(Ver)Zockt in „Eurovegas“?
Las Vegas bekommt Konkurrenz. Und zwar gar nicht so weit weg, im Lieblingsurlaubsland der Deutschen: Spanien.
von Lena Schulte
„Eurovegas“, so heißt das Mammut-Projekt, das unweit von Madrid 2017 seine Pforten öffnen soll und dem amerikanischen Vorbild Las Vegas in nichts nachsteht. Sechs Casinos, zwölf Hotels, drei Golfplätze und ein Stadion für 15.000 Zuschauer entstehen ab Ende des Jahres auf einem 750 Hektar großen Areal in der Gemeinde Alcorcón 15 Kilometer südwestlich der Hauptstadt. Auch zahlreiche Bars, Restaurants, ein Theater sowie eine Shopping-Mall sind geplant.
Größenwahn für 17 Milliarden Euro
„Eurovegas“, das klingt vielversprechend. Und tatsächlich lassen die Baukosten des spanischen Las-Vegas-Klons Großes erahnen: Die belaufen sich auf rund 17 Milliarden Euro – im besten Fall. Am Ende könnte der Zocker-Koloss von Alcorcón nach Angaben des Bauherrn aber auch mit bis zu 27 Milliarden Euro zu Buche schlagen.
Hinter den Casino-Plänen steckt die „Las Vegas Sands Corporation“ des US-Milliardärs Sheldon Adelson (79), die die spanische Glücksspielmetropole zu einem guten Drittel finanziert. Der Rest des Geldes stammt von Investoren, unter denen auch einige spanische Banken sein sollen.
Sheldon Adelson ist im Glücksspiel-Business kein unbeschriebenes Blatt: Dem US-Tycoon, der mit einem geschätzten Vermögen von 26 Milliarden Dollar derzeit Rang zwölf der Forbes-Liste belegt, gehören Hotel-Casino-Resorts in den Vereinigten Staaten, China, Macau und Singapur.
Für Eurovegas nimmt der Milliardär großzügige Steuervergünstigungen in Anspruch, die ihm Madrid zugesichert hat. Vergünstigungen, die kein anderer Unternehmer in Spanien zuvor je bekommen hat: Der Steuersatz für die Spielbetriebe wurde von 45 auf 10 Prozent heruntergefahren, auch Mehrwert- und Körperschaftsteuer werden gesenkt.
Chance auf 250.000 Arbeitsplätze
Bei den von der europäischen Schuldenkrise und Massenarbeitslosigkeit schwer getroffenen Spaniern stößt Eurovegas zumeist auf Gegenliebe. Denn das Projekt soll rund 250.000 Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig macht sich jedoch auch zunehmend Kritik breit: Im vergangenen Jahr haben mehr als ein Dutzend Organisationen „Eurovegas No“ gegründet.
Statt den Dienstleistungssektor auszubauen, solle Spanien besser neue Hightech-Projekte in Angriff nehmen, so ihre Forderung. Außerdem befürchten die Gegner, darunter mehrere linksgerichtete Parteien und ranghohe Mitglieder der katholischen Kirche, der Las-Vegas-Klon könne Prostitution und Kriminalität die Tür öffnen.
Auch Schäden für die Umwelt sind derzeit nicht absehbar.
Wird Alcorcón wie Las Vegas?
Tatsächlich ist es fraglich, ob der Las-Vegas-Import es schaffen wird, Touristen anzulocken und so die spanische Wirtschaft anzukurbeln. Die verschlafene Stadt Alcorcón liegt zwar nur wenige Autokilometer entfernt von Madrid, staubige Pisten, trockene Büsche und Bauruinen erinnern jedoch eher an die geplatzte Immobilienblase als an eine pulsierende Zocker-Metropole.
Die Autorin
Lena Schulte ist Diplom-Übersetzerin für Englisch und Französisch. Sie arbeitet als Redakteurin/Texterin in einem PR-Unternehmen.
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