Kultautor Piñol spricht über Katalonien
Die Katalanen trommeln derzeit wie von Sinnen für ihre Unabhängigkeit. Doch ihr Kultautor Albert Sánchez Piñol spielt da nicht mit. 300 Jahre nach dem Ende der Unabhängigkeit Kataloniens hat der Starautor mit dem Roman Victus einen erstaunlich objektiven Bestseller veröffentlicht. Am 4. November stellt er sich in Barcelona den Fragen der Leser.
von Tobias Büsche
rIm Lesesaal der hochmodernen Bibiliothek Jaume Fuster in Barcelona wird es am 4. November spannend. Einer der besten Autoren Spaniens sitzt ab 19 Uhr mit Vertretern des mächtigen Verlages Campana auf dem Podium. Albert Sánchez Piñol hat mit dem Roman Victus den Nerv regionaler Gefühle getroffen. Das Buch spielt im Jahr 1713 und seit eben diesem Jahr ist Katalonien eine spanische Region. Das brisante daran: Die Regierung in Barcelona plant nach dieser langen Zeit einen regionalen Volksentscheid zugunsten eines Staats namens Katalonien - und pöbelt gegen Madrid, wo sie nur kann. Nicht so der Autor selbst.
Piñol kein katalanischer Hardliner
Albert Sánchez Piñols Buch ist alles andere als separatistisch. Victus handelt vom Spanischen Erbfolgekrieg und der blutigen Eroberung Barcelonas am 11. September 1713. Im Zentrum steht der junge Wehrtechniker Martí und der verzweifelte Kampf der Stadtbewohner. Anders als die ständigen antispanischen Reden derzeit ist sein Buch ein umsichtiger Beitrag über die damaligen Geschehnisse.
Fischerverlag lehnt Bestseller ab
Das Buch Victus ist in mehr als zehn Sprachen erhältlich. Nur der Fischerverlag hat diesmal gekniffen. Nach den surreal-fantasievollen Büchern Im Rausch der Stille und Pandora im Kongo war den Frankfurtern das neue Werk offensichtlich nicht relevant genug. Hoffentlich bekommen das die Katalanen nicht mit. Denn die waren sogar schon mal "Gastland" bei der Frankfurter Buchmesse. Pikant daran: Nur katalanisch schreibende Autoren durften mit. Albert Sánchez Piñol fand das grotesk und schwänzte die Messe im Jahr 2007 komplett.