Spaniens Fußballwunder SD Eibar
Baskenlands Fußballclub SD Eibar hat schon maln Real Madrid mit 3:0 vom Platz gefegt. Der Verein kommt aus einer Kleinstadt von der Größe Grevenbroichs. Und hielt sich lange im Mittelfeld der spanischen Liga. Inzwischen sind sie zwar in Liga 2, doch könnten bald wieder aufsteigen. Wie ist das möglich? Die Antwort: Die Armeros spielen wie eine intakte Familie. Und fällt ein Tor, erklingt die Dorfsirene.
Von Kristel Martínez Lagunas
„Trainer Mendilibar ist wie ein Vater für uns Spieler, für unser Team“ sagt Charles Dias – Stürmer des SD Eibar. Der Brasilianer ist der Torjäger dieser Eibar-Familie. Er hat 12 Tore in 24 Spielen der Saison 2018/19 erzielt, natürlich auch Dank seiner Kollegen.
„Wir kennen uns sehr gut. Wir wissen auf dem Platz sofort, was der andere denkt und möchte“, sagte Charles.Die Spieler von José Luis Medilibar sprechen die gleiche Sprache auf dem Platz. Sie wissen, wo der Teamkamerad steht. Und so wissen auch die überkritischen spanischen Sportjournalisten: Viele Tore von SD Eibar sind das Ergebnis einer perfekten Synchronie. Zum Beispiel im letzten Spiel gegen Deportivo Alavés (1 -1).
Da passt Fabián Orellana einen flachen Ball Richtung Torraum, wo ein Eibar-Spieler den Ball zu Marc Cardona durchlässt, der mit rechts zur linken Torecke abzieht. Und trifft.Die Stärke Eibars im Feld sind effektive Schüsse außerhalb des Strafraumes, schnelle Bewegungen der Spieler Richtung Torraum, technische Skills des Angriffes und effektive Ballannahmen. Und jenseits des Platzes sind die Kicker sogar noch stärker.
Fußballzwerg mit genialem Geschäftsmodell
Jahrzehnte dauerte es, bis der SD Eibar in der ersten Liga Spaniens kam. 2014/15 war es das Team mit dem niedrigsten Budget dieser europäischen Top-Liga. In das Stadion der kleinen Baskenstadt passten 6.300 Zuschauer. Eibar selbst hat gerade einmal 27.000 Einwohner. Dazu ein paar Talente und ein starkes Geschäftsmodell.
Das Eibar-Budget für die Saison 2018-2019 beträgt 49 € Millionen und ist damit das höchste Budget in seiner 78-jährigen Geschichte.Der Verein hat mehr als 11.000 Aktionäre aus 69 Ländern.
Und wirtschaftet vorbildlich. Null Defizit und keine Schulden. Dabei haben alle Aktionäre gemeinsame Besitzverhältnisse. Formel: Gebe nur aus, was Du verdienst.
2015, dank einer innovativen und erfolgreichen Crowfunding-Kampagne mit dem Titel „Defiende al Eibar“ (verteidige Eibar), erhielt der Club durch kleine Spenden in 50 Ländern der Welt insgesamt 1,9 Millionen Euro. Um den ökonomischen Anforderungen der LaLiga zu entsprechen.
Geld schießt Tore? Nicht in Eibar
Das Motto des Clubs: Ein anderer Fußball ist möglich. Dabei zeigt SD Eibar, was sie erreichen wollen: „die Bildung und die Laune der Menschen zu beeinflussen und Begeisterung zu generieren", erklärt Clubpräsidentin Amaia Gorostiza den Journalisten von El Pais.
SD Eibar ist ein Team mit Werten. Trotzt Wachstum, Beziehungen zu Japan, Indien und China sowie dem Bau eines neuen Stadions hält sich das Armero-Team an den Slogan der Stadt:
„Eibar, donde el trabajo es arte“. Eibar, wo die Arbeit Kunst ist.Das Team trifft sich mit den Mitgliedern zu sozialen Treffen im Txoko, dem sozialen Platz des Teams. Txoko ist das baskische Wort für Ecke. Holzstühle, eine Theke, nicht viel mehr. Das muss man sich mal bei ManU oder Barca mal vorstellen.
Wo sich Spieler und Fans mit Namen kennen
„Es ist egal gegen wen wir spielen. Wir sind sehr stark bei Heimspielen, mit unseren Leuten. Unser Ziel ist es, in der 1. Liga bescheiden zu bleiben, sagt Charles Dias.
Spieler wie er spielen für ihre Leute in Eibar. Sie kennen ihre Fans persönlich. Obwohl die Bezahlung niedriger ist als in anderen Clubs der LaLiga, fühlen die Spieler sich bei SD Eibar wohl und engagieren sich für die Belange der Stadt.
Wenn in Eibar ein Tor für Eibar fällt, erklingt in dem Kaff die Dorf-Sirene.
Die Autorin
Kris Martínez Lagunas aus Mexiko ist Journalistin und Youtuberin. In Bonn promovierte sie im Fach Molekularbiologie und schreibt heute über Talente aus Wissenschaft und Sport. Hier geht es zum Artikel Star im spanischen Frauenfußball