Spaniens Militär flaggt Halbmast
Bilder von Spanien zur Karwoche sind wieder um die Welt gegangen. Doch die Kapuzenmänner während er Osterprozessionen sind nicht die einzige Kuriosität im Land. Das Militär setzte an Karfreitag in Gedenken an Jesus die Fahnen auf Halbmast. Als würde es die Trennung von Kirche und Staat noch nicht geben.
Offiziell nun seit zwei Jahren. Seitdem Verteidigungsministerin Cospedal im Amt ist. Inoffiziell seit 20 Jahren.
Die mittelalterliche Vermischung von Religion und Politik passiert nicht bloß vor dem Gebäude des Regierungsapparates. Alle Kasernen und Stützpunkte folgen dem Befehl.
Säkulare Neutralität? Qué va
Schon letztes Jahr widmete sich El País diesem Rückfall ins Mittelalter. Begründung der Politik für den obskuren Akt damals: Da es nicht verboten ist, gilt es halt als „Tradition“.
Argument der Ministerin Cospedal (*1965) dieses Jahr: „an den Tod Christi während der Ostertage zu erinnern, ist Teil unserer Kultur“. Der spanischen wohlgemerkt.
Die Kritik von staatlichen und privaten Organisationen an die fehlende religiöse Neutralität des Staates verpufft.
Im Gleichschritt Ostermarsch, Chacón war gestern
Welcher politische Sound kommt da angerauscht? Ach ja, es nennt sich National-Katholizismus und war ideologisches Fundament für die jahrzehntelange repressive Franco-Diktatur.
Und wenn spanische Legionäre in andalusischen Städten wie Jaén bei der Prozession mitgehen, wachsen kaum einem die Sorgenfalten.
Erstaunlich in einem Land, das sogar mal mit Ministerin Chacón (1971-2017) eine schwangere und sehr weltliche Sozialistin als Verteidigungsministerin bekam. 2008 war das.
Fahnen auf Halbmast in Gedenken an Jesu hielt die Frau damals für Quatsch. Und bei der Geburt ihres Kindes schickten die Generäle Plüschtiere. Der Wind hat offenkundig gedreht.
Und überhaupt: Warum denn die Flagge auf Halbmast setzen, wo Jesus dem katholischen Glauben gemäß doch nach der Kreuzigung auferstanden ist?
Carme Chacón, Spaniens beliebteste Ministerin ever, starb übrigens 2017 an einem langjährigen Herzfehler mit nur 46 Jahren. Und viele trauern der Katalanin hinterher, die so viel Leben in den verkrusteten Militärapparat brachte.
Was ihrer Nachfolgerin von der Volkspartei PP kaum gelingen wird. International kennt María Dolores de Cospedal jedenfalls fast niemand.
Halbmast hin oder her. (mfv, tb)