Spaniens Streit mit Kolumbien um Milliardenschatz

Die 1708 gesunkene San José sorgt weiter für Streit zwischen Spanien und Kolumbien. Die Frage lautet: Wem gehört das entdeckte historische Schiff vor der Küste Kolumbiens mit einem vermuteten Schatz in Milliardenhöhe? Der Präsident Kolumbiens hat jetzt Ansprüche aus Madrid so gekontert: Damit das klar ist, meine Herren, das Schiff gehört uns.

von Tobias Büscher

El País zitiert den Kolumbianer so: Jetzt tauchen plötzlich gleich mehrere angebliche Besitzer der Galeone auf. Doch was soll das, das Schiff ist in unserem Hoheitsgebiet gesunken. Fakt ist: Engländer unter Führung von Admiral Charles Wagner hatten die San José nahe Cartagena in kolumbianischen Gewässer 1708 versenkt. Es führte damals jede Menge Silber, Gold und Edelsteine bei sich, welche die Spanier in Peru, Ecuador und eben auch in Kolumbien erbeutet hatten.

Den Schatz wollen viele, auch die Peruaner

Als Kolumbiens Präsident am 6. Dezember den Fund via Twitter bekannt gab, machte kurz darauf schon der vermutete Wert des Schatzes die Runde: 17 Milliarden Dollar sollen das sein. Unmittelbar darauf trafen sich die Außenminister der beiden Länder Spanien und Kolumbien ohne großen Erfolg. Denn der Schatz, glauben gleich mehrere, sei ihrer. Spanien beruft sich auf die UNESCO, wonach historische Funde auf dem Meeresgrund dem damaligen Besitzer zustehen. Das Unternehmen Sea Search Armada mit Sitz in den USA erhebt Ansprüche, weil es das Wrack entdeckt hat. Peru weist darauf hin, dass ein Großteil der Beute aus diesem Andenland stammt und daher den Peruanern zusteht. Und Kolumbien stellt kar, die UNESCO hat schließlich den Schutz des Unterwasserkulturerbes gegen Beutejäger eingeführt und die Galeone liegt im kolumbianischen Hoheitsgebiet.

"San José ist Erbe der Menschheit"

In Bogotá hat Kolumbiens Präsident nun noch einmal auf einer Pressekonferenz unterstrichen: "Der Schatz ist ein kulturelles Erbe der Menschheit und gehört gleichzeitig uns". Spaniens Außenminister Manuel García Margalló dagegen kontert: Das Schiff fuhr unter spanischer Flagge. Also ist es ein spanisches Schiff.

Historischer Hintergrund der Schlacht mit England

Die San José war eines der vielen Schiffe, die erbeutete Schätze aus Lateinamerika nach Spanien bringen sollten. Sie war entsprechend mit 44 Kanonen bestückt. Zumal Spanien seit 1701 mit England im sogenannten Erbfolgekrieg stand. Die Briten versuchten in der Zeit ständig und oft auch mit Erfolg, Spaniens Beuteschiffe zu entern. Dabei wäre der Untergang der San José eines ihrer größten Erfolge gewesen, hätten sie nur vorher den Schatz bergen können. Thema des Erbfolgekriegs war, wer Nachfolger des kinderlosen spanischen Königs Carlos II werden sollte. Damals ging Frankreich als Sieger hervor und besetzt mit den Bourbonen bis heute den spanischen Thron. Der derzeitige Bourbonen-König Felipe hat sich in Madrid übrigens bislang noch nicht zum Schatz der San José geäußert. Er hat ja auch ganz andere Sorgen. Spanischen Medien zufolge arbeitet er gerade intesiv an seiner Weihnachtsansprache.

Literatur-Tipp

Muschelmord, Tod auf dem Jakobsweg. Der Krimi. Ein Polizist ermittelt undercover im Pilgermilieu: