Jakobsweg: Die Südkoreaner kommen

10 000 km liegen zwischen Seoul und Santiago de Compostela. Von den kulturellen Unterschieden ganz zu schweigen. Doch plötzlich gibt es einen kleinen Boom auf dem Camino: die Südkoreaner kommen.

von Tobias Büscher

Vor zehn Jahren liefen 24 Südkoreaner den Jakobsweg von den Pyrenäen über Burgos und León bis Santiago de Compostela. Im dortigen Pilgerbüro notierten die Angestellten amüsiert die Herkunft und gingen zur Tagesordnung über. Inzwischen lacht keiner mehr im Büro. Denn es kommen laut Lokalzeitung Voz de Galicia inzwischen mehrere Tausend.

Kim Nan Hee ist dann auch mal weg

Bücher über den Jakobsweg erzeugten schon in der Vergangenheit einen Boom. Hape Kerkeling landete mit Ich bin dann mal weg (2006) einen Bestseller, Paolo Coelhos Mein Jakobsweg gibt es schon in der 30. Auflage. Deutsche und Brasilianer gehören längst zum Stammpublikum wandernder Jakobswegfans.In Korea hat die Journalistin Kim Nan Hee ein Buch veröffentlicht mit dem Titel Die Reise einer Frau. Und ähnlich wie bei Kerkeling hat sie bislang im Land einen Bestseller gelandet: 50 000 Exemplare sind bereits verkauft.

Nachahmer aus Seoul

Und weil Erfolg neidisch macht, hat ein weiterer Journalist namen Kim Hyo Sun auch ein Tagebuch veröffentlicht. Ebenfalls mit Anekdoten, Routentipps und vielen Fotos. Der Mann ging sogar noch einen Schritt weiter und veröffentlichte Nebenrouten des Jakobswegs, darunter den Portugiesischen Weg und die Silberroute von Andalusien nach Nordwest. Inzwischen beschäftigen sich auch Wissenschaftler aus Galicien mit dem Phänomen. José Miguel Andrade von der Uni in Santiago vermutet mediale Gründe. Der galicischen Tageszeitung sagte er wörtlich: "Die Südkoreaner kommen vermutlich, weil sie gerade mit Büchern und TV-Shows nur so überhäuft werden."