Klostergärten in Spanien

Klöster in Spanien waren schon immer Orte des Wissens über Heilkräuter, nachhaltige Landwirtschaft und Pflanzenkunde. Heute erleben viele dieser historischen Gärten eine Renaissance. Sie profitieren auch davon, dass einige der Monasterien unter dem Schutz der UNESCO stehen und andere mit hohem Aufwand restauriert werden.

von Alina Brammer

Ein zarter Duft von Lavendel, ein belebender Hauch von Rosmarin und eine frische Süße von Orangenblüten. Hinter den alten Mauern spanischer Klöster verbirgt sich ein tief verwurzeltes Wissen über Heilpflanzen und Anbaukunst, das vom religiösen Mittelalter bis in die Moderne weitergetragen wird.

Hier im sanften Licht der Morgensonne schimmern Buchsbaumhecken, zwischen denen sich schmale Kieswege schlängeln, die einst von sandalenbeschuhten Mönchen beschritten wurden. Wasser plätschert leise in einem Brunnen, dessen kühle Tropfen in der Hitze noch immer Linderung versprechen.

Wer durch diese Klöster schreitet, tritt in eine Oase der Ruhe und bewegt sich durch ein lebendiges Archiv spanischer Geschichte.

Die Bedeutung historischer Klostergärten in Spanien geht weit über ihre ästhetische Schönheit hinaus. Sie sind Teil eines kulturellen Erbes, das eng mit der Identität des Landes verwoben ist. Orte wie das Monasterio de Santo Domingo de Silos oder das Monestir de Santa Maria de Poblet stehen exemplarisch für eine Tradition, die sich in Stein und Architektur manifestiert. Dessen sorgfältig gepflegte Gärten sprechen für die Verbindung von Geschichte und Natur.

Heute stehen diese grünen Schätze unter besonderem Schutz. In Spanien hat man sich zur Aufgabe gemacht, diese historischen Anlagen zu schützen, regelmäßig zu restaurieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Millionen für die Monasterien

Und es wird Geld investiert: Das Spanische Institut für Kulturerbe (IPCE) beispielsweise lässt das Kloster von Suso in San Millán de la Cogolla (La Rioja) in den nächsten zwei Jahren für 4,5 Millionen Euro sanieren, inklusive der Gartenanlagen.

Viele der alten Klöster sind inzwischen mehr als religiöse Rückzugsorte. Sie sind Teil künstlerischer, sozialer und kultureller Wandlungsprozesse. Einige wurden mit der Rückkehr des klösterlichen Lebens neu belebt, andere in Touristenzentren umgewandelt. Sie stehen für Orte medizinischer Forschung und als Lehrstätten für klösterliches Wissen. 

Fortlaufende Maßnahmen zur Restaurierung und Erhaltung bringen jedoch auch einige Herausforderungen mit sich. Jeder Garten ist einzigartig, mit eigener Geometrie, eigenem Mikroklima, eigenen historischen Pflanzensorten. Techniker und Historiker arbeiten Hand in Hand, um den ursprünglichen Charakter zu bewahren.

Alte Bewässerungssysteme, welche die Gärten trotz extremer klimatischer Bedingungen versorgten, werden reaktiviert. Sie liefern wertvolle Erkenntnisse für eine nachhaltigere Wasserwirtschaft. Das gilt auch für die vielen Monasterien am Sil-Ufer der Ribeira Sacra, wo auch Mönche zu den über 100 Winzern zählen. 

Auch längst vergessene Anbaumethoden in der Geschichte Spaniens werden wieder zum Leben erweckt – nicht aus Nostalgie, sondern aus tiefem Verständnis, dass diese alten Techniken nicht nur nachhaltiger, sondern auch kulturgeschichtlich wertvoll sind. So lassen sich auch ursprüngliche Pflanzenarten, die oft vom Aussterben bedroht waren, rekultivieren.

In Zeiten der Klimakrise und eines steigenden Bewusstseins für natürliche Heilmittel wächst das Interesse an dem Wissen, das hier über Generationen weitergegeben wurde. 

Klöster als Zentren der Heilkunst und Landwirtschaft

Wenn man an Klöster denkt, denkt man an einen Ort des Gebets und der Andacht. Allerdings fungierten sie im Mittelalter auch als lebendige Wissensspeicher. Mönche und Nonnen sammelten, bewahrten und verfeinerten ihre Erkenntnisse über Heilkräuter und deren Anwendungen.

In den Abteien kultivierten sie Kräuter, die heute in den eigenen Gärten oft gar nicht mehr als Heilpflanzen wahrgenommen, sondern einfach zu ästhetischen Zwecken gepflanzt werden. Salbei, Fenchel, Baldrian, alles wurde verwendet, um Salben und Tinkturen oder auch Tees daraus herzustellen.

So ließen sich Krankheiten und das Leiden der Menschen lindern. Ihr Intellekt stützt sich auf antike Texte, aber auch auf eigene Beobachtungen und Experimente. Diese Klöster verfügten über geschützte Gärten, spezialisierte Bibliotheken, in denen medizinische Manuskripte sorgsam gehütet wurden.

Das botanische Wissen war oft der einzige Zugang zu medizinischer Versorgung. Der Medizinhistoriker Dr. Johannes Mayer glaubt beispielsweise, „dass in mittelalterlichen Texten beschriebene pflanzliche Heilmittel ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für wirksame moderne Behandlungen sein können, selbst für Krankheiten wie Krebs.”

Viele Abteien und Klöster besaßen aber auch weitläufige Ländereien, die sowohl die Gemeinschaft als auch die ärmeren Bevölkerungsschichten mit Nahrung versorgten. Mönche perfektionierten Anbaumethoden, entwickelten Bewässerungssysteme und förderten den Anbau traditioneller Pflanzenarten, die heute als selten oder fast ausgestorben gelten. Wein, Oliven und Brot waren besonders gefragt.

Mönche und Nonnen waren Meister darin, wenn es um erfolgreiche landwirtschaftliche Techniken und das Verständnis für die Fruchtbarkeit und Pflege des Bodens ging.

Vor allem in entlegenen Gegenden schufen Mönche geschützte Rückzugsräume für Pflanzen, die andernorts durch die Ausbreitung menschlicher Siedlungen bedroht waren. Dieser frühe Naturschutz trugen dazu bei, lokale Flora und Fauna zu bewahren und fand Ausdruck in speziellen botanischen Gärten, die oft nicht nur Heilkräuterproduktion, sondern auch zur Forschung oder Erhaltung dienten.

Auch die Nutzung alter Bewässerungssysteme, die auf klug geplanten Kanälen und Wasserreservoirs basierten, zeigt den innovativen Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Die Benediktiner vom 6. Jahrhundert bis heute

Was diese Klöster ausmachte, waren die Menschen, die diese Orte bewohnten und prägten. Ohne sie wären Heilkräuterkunde, Landwirtschaft und der Schutz natürlicher Ökosysteme überhaupt nicht machbar gewesen. Unterschiedliche Mönchsorden entwickelten jeweils ihre eigenen Ansätze, was den Anbau und die Nutzung von Heilpflanzen anging.

Die Benediktiner, deren Ordensregel im 6. Jahrhundert von Benedikt von Nursia formuliert wurde, waren Pioniere in der Bewahrung und Weitergabe botanischen Wissens. Heute gibt es in Spanien noch 29 Benediktiner-Klöster mit rund 700 Bewohnern.

Sie fungierten schon immer als Anlaufstelle für medizinische Versorgung, sowohl für die Gemeinschaft selbst als auch für die Menschen aus den umliegenden Dörfern. Benediktiner legten große Kräuter- und Gemüsegärten an, die gleichzeitig als Apotheken dienten. Ein berühmtes Beispiel ist der Benediktinermönch Vitus Auslasser, der im 15. Jahrhundert ein umfassendes Kräuterbuch verfasste, das 198 Pflanzen beschreibt und durch detaillierte Illustrationen ergänzt wird.

Auch die spanische Benediktinerin Teresa Forcades (*1966 in Barcelona) zeigt, wie sich dieser Orden noch heute intensiv mit Medizin und Heilkräuterkunde beschäftigt. Sie ist nicht nur Nonne, sondern auch Ärztin und Wissenschaftlerin, die sich für Gesundheitsfragen engagiert und bekannt für ihre kritische Haltung gegenüber der Pharmaindustrie ist.

