Albarracín: sehenswert und historisch wertvoll

Albarracín liegt 40 km westlich von Teruel im nordspanischen Aragón. Mit seinen beachtlichen Wehranlagen gilt der Ort als schönstes Dorf Spaniens. Einst in ruinösem Zustand, leben dort inzwischen wieder mehr als 1000 Anwohner.

von Tobias Büscher

Albarracín: die Schönste im ganzen Land? Keine Region Spaniens ist so von der Landflucht betroffen wie der Aragón, speziell die Provinz rund um die Stadt Teruel. Das gilt auch für Albarracín, ein Bergnest westlich der Provinzhauptstadt mit einer gewaltigen Wehranlage, die viel größer ist als das Dorf selbst.

Die Leser von El País haben Albarracín zum schönsten Ort ganz Spaniens gewählt. Das konnten sie allerdings nur deshalb, weil sie von der Existenz erfahren haben.

Stiftung rettet Dorf

Es liegt vor allem an der 2005 gegründeten Stiftung Santa María de Albarracín, dass der Ort mit Regierungsgeldern heute eine fast besenreine, gepflegte Künstlerresidenz geworden ist. Ein inzwischen cooler Ort inklusive Kletter- und Töpferkursen. Die Stiftung hat sich im Auftrag der Regierung Aragóns zum Ziel gesetzt, die Entvölkerung dieses Ortes zu stoppen.

Das hat geklappt und war auch nötig. Über 1000 Anwohner gibt es inzwischen. Früher hatte im fernen Madrid kaum jemand die Stadt Teruel und ihre Provinz im Auge, wo Albarracín liegt. Das ging so weit, dass vor Ort eine Partei allen Ernstes „Teruel Existe“ heißt, Teruel existiert.

Albarracín, umarmt vom Fluss Guadalaviar, ist tagsüber ein romantischer Ort, im Abendlicht kommen die ockerfarbenen Häuser aus Lehm, Gips, Holz und Fliesen sowie die gepflasterten Gassen aber noch mehr zur Geltung. Und die gut gestaltete Webseite von Albarracín zeigt neben Tipps zum Besuch auch coole Aufnahmen aus der Vogelperspektive.

Albarracín liegt am Camino del Cid und ist geprägt von der Kathedrale San Salvador mit einem Altar, dessen geschnitzte Figuren fast lebensgroß sind.

Erst morbider Charme, heute preisgekrönt restauriert

Dass Albarracín noch in den 1980er Jahren dastand  wie eine hübsche Ruine mit verfallener Kathedrale, verlassenen Häusern und morschen Burgruinen, ist für das historische Erbe des Landes ein echter Skandal.

Denn der Ort war in Zeiten der Kriege zwischen Mauren und Christen ähnlich wie das nordöstlich gelegene Alquézar ein strategisches Schwergewicht. Allein drei Burgherren herrschten hier, zunächst die Mauren unter Leitung der Berberfamilie Racín, dann die Christen.

Puppen und Parkplätze

Als der Journalist Roland Motz vor 30 Jahren mit einem Kumpel und einem VW-Bulli an dem Ort vorbeikam, war der Student wie geflasht: „Nichts war da, weißt Du, keine Herberge, kein Restaurant, kein Parkplatz, so gut wie keine Bewohner mehr.“ 

Motz hat Albarracín mit einer Gruppe Journalisten im Februar 2025 noch einmal besucht. Und war beeindruckt. Denn inzwischen gibt es Handwerkerläden, Unterkünfte, Restaurants, eine Bibliothek und ein Spielzeugmuseum mit historischen Puppen. Und Parkschilder.

Die örtliche Stiftung hat viel Geld von der Regionalregierung bekommen und das Entscheidende auf den Weg gebracht: Albarracín wieder Leben einhauchen.

Das rechnet sich: Auch junge Restaurant-Besitzer (siehe Tipp unten) können wieder von den Besuchern leben, auch wenn die fast ausschließlich aus Zaragoza, Valencia und Madrid kommen.

Tipps für den Aufenthalt in Albarracín

Restaurant El Portal

Das El Portal unter Leitung von Sonia und Reynol ist ausgesprochen beliebt, öffnet mittags und auf Bestellung auch abends (elportalalbarracin(a)gmail.com, Mobil: 652 89 17 32). Das neu restaurierte und super geschmackvoll eingerichtete kleine Restaurant bietet neben Tapas pro Saison ein einziges Menü mit Produkten der Umgebung.

Von Oktober bis März lohnt sich das Menü auf Basis Schwarzer Trüffel. Koch Reynol hat vor einiger Zeit übrigens die Auszeichnung "Bester Nachwuchskoch Aragóns" erhalten. Mehr geht nicht für eine steile Karriere. Selbst in einer Gegend, von der bis vor Kurzem noch kaum einer wusste, dass sie existiert.

Adresse: Portal de Molina 14, im Zentrum von Albarracin.

Hostal Posada del Adarve

Winziges Hostal mit nur fünf Zimmern: Das Adarve (Mobil: 615 97 07 69) im mozarabischen Stil bietet eine tolle Aussicht auf die Kathedrale. Betreiberin Lola Lozano serviert zum Frühstück frische Croissants und Kaffee.  

Adresse: Portal de Molina 23, einen Steinwurf vom El Portal entfernt.

 

Ziele in der Umgebung von Albarracín

Zaragoza, die Haupstadt des Aragón, liegt 185 km nördlich von Albarracín.

Valencia, dessen Flughafen sich für die Anreise nach Albarracín lohnt, liegt 180 km südöstlich.

Cuenca, Kastiliens Stadt mit den hängenen Häusern, liegt  114 km südwestlich von Albarracín