseco.
Kulinarische Highligts
Asado de Cordero (Lammbraten) und Asado de Cochinillo (Spanferkel) sind ein Muss in Valladolid, aber auch Sopa Castellana (Suppe aus Brot, Knoblauch und Schinken), Bacalao al Ajoarriero (Stockfischgericht) und Wildgerichte.
Dazu passen natürlich die lokalen Weine aus den Gebieten Ribera del Duero, Cigales, Rueda und Toro.
Praktische Infos zu Valladolid
Museo Nacional Colegio de San Gregorio
Sammlung religiöser Kunst der Extraklasse. Di-Sa 10-14, 16-19.30, So 10-14 Uhr. Eintritt 3/1,5 €. Cadenas de San Gregorio 1.
Restaurants
Gute Restaurants in der Altstadt sind u.a.:
Vino Tinto, Campanas 4, urig, rustikal und bei Jung und Alt beliebt. Leckere Fleischgerichte vom Grill und gute Weine der Region. Auch Pulpo gibt es hier. Die Wände sind gepflastert mit steinalten Roséflaschen. Preise: günstig bis moderat.
Villa Paramesa, Calixto Fernández de la Torre 5, modernes Taparestaurant mit traditionellen und ziemlich avantgardistisch zubereiteten Gerichten. Die lange Theke ist immer gut besucht. Preise: moderat.
Weiterführende Links
Offizielle Homepage von Valladolid: info.valladolid.es
Die kastilische Stadt Salamanca
Die kastilische Stadt Segovia
Die kastilische Stadt Toledo