Die Zisterzienser als Selbstversorger

Die Zisterzienser, ein aus den Benediktinern hervorgegangener Reformorden, verfolgten einen anderen Ansatz. Gegründet im 11. Jahrhundert mit dem Ziel, zu den einfachen Wurzeln des Mönchtums zurückzukehren, legten sie großen Wert auf Arbeit und Selbstversorgung. Ihre Klöster befanden sich häufig in abgelegenen Gebieten, wo es notwendig war, die Landwirtschaft urbar zu machen und innovative Anbaumethoden zu entwickeln.

Die Zisterzienser erreichten eine bemerkenswerte Meisterschaft in der Bodenbearbeitung, entwickelten innovative Bewässerungsmethoden und perfektionierten die Fruchtfolge. Ein Beispiel für den Einfluss der Zisterzienser in Spanien ist das Kloster Santa María de Huerta.

Gelegen in der Provinz Soria nahe der Provinzhauptstadt Soria, war es bekannt für seine fortschrittlichen landwirtschaftlichen Techniken und die Kultivierung von Heilpflanzen. Die Mönche dieses Klosters kombinierten die spirituelle Praxis mit praktischen Wissen, was zur Verbreitung nachhaltiger Anbaumethoden beitrug. 

Klösterliche Anbau-Methoden gestern und heute

Um ihre Böden nachhaltig zu bewirtschaften, setzten die Mönche auf das Prinzip der Dreifelderwirtschaft. Die Felder wurden abwechselnd mit Wintergetreide, Sommergetreide und Brache bewirtschaftet, sodass der Boden regelmäßig Zeit zur Regeneration hatte.

Dieses Rotationsprinzip stellte sicher, dass die Erde ihre Nährstoffe bewahrte und nicht ausgelaugt wurde. Ergänzend dazu wurde Gründüngung genutzt. Der Anbau stickstoffbindender Pflanzen wie Klee reicherte den Boden mit wichtigen Nährstoffen an und schuf so ideale Bedingungen für den Anbau von Nahrungspflanzen. 

Auch beim Schutz ihrer Ernte verließen sich die Mönche auf natürliche Methoden. Sie erkannten früh die Kraft bestimmter Pflanzen, um Schädlinge fernzuhalten. Rainfarn und Wermut wurden gezielt zwischen den Nutzpflanzen gepflanzt oder zu pflanzlichen Extrakten verarbeitet, die als natürliche Insektizide dienten.

Zusätzlich sorgte eine kluge Fruchtfolge dafür, dass Schädlinge nicht dauerhaft Fuß fassen konnten. Durch den regelmäßigen Wechsel der angebauten Pflanzenarten wurde der Boden vor Nährstoffmangel und vor krankheitserregenden Mikroorganismen sowie Schädlingen geschützt. 

Die Kultivierung von Heilkräutern war eine Kunst für sich. Die Mönche schufen umfriedete Gärten, die sogenannten Hortus conclusus, in denen Heilkräuter systematisch angebaut und nach Eigenschaften sortiert wurden.

Um empfindliche Pflanzen besser pflegen zu können, verwendeten sie Hochbeete, um eine bessere Kontrolle der Wachstumsbedingungen zu ermöglichen und den Pflegeaufwand zu reduzieren. 

Diese im Mittelalter von Mönchen entwickelten landwirtschaftlichen Praktiken haben bis heute Einfluss auf moderne Methoden. Obwohl die Dreifelderwirtschaft nicht mehr weit verbreitet ist, hat sie den Weg für moderne Fruchtfolgesysteme geebnet, die weiterhin zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit beitragen.

Zudem erleben natürliche Pflanzenschutzmittel eine Renaissance. Sie werden in ökologischen Anbauverfahren eingesetzt, um Pflanzen auf umweltfreundliche Weise vor Schädlingen zu schützen.

Diese traditionellen Techniken, einst in den Klöstern entwickelt, finden somit auch in der heutigen Landwirtschaft Anwendung und unterstreichen die zeitlose Relevanz nachhaltiger Praktiken.

Die vergessenen Kräfte der Klöster 

Vieles von diesem Wissen ist verloren gegangen, doch nicht alles. Einige dieser Orte haben ihren Rhythmus bewahrt, wenn auch auf andere Weise. Ihre Gärten blühen weiter, gut erhaltene Apotheken machen die Arbeit der Mönche und Nonnen greifbar.

