Teruel, Stadt in Aragón
Die kleinste Provinzhauptstadt Spaniens mit gerade einmal 28 000 Einwohnern liegt in 900 m Höhe und trägt wegen ihrer maurischen Baukunst den Beinahmen “Teruel Mudéjar”. Ein anderer Spruch lautet "Teruel existiert". So heißt sogar eine Partei dort, die auf der Agenda hat: Nimmt uns endlich ernst im übrigen Spanien.
von Tobias Büscher
Obwohl Teruel schon im 12. Jh. von den Christen rückerobert wurde, ließ König Alfonso die maurischen Baumeister gerne weiter arbeiten. Ihnen gelangen die Zwillingstürme San Martín und El Salvador als kachelverzierte Mudéjartürme.
Nicht minder berühmt ist aber auch das Deckengemälde in der Kathedrale Santa María de Mediodía (siehe Bild oben) mit ihren auf Holz gemalten Szenen aus dem Mittelalter.
Und auch politisch hat Teruel bereits für Aufsehen gesorgt. Die winzige Stadt und die gleichnamige kleinste Provinz Spaniens mit dem Slogan Teruel existe (Teruel existiert) stand lange im Schatten der anderen spanischen Metropolen.
Kein Autobahnzubringer, miese Anbindungen mit der Bahn führten dazu, dass ein paar Ärzte und Anwälte eine neue Partei mit eben diesen Namen gründeten: Teruel existe.
Als die aktuelle Minderheitsregierung von Pedro Sánchez gewählt wurde, stand das mit einer einzigen Stimme auf der kippe. Und die bekam der heutige Regierungschef ausgerechnet aus Teruel.
Ciudad de los Amantes: Spanien liebt Teruel
Ciudad de los Amantes nennt sich Teruel auch, Stadt der Liebenden. Die tragische Geschichte, vielfach in Gedichten und Liedern verewigt, soll sich im 13. Jh zugetragen haben.
Weil Diego aus bettelarmen Verhältnissen seine Geliebte Isabel nicht heiraten durfte, ging er in die Fremde und kam als reicher Mann zurück. Doch da war Isabel bereits mit einem anderen verheiratet.
Es brach ihm das Herz, er nahm sich das Leben und sie folgte ihm in den Tod. Das Grabmal der beiden ist in der Kirche San Pedro zu sehen.
Ausflug von Teruel nach Albarracín
Das Bergdorf 30 km westlich von Teruel hat mit der zinnengekrönten Mauer und dem schmucken Ortskern zu Recht einen Wettbewerb für Denkmalschutz gewonnen.
Exkurs: Sanfter Tourismus in Nordspanien
In Extremadura, Aragón und Galicien wuchsen in manchen Kirchenruinen schon die Bäume, als in den 80er Jahren des 20 Jh. die Idee zum sanften Tourismus aufkam.
Die Regionalregierungen beschlossen landesweit ein Förderprogramm zum Erhalt von Landhäusern:
Unter dem Stichwort turismo verde (“grüner Tourismus”) bekommen die Hausbesitzer seither viel Geld, um ihre Bruchsteinmauern zu reparieren, die Kamine zu erneuern und die gemütlichen Zimmer zu möblieren.
In Galicien ist es sogar Pflicht, bei allen neuen Landhäusern (casas rurales) ein funktionsfähiges Zimmer für Behinderte einzurichten.
Seither sind die casas rurales bei Besuchern beliebt. Die familiäre Atmosphäre, akzeptable Preise und gemütliche Zimmer erweisen sich als eine echte Alternative zum Hotel.
Deutschkenntnisse sollte man allerdings nirgendwo voraussetzen.
Weiterführende Links
Die Webseite der Partei "Teuel existiert": Teruel Existe