Spanien: Kicken in der Knast-Liga

Insassen des Gefängnisses A Lama haben die erste Runde beim Fußballwettbewerb Torneo de Presos gewonnen. Der läuft ab sofort in ganz Spanien und dient der Wiedereingliederung von Mördern und Drogendealern in die Gesellschaft.

von Tobias Büscher

Galicien war gestern Schauplatz des ersten Gefangenen-Cups in Spanien. In der Kleinstadt Lalín haben die Kicker von A Lama unter dem Jubel der angereisten Familienangehörigen das Endspiel gegen Teixeiro mit 2:0 gewonnen. Sie setzten sich dadurch gegen insgesamt fünf galicische Gefängnisteams durch. Als nächstes treffen sie auf das Siegerteam aus La Rioja. Und dann geht es vielleicht zum Finale nach Madrid. Die Idee für diesen Cup hat der spanische Fußballverband Federación Española de Fútbol RFEF entwickelt.

Stürmer Nesty spielte schon bei Celta de Vigo

Erstaunlich fair liefen die Spiele ab, berichtet La Voz de Galicia. Bis auf eine Schlüsselband-Prellung gab es keine ernsthaften Verletzungen, wohl aber Spiele auf hohem Niveau. Kein Wunder. Nesty beispielsweise, der Stürmer der Siegermannschaft, hat als Jugendlicher für den Erstligisten Celta de Vigo gespielt - bevor er mit harten Drogen dealte.

Die Vorbereitung auf solche Spiele sind intensiv. Dazu gehören tägliche Indoor-Spiele im Gefängnis und Ausdauertraining. Wer zum Kader gehören will, muss vorher im Gefängnis eine Schiedsrichterausbildung absolvieren und neben guter Technik vor allem ein lupenreines Benehmen an den Tag legen. Von allen Insassen in Galicien schafften es schließlich 55 Gefangene aus drei Sicherheitstrakten. Zu den Trainings-Auswärtsspielen ging es mit dem Gefängnisbus.

35 Minuten auf dem Platz, dann Hühnchen mit Mineralwasser

Die Spiele dauern bei solchen Events nur 35 Minuten statt 90. Der Fußball steht im Mittelpunkt. Doch auch sehr viel Polizei am Spielfeldrand. Ausbruchversuche gab es aber nicht. Im Gegenteil. Die Kicker trafen sich abschließend noch im örtlichen Restaurant Casa Pablo. Es gab Hühnchen mit Mineralwasser. Danach ging es zurück in die Zellen. A Lama, das Sieger-Gefängnis, ist mit 1550 Insassen das größte in Nordwestspanien. Doch nicht das bekannteste. Die Knackis vom Centro Penitenciario de Teixeiro bei A Coruña haben zwar das Endspiel in Lalín verloren, sorgen aber für wesentlich mehr Schlagzeilen. In dem Hochsicherheitstrakt saßen neben Schwerverbrechern in Einzelhaft vorübergehend auch ein Dutzend ETA-Terroristen ein, darunter Inés die Blutrünstige.

 

Weiterführende LinksSport in Spanien

Die Region Galicien

Literatur-Tipp

Muschelmord, Tod auf dem Jakobsweg. Der Krimi. Ein Polizist ermittelt undercover im Pilgermilieu:

zähl