Immer noch leben Mönchsgemeinschaften als Hüter des Wissens in diesen Klöstern, unter anderem im Monasterio de Santo Domingo de Silos und im Monestir de Santa Maria de Poblet, welches die UNESCO schon seit 1992 zum Weltkulturerbe zählen.

Monasterio de Santo Domingo de Silos

Zwischen sanften Hügeln und den stillen Wassern des Mataviejas-Flusses erhebt sich eines der bedeutendsten Benediktinerklöster Spaniens: das Monasterio de Santo Domingo de Silos. In der abgelegenen Region Arlanza (Provinz Burgos, Kastilien und León) steht es für ein beeindruckendes Beispiel romanischer Baukunst und Bewahrer jahrhundertealten Wissens.

Seine Geschichte reicht bis ins 9. oder 10. Jahrhundert zurück, als mozarabische Mönche aus dem Süden der Iberischen Halbinsel hier eine kleine klösterliche Gemeinschaft gründeten. Doch was als bescheidenes Zenobium begann, fiel später den Feldzügen des maurischen Heerführer Almanzor zum Opfer. 

Die Wiedergeburt des Klosters begann 1041, als König Ferdinand I. von Kastilien den Benediktinermönch Domingo Manso mit der Restaurierung beauftragte. Dieser ließ die romanischen Bauwerke erneuern, stellte aber auch die klösterliche Disziplin wieder her. Er legte damit den Grundstein für den Kreuzgang von Silos.

Dieser war das Herz des klösterlichen Lebens – ein Ort der Stille, der Reflexion, aber auch des Wissensaustauschs. In kunstvoll gearbeiteten Kapitellen erzählen Steinmetze biblische Geschichten, verweben mythische Fabelwesen und bringen den tiefen, geistlichen Reichtum dieser Mauern zum Ausdruck. 

Silos war neben dem Ort des Gebets auch ein Zentrum der Wissenschaft. Besonders in der Medizin hinterließen die Mönche bleibende Spuren. 1705 wurde eine Klosterapotheke eingerichtet, um die Ordensgemeinschaft und die umliegende Bevölkerung mit Heilmitteln zu versorgen.

Ein angeschlossener botanischer Garten lieferte Heilkräuter, die von den Mönchen zu Tinkturen und Salben verarbeitet wurden. Ihre spezialisierte Bibliothek mit über 400 medizinischen Werken diente als Wissensspeicher für die klösterliche Pharmazie. 

Auch heute noch kann man die Überreste dieser Tradition bewundern. Die kunstvoll bemalten Apothekengefäße, so genannte Albarelli, stammen aus der berühmten Keramikstadt Talavera de la Reina und tragen das Wappen des Klosters.

Sie erinnern an eine Zeit, in der Silos nicht nur ein spirituelles, sondern auch ein medizinisches Zentrum war. Die Apotheke selbst ist heute ein Museum, in dem Besucher originale Arzneibücher und alte Rezepturen entdecken können – ein lebendiges Zeugnis einer Vergangenheit, die weit mehr war als Gebet und Gesang ist. 

Obwohl der ursprüngliche botanische Garten nicht mehr im Mittelpunkt heutiger Restaurierungen steht, bleibt sein Erbe erhalten. Die Gärten von Silos mögen sich verändert haben, doch das alte Wissen, das hier bewahrt wurde, ist nicht verloren.

Gerade in einer Zeit, in der das Interesse an nachhaltigen Heilmethoden wächst, gewinnt dieses kulturelle Erbe neue Bedeutung. Beispielsweise ist die Fläche des Kreuzgangs von Silos heute bis auf etwas Gras überwiegend unbepflanzt.

Doch eine Ausnahme gibt es: die berühmte Zypresse, die 1882 vermutlich von einem französischen Benediktinermönch gepflanzt wurde, als neue Ordensmitglieder aus Frankreich das Kloster wiederbelebten. Silos mag daher kein aktives Heilzentrum mehr sein, doch sein Wissen lebt weiter – in den Büchern, in den Mauern, in den Geschichten, die es zu erzählen hat. 

Zwei weitere spanische Top-Klöster

Monestir de Santa Maria de Poblet

Umgeben von dichten Wäldern und sanften Erhebungen der Prades-Berge thront das Monestir de Santa Maria de Poblet – ein beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Architektur und klösterlicher Tradition. Gelegen in der katalanischen Region Conca de Barberá, unweit des kleinen Ortes Vimbodí, zieht es mit seiner prächtigen Steinstruktur und den kunstvoll gestalteten Mauern seit Jahrhunderten Pilger, Besucher und Historiker gleichermaßen an.  

Gegründet im Jahr 1149 von Ramon Berenguer IV., Graf von Barcelona, war das Kloster einst als spirituelles Zentrum und königliche Grablege der Krone von Aragón bestimmt. Diese enge Verbindung zur Krone gab Poblet nicht nur religiöse, sondern auch politische Bedeutung.

1991 wurde es aufgrund seines außergewöhnlichen kulturellen Wertes von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Sein architektonischer Reichtum vereint verschiedene Stilrichtungen. Besonders herausragend sind der Kreuzgang San Fernando mit seinen meisterhaft gearbeiteten Kapitellen und der imposante Alabasteraltar der Abteikirche. Diese Bauwerke sind Zeugnisse einer Epoche, in der Kunstfertigkeit und Spiritualität Hand in Hand gingen.

Doch was Poblet besonders hervorhebt, ist seine traditionsreiche Verbindung zur Landwirtschaft. Schon früh begannen die Mönche, die fruchtbaren Ländereien zu bewirtschaften und so die wirtschaftliche Entwicklung der Region voranzutreiben.

Anders als in Santo Domingo des Silos, wo sich das Wissen um Heilpflanzen und Pharmazie zu einem unverzichtbaren Bestandteil des klösterlichen Lebens entwickelte, setzte man in Poblet vor allem auf Landwirtschaft und Weinbau. 

Diese Tradition ist bis heute lebendig. Die Mönche widmen sich weiterhin dem Anbau von Wein und Oliven, wobei sie sich verstärkt auf ökologische Methoden konzentrieren. Ihre nachhaltigen Praktiken tragen zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen bei und auch zur Bewahrung des kulturellen Erbes der Region.

Es ist dieser Gedanke der Nachhaltigkeit, der Poblet in die Moderne begleitet und es zu einem wichtigen Akteur im Bereich des Naturschutzes macht. 

Santuari de Lluc

Während uns die Reise bisher über das Festland Spaniens führte, öffnet sich nun ein neues Kapitel auf der Insel Mallorca. Weit entfernt von den imposanten Berglandschaften des Nordens erhebt sich inmitten der Serra de Tramuntana ein Ort, der seit Jahrhunderten Menschen anzieht: das Santuari de Lluc.

Etwa auf 525 Metern Höhe liegt dieses bedeutende Kloster in einem stillen Tal, umgeben von dichten Wäldern und rauen Felsen, die seine Abgeschiedenheit betonen. 

Die Geschichte von Lluc reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Einer Legende zufolge entdeckte ein Hirtenjunge gemeinsam mit einem Mönch im nahegelegenen Wald eine Statue der Jungfrau Maria.

Dieses Ereignis gab den Anstoß zur Errichtung eines Heiligtums, das sich mit der Zeit zu einem wichtigen Wallfahrtsort Mallorcas entwickelte. Die heutige Basilika, die zwischen 1622 und 1691 erbaut wurde, besticht durch ihre barocke Pracht.

Der kunstvoll gestaltete Hauptaltar, geschaffen von Meister Jaume Blanquer, zieht bis heute Gläubige und Kunstliebhaber gleichermaßen in seinen Bann. 

Doch die religiöse Bedeutung ist nur ein Teil dessen, was Lluc so besonders macht. Im Jahr 1956 wurde hier der Jardí Botànic de Lluc angelegt – ein Projekt, das ursprünglich als Meditationsgarten für die Ordensgemeinschaft gedacht war.

Doch es wuchs weit über diesen Zweck hinaus. Unter der sorgfältigen Pflege von Bruder Maciá Ripoll entwickelte sich der Garten zu einem lebendigen Museum der einheimischen Flora. Unterstützt von ehemaligen Chorknaben und Freunden erweiterte Bruder Maciá den Garten zwischen 1993 und 2001 kontinuierlich, um die vielfältige Pflanzenwelt Mallorcas zu schützen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 

Der botanische Garten beherbergt rund 200 Pflanzenarten, darunter seltene und gefährdete Gewächse, die für die Natur Mallorca wichtig sind. Besonders wertvoll ist die Sammlung der ältesten Obstbaumsorten der Insel, die von den historischen Landgütern der Berge stammen. Diese Bäume stehen nicht nur für vergangene landwirtschaftliche Traditionen, sondern auch für die nachhaltige Bewahrung dieser Kulturpflanzen. 

Darüber hinaus bietet der Garten Besuchern einen einzigartigen Bereich, der den medizinischen und aromatischen Pflanzen Mallorcas gewidmet ist. Hier wachsen Kräuter, die seit Jahrhunderten in der traditionellen Heilkunde verwendet werden.

Das Wissen um diese Pflanzen wird nicht aktiv weitergeführt, wie es im Monasterio de Santo Domingo de Silos der Fall ist. Doch ihre Kultivierung und Präsentation tragen dazu bei, dass ihr Wert nicht in Vergessenheit gerät.

Der Beitrag des Jardí Botànic de Lluc Naturschutz ist beachtlich. Durch die Pflege der einheimische Flora und den Erhalt bedrohter Arten leistet der Garten einen wichtigen Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht der Insel.

Diese Arbeit geht über die bloße Präsentation hinaus – sie ist ein bewusster Akt der Bewahrung und des Schutzes der natürlichen Ressourcen Mallorcas

Wegweiser für eine nachhaltige Zukunft

Schon damals beruhte der Anbau in Klostergärten auf einem tiefen Verständnis der natürlichen Kreisläufe. Die Techniken waren zu der Zeit nicht nur innovativ, sondern auch äußerst effektiv.

In Zeiten des Klimawandels könnten solche bewährten Methoden dazu beitragen, Agrarsysteme widerstandsfähiger zu machen und dem Verlust von Artenvielfalt entgegenzuwirken.

Die Rückbesinnung auf diese alten Methoden ist auch Ausdruck eines wachsenden kulturellen Bewusstseins. Die Restaurierung und Pflege der Klostergärten ermöglichen es, altes Wissen wieder aufleben zu lassen.

In einer Zeit, in der Globalisierung und industrielle Landwirtschaft vielerorts zu einem Verlust ursprünglicher Praktiken führen, ist dieser Erhalt von unschätzbarem Wert. Auch die Wissenschaft erkennt zunehmend den Wert dieser alten Anbauweise an.

Historische Bewässerungstechniken

Historische Bewässerungstechniken, die in Klöstern entwickelt wurden, bieten Ansätze für ressourcenschonende Landwirtschaft. In der Debatte um Wassermanagement berichtet iAgua: “Dass die Landwirtschaft weiterhin der größte Wasserverbraucher ist, sagt eine Zukunft voraus, in der wir uns entweder anpassen oder uns das Wasser ausgeht.”

Gleichzeitig können traditionelle Pflanzenschutzstrategien, die auf der natürlichen Abwehrkraft bestimmter Pflanzen basieren, umweltfreundliche Alternativen zu chemischen Pestiziden darstellen. Menschen suchen zudem auch verstärkt nach natürlichen Heilmitteln oder setzen in ihrem Alltag auf Naturkosmetik.

Damit sind diese Orte eine wertvolle Wissensquelle und Inspiration für dessen Herstellung.

Santo Domingo de Silos mit seiner historischen Apotheke und klösterlichen Medizin. Monestir de Santa Maria de Poblet mit seinen landwirtschaftlichen Praktiken im Wein- und Olivenanbau. Und Santuari de Lluc mit dem botanischen Garten, dessen Stärke in der Dokumentation und Bewahrung von einheimischen Pflanzen liegt.

Sie und viele mehr sind ein Zeugnis der Vergangenheit, ein aktives Projekt zur Erhaltung der Natur.

Die Autorin

Alina Brammer engagiert sich in unserem Magazin für die Themen Unwelt, Literatur und Film. Für diesen Beitrag hat sie sich mit dem historischen Erbe spanischer Klostergärten befasst.

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